Lena Ditte Nissen: »Ich möchte gegen die menschenverachtenden Ansichten wirken, die damals durch meine Vorfahren propagiert wurden.«

Foto: privat

Die dänisch-deutsche Urenkelin von Nanna Conti forscht als Künstlerin und Filme­macherin über ihre Familie, Frauen im Nationalsozialismus und heutige Erinnerungskultur. Ihre Urgroßmutter war von 1933 bis 1945 Reichshebammen­führerin, wie im Beitrag »Vertraute der Frau oder des Staates?« zur Rolle der Hebammen im Nationalsozialismus in der vorigen Ausgabe beschrieben.

Miriam Steinacker: Wann haben Sie davon erfahren, dass Nanna Conti ihre Urgroßmutter war? Wie war das für Sie?

Lena Ditte Nissen: Die Antwort ist symptomatisch für viele Familien, unter deren Vorfahren und Vorfahrinnen es Täter:innen gibt: Ich selbst habe das sehr, sehr spät erfahren. Da war ich schon längst erwachsen. Ich habe es auch nicht direkt von einem Familienmitglied erfahren, sondern habe mir das Wissen selbst erarbeitet.

Im Jahr 2015 habe ich von meinem Vater die Memoiren seiner Mutter, Camilla Nissen, zugeschickt bekommen, also von der Tochter Nanna Contis. Diese Memoiren hat sie von 1969 bis 1971 verfasst. Sie beschreibt darin ihr ganzes Leben und schreibt auch über Teile des Lebens ihrer Mutter, also von Nanna Conti. Außerdem thematisiert sie ihren Bruder Leonardo Conti, meinen Großonkel, der im Nationalsozialismus »Reichsgesundheitsführer« war.

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