Abbildung 1: Vaginalsonografisches Bild einer dehiszenten Uterotomie-Narbe Abbildung: © Stefan Rimbach

Etwa ein Drittel aller Kinder werden in Deutschland und auch international per Kaiserschnitt geboren (Betrán et al. 2016). Eine zunehmend ins Bewusstsein rückende Folge ist das Bild der Uterotomie-Dehiszenz.

Der Narbendefekt fällt in der Regel bei der vaginalsonografischen Untersuchung als hypoechogene Lücke im Myometrium der Vorderwand des unteren Uterinsegments auf (Roberge et al. 2012). Die Form des Defekts im Ultraschallbild kann sehr unterschiedlich sein, oft ist er keilförmig, kann aber auch halbrund, tropfenförmig oder zystisch imponieren, oder das Myometrium vollständig unterbrechen (siehe Abbildung 1).

Diagnostik und Prävalenz

Besonders gut gelingt die Darstellung des Befundes unter kon­trastverstärkender Kochsalzinstillation (Baranov et al. 2016). Seine Ausdehnung lässt sich mit verschiedenen Maßen beschreiben, darunter Tiefe, Breite, eventuell Fläche, sowie residuellen Dicke des intakten Myometriums. Für die Interpretation von Literaturdaten ist bedeutsam, dass die Messung der Myometriumdicke ohne oder mit Einbeziehung der angrenzenden Blasenwand (»full thickness«) erfolgen kann (Naji et al. 2012)

Der Begriff ist nicht gleichzusetzen mit der Dehiszenz sub partu, sondern bezieht sich auf die Uterotomie-Narbe im Zustand nach Sectio am nicht-schwangeren Uterus. Durchaus aber mit Blick auf die Sicherheit einer nachfolgenden Geburt beschrieb der Direktor der Geburtshilfe der Universität Adelaide, Südaustralien, L. O. Poidevin bereits im Jahr 1959 Vertiefungen der Kaiserschnittnarbe an einem Hysterektomie-Präparat (Poidevin 1959). In der aktuellen Literatur werden Narbendefekte als Isthmocele, Divertikel, Pouch, Niche, Hernie, uteroperitoneale Fistel oder Uterotomie-Dehiszenz bezeichnet (Monteagudo et al. 2001; Borges et al. 2010; Erickson & Van Voorhis 1999; Wild & Gull 2003; Surapaneni & Silberzweig 2008; Fabres et al. 2003; Armstrong et al. 2003).

Dabei ist bis heute unklar, wie eine »normale« Sectio-Narbe eigentlich beschaffen sein sollte (Donnez 2020). Die Diagnose einer Uterotomie-Dehiszenz definiert sich daher entscheidend über die Frage, ob mit dem morphologischen Ergebnis der bildgebenden Untersuchung auch eine funktionelle Beeinträchtigung in Form einer klinischen Symptomatik einhergeht

Die Angaben zur Prävalenz schwanken stark und reichen von 20–85 %, nicht zuletzt abhängig von der Untersuchungstechnik. Im Mittel ist von einer Häufigkeit von 56 % auszugehen (Roberge et al. 2012; Bij de Vaate et al. 2014; van der Voet 2014).

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