Dem späten Abnabeln nach der Geburt der Plazenta wird eine positive Wirkung für mütterliche und kindliche Ressourcen in und nach der Plazentarperiode zugesprochen. Ist diese Form des Abnabelns aus Ihrer Sicht praktikabel?

 

 

Antje Kuhrau,

Leitende Hebamme, Kreißsaal des Städtischen Klinikums Lüneburg

Bei uns im Kreißsaal wird das späte Abnabeln routinemäßig durchgeführt. Dies erfolgt vor oder nach der Geburt der Plazenta. Nicht immer ist es im Alltag möglich, mit dem späten Abnabeln bis nach der Geburt der Plazenta zu warten. Sollte es zu Komplikationen kommen, muss bereits vor der Plazentageburt, aber dennoch nach Auspulsieren der Nabelschnur, abgenabelt werden. Wichtig ist uns immer die Einbindung der werdenden Eltern in die situative Entscheidung.

 

Prof. Dr. Mandy Mangler,

Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin

Spätes Abnabeln erhöht die kindliche Gesundheit, entschleunigt die Geburt und kann als physiologischer Bestandteil des Gebärens betrachtet werden. Studien zeigen, dass die Kinder von mehr Immunzellen sowie roten Blutkörperchen profitieren und eine verstärkte Abwehr haben. Ich empfehle die späte Abnabelung, da sie die Kinder stärkt und ihnen den Start ins Leben verbessert!

 

Gabriele Langer-Grandt,

Hausgeburtshebamme und unabhängige Sachverständige

Ich praktizierte diese Form des späten Abnabelns nach der Geburt der Plazenta seit dem Jahr 2000. Damals erfuhr ich aus Großbritannien von ihren Vorteilen. Seitdem ist sie mir in Fleisch und Blut übergegangen. Im Rahmen der U1 ist ausreichend Zeit, gemeinsam mit den Eltern die Nabelschnur zu durchtrennen. Hat ein Notfall das Durchtrennen der Nabelschnur notwendig gemacht, konnte die Mutter immer mit wenigen Worten um ihr Einverständnis gebeten werden.