
Baldrian (Valeriana officinalis) stärkt die Nerven und fördert das Durchschlafen – er kann als Tee oder homöopathisches Mitteln eingesetzt werden. Foto: © imgao/blickwinkel
Die Naturheilkunde kennt eine Fülle von Mitteln, die dem Körper helfen, zur Ruhe zu finden. Sie können Schlafstörungen, Ruhelosigkeit oder Ängste beim Kind oder den Eltern lindern – oder auch Hebammen in Zeiten der Überlastung helfen. Gehen diese Mittel zusätzlich mit Ritualen, angenehmen Düften und Wohlgefühlen einher, sind sie per se hilfreich.
„Ist es normal, dass der Schlaf in der Schwangerschaft gestört ist? Haben Sie nicht einen Tipp, damit mein Kind besser ein- und vor allem länger schläft?“ Solche und ähnliche Fragen hören wir Hebammen in der Praxis immer wieder. Und dabei stellt sich doch diese Frage auch so manche Kollegin selbst: „Was kann ich bloß tun, um abends besser abschalten zu können und nicht ständig an die Frauen zu denken: Die eine Wöchnerin mit dem Milchstau, die Schwangere sieben Tage über dem errechneten Geburtstermin, die unerledigte Buchhaltung, der Haushalt und der mangelnde Schulerfolg des eigenen Kindes. Diese Dinge lassen auch mich nicht ruhig einschlafen …“ Einfach hinlegen und schlafen, wenn es so einfach wäre. Viele Menschen quälen sich jeden Abend damit. Die Naturheilkunde hat für dieses Problem einige Kräuter oder homöopathische Arzneien in ihrer Schatztruhe.
Schlafprobleme
Schlafprobleme bei der Geburtshelferin sind ebenso ernst zu nehmen wie die von Schwangeren, Wöchnerinnen und Säuglingen. Nehmen Ein- und Durchschlafprobleme im normalen Berufsalltag zu, dann gilt es ernsthaft, an einen Urlaub und/oder eine Umstrukturierung des Alltags zu denken. Denn es kann sich um die ersten Anzeichen eines Burnout-Syndroms handeln. Oftmals hilft auch Supervision, um zu lernen, mit den beruflichen Belastungen umzugehen. Die Probleme der betreuten Frauen dürfen wir uns nicht zu eigen machen, sondern müssen sie dort lassen, wo wir sie angetroffen haben. Das ist oft schwierig, kann aber erlernt werden.
Schritte zu einem besseren Schlaf
Selbst über so einfache Dinge wie Schlafhygiene dürfen wir mit jungen Eltern sprechen. Sie ist der erste Schritt für erholsamere Nächte. Beim Aufklären können wir gleichzeitig unsere eigenen Gewohnheiten überprüfen.
Empfehlenswert ist ein ruhiges, dunkles Zimmer. Elektrogeräte und Funkwecker, Erdmagnetfelder und Wasseradern können bei sensiblen Menschen Schlafstörungen verstärken – elektrische Geräte sollten möglichst aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Manchmal hilft es, das Bett umzustellen, weg von der Wand, an der im Nebenzimmer der Fernseher steht. In der Schwangerschaft helfen oftmals weichere Matratzen, ein Lagerungskissen oder ausreichend einzelne weiche Kissen aus Naturmaterialien, um sie zwischen die Beine zu legen oder den schweren Bauch abzustützen.
Grundsätzlich sollte überprüft werden, ob die Matratzen ausgetauscht werden müssen. Der Mensch verbringt knapp ein Drittel des Lebens im Bett, der Körper schwitzt pro Nacht bis zu einem Liter und mehr Flüssigkeit in die Matratze. Diese sollte daher zwingend alle 10 bis 15 Jahre erneuert werden. Das Bettzeug sollte entsprechend aus atmungsaktivem und saugfähigem Material sein, am besten aus Baumwolle. Bei Neigung zu starkem Schwitzen ist eine saugfähige oder flüssigkeitsableitende Nachtwäsche aus Baumwolle – oder noch besser aus Seide – empfehlenswert. Seide als Nachtgewand ist auch die erste Wahl, wenn nächtlicher Hautjuckreiz auftritt, der wach hält. Hilfreich sein können auch zwei dünne Decken, von denen eine bei Bedarf aus dem Bett geworfen werden kann.
Voraussetzung für einen guten Schlaf ist, dass der Magen nicht zu voll ist: Vor dem Schlafengehen, besser noch nach 16 bis 17 Uhr sollten keine schweren Mahlzeiten mehr eingenommen werden. Suppen und Gemüse sind zu bevorzugen. Ebenso sollte auf eine basenreiche Ernährung geachtet werden, damit der Organismus nicht übersäuert (siehe auch Seite 56ff.). Hilfreich kann eine Ernährungsberatung sein, beispielsweise bei einer Fachfrau für traditionelle chinesische Medizin.
Wasseranwendungen
Wasseranwendungen helfen, leichter in den Schlaf zu finden. Optimal ist ein warmes, entspannendes Vollbad am Abend mit ätherischen Ölen (siehe Kasten). Das Wasser darf so warm sein, dass es angenehm, aber nicht zu heiß ist – also unter 39 Grad. Eine generelle Temperaturempfehlung halte ich nicht für sinnvoll. Das Wärmeempfinden ist sehr individuell: In der Schwangerschaft mögen Frauen eher niedrigere Wassertemperaturen, prämenstruell dagegen, nach einem anstrengenden Hebammentag oder zu Grippezeiten bevorzugen sie oft gut warme bis heiße Bäder zwischen 39 und 41 Grad Celsius. Eine wirklich wunderbare Möglichkeit, die Alltagssorgen „wegzuspülen“, besteht darin, am Ende des Bades den Stöpsel aus der Wanne zu ziehen und noch so lange in der Wanne liegen zu bleiben, bis das Wasser ganz abgelaufen ist. Dadurch kehrt nach der Entspannung im Wasser wieder eine gewisse Körperschwere zurück. Dabei sollte das Badezimmer gut warm sein. Nach dem Bad sich dann sofort ins Bett zu begeben, hilft entspannt einzuschlafen. Im Winter darf dann auch die bewährte Wärmflasche oder ein anschmiegsames Moorkissen, bereits vorgewärmt, im Bett liegen. Wenn die Füße mit dicken Socken aus Schafwolle eingepackt sind, tun diese ihr Übriges für einen guten Schlaf.
Natürlich hilft auch eine warme Dusche vor dem Schlafengehen, aber auch hier gilt, dass das Wasser nicht zu heiß sein darf, um den Kreislauf nicht zu stark anzuregen.
Schlafsocken nach Pfarrer Kneipp
Ob Schwangere oder Kleinkind, Frau oder Mann: Eine von mir selbst seit Jahren häufig angewendete Methode gegen kalte Füße sind die nassen Schlafsocken nach Kneipp, die manchmal wahre Wunder wirken. Zunächst wird ein warmes Fußbad genommen, am besten mit ätherischen Ölen (siehe Kasten, Seite 43). Alternativ können nach dem Fußbad die Fußsohlen mit zwei bis drei Tropfen eines verdünnten ätherischen Öles oder mit einem Fertigprodukt (zum Beispiel Rose 10% IS® oder Luftikus 10% IS®) eingerieben werden. Dann werden Baumwollsocken entweder in dieses Fußbadewasser oder gleich in kaltes Wasser eingetaucht. Die Socken gut auswringen und abkühlen lassen und faltenfrei anziehen, darüber kommen Schafwollsocken, die etwas länger als die Baumwollsocken sind. Damit geht es sofort ins Bett. Die Socken bleiben 20 Minuten oder auch die ganze Nacht an den Füßen, sie können aber auch einfach abgestrampelt werden, wenn die Füße zu warm werden. Die nassen Socken helfen auch bei Kleinkindern hervorragend gegen kalte Füße und sorgen für einen geruhsamen Schlaf.

Die Passionsblume (Passiflora incarnata) in Teeaufgüssen gilt als beruhigend. Sie ist eher geschmackslos, aber sehr wirkungsvoll.
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