
„Entgrenzte Arbeit“ wird bei Frauen und insbesondere bei Müttern zunehmend zur Normalität. Foto: © Colourbox
So viel scheint sich in den vergangenen Jahren für Frauen und Mütter verbessert zu haben, die Beruf und Familie vereinbaren wollen: Elterngeld, Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz und die Rückkehrmöglichkeit nach der Elternzeit in den Betrieb. Und doch scheinen die Anreize nicht ausreichend. Die jungen Frauen sind unzufrieden. Und die Geburtenraten in Deutschland steigen nicht wirklich. Viele junge Mütter fühlen sich mit Beruf, Kind(ern) und Haushalt überlastet. In ihrer Orientierung auf einen Beruf hin unterscheiden sich junge Frauen kaum noch von jungen Männern. Wir haben heute die am besten ausgebildete Frauengeneration. Bei den schulischen Abschlüssen haben die Mädchen die Jungen seit Jahren überholt. Und doch weist der Arbeitsmarkt eine berufliche Spaltung aus.
Dabei scheinen junge Frauen zu Beginn ihrer Ausbildung die Karriere nicht als Gegensatz zur Mutterschaft zu denken. Prof. Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat zusammen mit ihrem Team untersucht, wie sich die Lebensentwürfe von Frauen und Männern zwischen 2007 und 2012 verändert haben (Allmendinger 2013). Demnach ist heute der Wunsch der Frauen nach Erwerbstätigkeit nahezu selbstverständlich. Für 91 Prozent der befragten Frauen sind Erwerbsarbeit und finanzielle Unabhängigkeit sehr wichtig und die meisten wollen auch nach der Familiengründung nicht aufhören zu arbeiten. 93 Prozent der Frauen wünschen sich Nachwuchs.
Doch kaum ist ein Kind da, scheinen familiäre und berufliche Träume gleichzeitig nicht mehr möglich zu sein. Per Gesetz besteht die Gleichheit von Männern und Frauen. Doch die Qualität der Arbeit sowie die Arbeits- und Karrierebedingungen für Frauen und Männer sind weiterhin ungleich. Sie entwickeln sich unterschiedlich, sobald die Familiengründung beginnt. Denn die Mehrzahl der Mütter reduziert ihre Arbeitszeit in der Familienphase. So arbeiten beispielsweise nur 40 Prozent der 28-jährigen Mütter, im Gegensatz zu rund 80 Prozent der Frauen ohne Kinder. Ist das jüngste Kind unter zehn Jahren, sind rund 60 Prozent der Frauen erwerbstätig, rund 20 Prozent arbeiten in Vollzeit, die große Mehrheit von Frauen aber in Teilzeit.
Die höchste Erwerbstätigenquote mit 70 Prozent erreichen Mütter erst im Alter von 40 bis 50 Jahren, während die meisten Frauen ohne Kind(er) mit rund 80 Prozent im Alter von 30 bis 40 Jahren erwerbstätig sind. Erst ab Mitte 40 nähern sich Erwerbstätigenquoten von Frauen mit und ohne Kinder wieder an (Keller & Haustein 2014, S. 734). Dann allerdings hat sich der Umfang der Arbeitszeit stark verändert. Während der gesamten Erziehungsphase und keineswegs nur, solange die Kinder im Grundschulalter sind, arbeiten Mütter in Deutschland überwiegend in Teilzeit.

Abbildung 1: Vollzeit- und Teilzeitquoten nach dem Alter des jüngsten Kindes (Haustein & Keller 2012, S. 1084)
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