
Neun von zehn Frauen in DDR waren berufstätig – in der alten Bundesrepublik war es nur jede zweite. Und das war längst nicht der einzige Unterschied. Abbildung: © EIZ Rostock/Haus Europa
Eine Ausstellung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur versucht, ein vielschichtiges Bild der Frau im geteilten Deutschland zu zeigen. Anlass ist das 50. Jubiläum des Internationalen Jahres der Frau 1975.
Damals war aus Sicht von Kuratorin Clara Marz für Frauen in Ost und West vieles verschieden, aber einiges eben auch nicht. »Nicht nur die Rocklänge glich sich in Ost und West an, auch die Lebensentwürfe der Frauen schienen damals recht ähnlich«, heißt es im Text zur Ausstellung. »Früh wurde geheiratet, oft kirchlich, bald darauf kam das erste Kind zur Welt, um das sich selbstverständlich die Frau zu kümmern hatte – ebenso wie um den Mann und den Haushalt.«
In den 1980er Jahren heirateten Frauen in der DDR demnach durchschnittlich mit 21 Jahren, in Westdeutschland mit 23. Zum Vergleich: 2023 lag das Heiratsalter bei fast 33 Jahren.
Scheidungen und »Kinderwunschpille«
Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Vorgaben in den beiden Systemen prägten die Lebenswelten. So waren 1989 in der DDR nach Angaben aus der Ausstellung 92 % aller Frauen berufstätig, in der alten Bundesrepublik dagegen nur knapp die Hälfte.
Frauen im Osten hatten einfacheren Zugang zu Scheidungen, zu legalen Abtreibungen und zur »Kinderwunschpille«. Im Westen erklärte der § 218 Schwangerschaftsabbrüche für rechtswidrig, Scheidungen waren komplizierter und stürzten Frauen oft in wirtschaftliche Unsicherheit.
Schön, schlank, fröhlich
Die Erwartungen an Frauen unterschieden sich weniger. »Oberflächlich betrachtet war es auf beiden Seiten sehr ähnlich: Frauen mussten nur jung, schön, gepflegt, schlank, fröhlich und unkompliziert sein«, erklärt die Ausstellung. Sie waren für den Haushalt verantwortlich, auch wenn dies für die Frauen im Osten eine »zweite Schicht« bedeutete.
Offiziell präsentiert wurde die Ausstellung »Frauen im geteilten Deutschland« erstmals bei der Geschichtsmesse in Suhl Ende Februar. Schulen und andere Institutionen können die Inhalte als Plakatsätze bestellen. Etwa 540 Male sei die Ausstellung schon verschickt worden, in Ost und West, aber auch ins Ausland bis nach Australien, sagt Marz.
Quelle: dpa, 27.2.2025 · DHZ