Foto: Kerstin Pukall

Eine prospektive Studie hat Geburten in Kliniken und Geburtshäusern in Dänemark verglichen. Auf die Vergleichbarkeit der ausgewählten Gruppen wurde dabei besonderer Wert gelegt. Ergebnis: Gebärende genießen in Geburtshäusern viele Vorteile, ohne dabei ein höheres Risiko einzugehen.

Klinikgeburt senkt das Todesrisiko!” (Berndt 2011) Und schon deutlich kleiner: „Eine Studie aus China zeigt: …” Mit solchen Schlagzeilen machen sich überregionale Tageszeitungen schnell zu Handlangern der Lobbyisten für große Krankenhauskonzerne in Deutschland. Deren Ziel ist es, in einem bestimmten Interessenzusammenhang Einfluss auf politische Entscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen. Dieser Art von Einflussnahme gilt es mit breiter Brust und wissenschaftlich fundierten Ergebnissen entgegenzutreten und sich nicht verletzt zurückzuziehen.

Die Arbeit von Geburtshäusern steht oft zu Unrecht unter argwöhnischer Beobachtung. Selbstverständlich kann man die Geburten eines Geburtshauses nicht einfach so mit denen eines Perinatalzentrums vergleichen, dazu sind die Kollektive der Gebärenden zu verschieden. Um aber wirkliche Vergleiche anzustellen, würde es einer guten Kommunikation zwischen beiden Einrichtungen bedürfen. Die Interessen liegen sich dabei aber zumeist diametral gegenüber.

Aber sind die Geburtshausgeburten nun leichter, schneller und mit weniger körperlichen und psychischen Geburtsverletzungen verbunden oder nicht?

Ein Cochrane Review von hebammengeleiteten Kreißsälen innerhalb der Klinik („alongside midwifery units”) bestätigt keine signifikanten Unterschiede in der perinatalen Mortalität und der perinatalen und maternalen Morbidität. Es wurden aber in den von Hebammen geleiteten Kreißsälen signifikant weniger medizinische Interventionen vorgenommen und die Zufriedenheit der Mütter lag deutlich höher (Hodnett et al. 2012). Diese Ergebnisse können aber nicht mit Geburtshäusern verglichen werden, weil im Fall von Komplikationen in hebammengeleiteten Kreißsälen die Transportwege in die Klinik entfallen.

Die Vergleichsstudie

Charlotte Overgaard und ihre KollegInnen von der dänischen Universität Aalborg haben deswegen eine prospektive Kohortenstudie vorgelegt (Overgaard et al. 2011). Darin haben sie zwei tatsächlich vergleichbare Gruppen von Schwangeren ohne Risiken (low-risk) jeweils in zwei Geburtshäusern und zwei Frauenkliniken in der dänischen Region Nordjütland miteinander verglichen (siehe Landkarte).

Die Hypothese, die es zu bestätigen oder abzulehnen galt, war: Geburten in unabhängigen Geburtshäusern („freestanding midwifery units”) bieten den Gebärenden eine Reihe von Vorteilen, ohne ein höheres Risiko an mütterlicher und kindlicher Morbidität und Mortalität.

Die Vorteile wären:

  • höhere Rate an spontanen Geburten
  • mehr Gebärende ohne Geburtsverletzungen
  • geringere Verwendung pharmakologischer Schmerzstillung
  • weniger Interventionen, einschließlich Sectio caesarea.
Prospektive Kohortenstudie
Zwei Gruppen mit gleichen Ausgangssituationen werden verschiedenen Settings ausgesetzt, beobachtet und verglichen. Dabei werden im Vorfeld der Zeitraum und die Fragestellung exakt definiert. In der hier beschriebenen Studie wird das Outcome von normal beginnenden Geburten bei „Low-risk”-Gebärenden in der Klinik mit dem im Geburtshaus verglichen.

In Nordjütland leben etwa 580.000 Menschen, davon rund 100.000 Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 45 Jahren, etwa zehn Prozent sind Migrantinnen. Jährlich werden etwa 6.000 Kinder geboren. Quelle: Wikipedia, www.statistibanken.dk

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