Birgit Heimbach, Hebamme und langjährige Redakteurin der DHZ Foto: © Markus Heimbach

Vielen Hebammen ist die schwedische Oxytocinforscherin Dr. Kerstin Uvnäs Moberg bekannt, lange Professorin für Physiologie an der Universität in Uppsala, etwa durch ihre Beiträge in der DHZ. Eher weniger haben sie von der amerikanischen Neuroendokrinologin Dr. Sue Carter gehört, die als Professorin an der Universität in Indiana lehrte und auch Spezialistin für das Hormon ist. Gemeinsam veranstalteten die beiden Wissenschaftlerinnen 1996 eine Konferenz in Schweden und gaben 1998 den Band der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology mit dem Titel »Is there a Neurobiology of Love?« heraus. Während sich Uvnäs Moberg als Medizinerin zunächst mit dem gastrointestinalen System und Carter mit Reproduktionsbiologie befasste, stießen beide auf Oxytocin, was sie als Forschungsgegenstand nicht mehr losließ – auch durch ihre eigenen Erfahrungen des Mutterwerdens. Carter verfasste bereits 1970 Publikationen zu Hormonen und Sexualverhalten und war die erste, die das Liebeshormon für soziale Monogamie identifizierte. In dieser Schwerpunktausgabe zum Thema »Hormone« gibt es von der Amerikanerin einen Beitrag, eine Wissensgeschichte. Sie berichtet über ihren Werdegang, ihr Muttersein, ihre wissenschaftliche Tätigkeit und ihre Erkenntnisse rund um diesen besonderen Signal- und Botenstoff.

Die Forschung entdeckt stets neue Mechanismen rund um Hormone, die auch für Hebammen bedeutend sind. Corina Scheurer, stellvertretende leitende Hebamme am Helios Krankenhaus Pforzheim, stellt neue Erkenntnisse zur hormonellen Physiologie der Geburt vor. Dr. Ulrike Schmidt, stellvertretende Direktorin der Poliklinik für Psychiatrie vom Universitätsklinikum Bonn, erläutert neurobiologische Zusammenhänge: Frauen seien – zumindest bei manchen Stressoren – vulnerabler als Männer. Östrogen spielt hierbei eine Rolle. Je mehr Östrogen, desto mehr Cortisol werde ausgeschüttet. Bei gestressten Müttern gebe es vergleichsweise höhere Cortisolspiegel, die auch das Stresssystem des Kindes verändern könnten.

Ein Oxytocinforscher ist in diesem Sommer kurz vor seinem 100. Geburtstag gestorben: der Wiener Biochemiker Dr. Hans Tuppy. Er war einer der ersten, der Anfang der 1950er Jahre die Aminosäurensequenz von Oxytocin entschlüsseln konnte. Kurz nach ihm gelang das ebenso einem Forscher aus den USA, Prof. Dr. Vincent du Vigneaud, der es später auch synthetisieren konnte und 1955 dafür den Nobelpreis für Chemie bekam. Von Tuppy erfuhr ich erst von dem Medizinchemiker Prof. Dr. Markus Muttenthaler, ebenfalls ein Wiener, der für weitere Erkenntnisse aus der Oxytocinforschung sorgen wird. Er befasst sich mit der Schmerzbehandlung über den Oxytocin-Rezeptor – zunächst in der Darmwand.