
Illustration: © Birgit Heimbach
Stürmische Zeiten gerade. Erst fegt Sabine durchs ganze Land, nimmt dies und das einfach ungefragt in ihre wilden Hände. Nun ist es das Virus, das uns und alle um uns herum beschäftigt. Auf Trab hält. Verrückt macht. Bedrohlich erscheint. Das allgemeine Leben in eine Zwangspause schickt.
Wieder einmal zeigt sich in der Krise, wie wertvoll die Arbeit mit Schwangeren und Gebärenden, aber auch für sie ist. Und wie sehr sie als eine Dienstleistung für grundsätzlich Gesunde in Schieflage geraten kann, wenn das System, in das sie eingebettet ist, primär für die Kranken in diesem Land zuständig und nun mit einer Erkrankungswelle beschäftigt ist.
Gestern in der Sprechstunde saß eine Schwangere vor mir und weinte heftig. Nicht nur ihre Pläne vom Hausbau und ins Nest einziehen gerieten aus den Fugen. Ihre noch größere Frage war, wie sie die Sorgen, Ängste und die aufkommende Panik des Umfeldes von ihrem ungeborenen Kind fernhalten könnte. Die Einzelgespräche tun den Frauen wohl in diesen Tagen – noch mehr als zuvor.
Wenig später wich einer Erstgebärenden die Farbe aus dem Gesicht, als sie erfuhr, dass der Kurs, von dem sie erst eine Stunde absolviert hatte, jetzt – sieben Wochen vor ihrem Termin – ersatzlos gestrichen wurde. Wie soll sie da gebären, wenn niemand sie vorbereitet? Selbstverständlich wird sie gebären können. Und, fragte ich mich, ist es gut, dass die Frauen sich von der Vorbereitung so sehr abhängig fühlen, dass sie in Anbetracht der Lage lieber die Geburt verschieben, als ohne Kurs zu gebären?
Heute dann der Anruf einer betreuten Schwangeren, vorgestern am Termin. Ob es wohl möglich wäre, doch noch die Rufbereitschaft in Anspruch zu nehmen? Unter diesen Umständen wolle sie möglichst kurze Zeit auf dem Klinikgelände verbringen. Lieber wolle sie die Wehenbetreuung und gleich nach der Geburt nach Hause.
Von Hausgeburtskolleginnen aus Österreich erreicht mich die Nachricht, dass die Nachfrage nach kurzfristigen Hausgeburten akut steigt.
Frauen brauchen Hebammen. Gesunde Hebammen. Hebammen für die Gesundheit von Frauen und Kindern. Einerseits für eine ganzheitliche Begleitung in der Schwangerschaft und eine vertrauensstärkende Vorbereitung auf das Gebären. Aber auch in Krisenzeiten benötigen Frauen Hebammen als Ruhepol – mit Fachinformationen, als Anlaufstelle und mit umsichtiger Präsenz an ihrer Seite in den Kreißsälen, den Geburtszimmern und Wohnzimmern. Als Geburtsbegleiterinnen in einem Gesundheitssystem, das seinen Namen schon vor Corona nicht wirklich verdient hat.
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