Abbildung: © Karsten K. Panzer, www.PerZan.de

Werden Schmerzen unzureichend therapiert, können sie physische und psychische Folgen für die PatientInnen haben – im Extremfall werden sie sogar chronisch. Dies betrifft auch die Geburtshilfe und gilt gleichermaßen für die Mutter und das Neugeborene. Der 2011 aktualisierte Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege“ soll ein effektives Schmerzmanagement auf allen Ebenen etablieren.

Erfreulicherweise hat das Schmerzmanagement in den vergangenen Jahren einen höheren Stellenwert im Krankenhaus erhalten. So hat sich beispielsweise die Berufsgruppe der Pflegefachkräfte mit dem Thema auseinandergesetzt, indem das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) den Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege“ (2005) entwickelt hat. Dem folgten diverse Leitlinien für MedizinerInnen – so auch eine Leitlinie zur Therapie akuter und posttraumatischer Schmerzen von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) aus dem Jahr 2007. Umfangreiche Befragungen im Rahmen eines Projektes zur Schmerztherapie an 2.252 operativ und 999 konservativ behandelten PatientInnen an 25 Kliniken brachten erste Ergebnisse zutage, die deutlich zeigten, dass die Qualität der Schmerztherapie verbesserungsfähig ist (Maier et al. 2010). Zertifizierungsverfahren, die im Wesentlichen die Implementierung des Expertenstandards einfordern, geben hier den Anreiz für die Kliniken, ihre Schmerztherapie zu verbessern.

Gleichwohl spielte bei diesen Bemühungen das Schmerzmanagement in der Geburtshilfe zunächst keine dominante Rolle, so wurden in der oben genannten Befragung keine Wöchnerinnen einbezogen. Offenbar werden Schmerzen im Geburtskontext nicht gleichgesetzt mit anderen Schmerzen und der unbedingten Notwendigkeit, diese zu therapieren. Diese Annahme steht im Einklang mit der von Verena Schmidt (2005) beschriebenen positiven Wirkung der Geburtsschmerzen, sofern es sich um physiologische und produktive Schmerzen handelt.

Während der Geburt dominieren in der Eröffnungsphase Schmerzen, die durch die Uteruskontraktionen und die Dilatation der Zervix bedingt sind. Im weiteren Geburtsverlauf kommen Schmerzen durch die perineale Dehnung hinzu (Girad & Engmann 2012). Die Frauen beschreiben die Schmerzen im Kontext der Geburt beispielsweise als anstrengend, beschwerlich, krampfhaft, stechend und unerträglich (Capogna et al. 2010).

Wie können die in dem Expertenstandard geforderten Maßnahmen auf die Geburtshilfe übertragen werden und wo sollte eine Modifikation erfolgen? In der Geburtshilfe sind immerhin drei Phasen zu beachten: die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett. Zudem muss sich das Schmerzmanagement nicht nur auf die Frau, sondern auch auf das Neugeborene beziehen. Die folgenden Überlegungen sind als Diskussionsgrundlage zu verstehen.

Kunstprojekt „iGene“
Der Künstler Karsten K. Panzer verbindet mit seinem Projekt „iGene“ Kunst und Wissenschaft. Ausgangspunkt sind die Bausteine der Genetik, die sogenannten Tripletts, die aus je drei der vier Nukleobasen (Guanin, Adenin, Cytosin oder Thymin) bestehen. Sie sind die kleinste Einheit der DNA. Panzer transformiert sie als grafische Formel in das dreigliedrige RGB-Farbsystem, das durch Mischen der Grundfarben Rot, Gelb und Blau eine unendliche Farbvielfalt ermöglicht. Der Name „iGene“ beruht auf dem chinesischen Buch „I Ging“, das in Teilen schon vor über 2000 Jahren vor Christus entstand. Das Buch ist eine Sammlung von 64 ausschließlich horizontalen Strichzeichnungen, sogenannten Hexagrammen. Panzer: „Es eignet sich optimal für die Komprimierung und den Transfer jeglicher Informationen und Erkenntnisse.“ Eine Reihe von Panzers Arbeiten visualisiert das Schmerz-Gen SCNA9A, aufgrund dessen Menschen körperliche Schmerzen spüren können. Eine Veränderung dieses Gens beeinträchtigt diese Fähigkeit. Weltweit gibt es nur wenige Menschen, deren Defekt an diesem Gen so stark ist, dass sie keinen Schmerz empfinden, obwohl ihr Nervensystem sonst normal funktioniert. „Die Schmerzempfindung und -erfahrung ist für jedwede Wirklichkeitswahrnehmung wichtig: als Warnung vor zerstörerischen Signalen und auch vor Selbstüberhebung“, so der Künstler.
Kontakt: panzer.perzan@gmx.dewww.perzan.de
Birgit Heimbach

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