
Das Risiko für Endometriose steigt am stärksten bei den Frauen, die in der Kindheit Misshandlung oder sexuellen Missbrauch erlebt haben. Foto: © Abundzu/stock.adobe.com
Traumatische Erfahrungen in der Vergangenheit sind mit einem erhöhten Risiko für Endometriose assoziiert. Dies gelte insbesondere für Misshandlung in der Kindheit oder sexuellen Missbrauch, wie die Autor:innen einer großen Fall-Kontroll-Studie in JAMA Psychiatry berichten.
Die Studie basiert auf geno- und phänotypischen Daten von 8.276 Frauen mit Endometriose und 240.117 Frauen ohne Endometriose aus der UK Biobank sowie Informationen aus einer großen Metaanalyse und der FinnGen-Kohorte.
»Frauen mit Endometriose berichteten häufiger von traumatischen Erlebnissen und belastenden Ereignissen als Frauen ohne Endometriose«, schreiben Studienleiterin Dora Koller vom Department of Psychiatry der Yale School of Medicine in New Haven und ihr Team.
Vor allem bei Kontakttraumata
Am stärksten war die Assoziation mit Kontakttraumata, etwa Misshandlung in der Kindheit oder sexueller Missbrauch. Bei dieser Art von Traumata betrug die Odds Ratio (OR) für Endometriose 1,28 (95-%-KI 1,02–1,26).
Die Forschenden führten auch eine Latent-Class-Analyse (LCA) durch. Hierbei werden Gruppen von Personen basierend auf Ähnlichkeiten in ihren Antworten oder Merkmalen identifiziert. Diese Gruppen werden als latente Klassen bezeichnet, da sie nicht direkt beobachtbar sind, sondern aus den Daten heraus modelliert werden.
Daraus ergaben sich eine Gruppe mit emotionalen und physischen Traumata, eine Gruppe mit sexuellen Traumata und eine Gruppe ohne Traumata. Frauen mit Endometriose wurden häufiger den Klassen »emotionale und physische Traumata« (8 % vs. 5 %; p<2,2 x 10⁻¹⁶) und »sexuelle Traumata« (5 % vs. 4 %; p=2,9 x 10⁻³) zugeordnet. Die Frauen ohne Endometriose fielen häufiger in die Klasse »keine Traumata« (20 % vs. 24 %; p=7,4 x 10⁻¹⁴).
Unabhängig von genetischer Prädisposition
Genetische Korrelationsanalysen brachten Endometriose mit mehreren traumaassoziierten Outcomes in Verbindung, darunter posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Misshandlung in der Kindheit. Ein polygener Risikoscore für Endometriose war mit einem erhöhten Risiko für die Erkrankung assoziiert (β=0,31, p<2,2 x 10−16), es war aber keine Interaktion mit verschiedenen Arten von traumatischen Ereignissen zu beobachten.
Die Studie liefert somit Belege dafür, dass sowohl genetische Faktoren als auch traumatische Erlebnisse mit einem erhöhten Risiko für Endometriose assoziiert sind. Aber es gab keine Hinweise darauf, dass traumatische Erlebnisse und genetische Veranlagung in Wechselwirkung stehen.
Quelle: Koller, D., Løkhammer, S., Goroshchuk, O., Denner, V., Stiltner, B., Mitjans, M., He, J., Taylor, H. S., Lawn, R. B., Koenen, K. C., & Polimanti, R. (2025). Observational and Genetic Analyses of Traumatic Experiences and Endometriosis. JAMA psychiatry, e244694. Advance online publication. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2024.4694 · aerzteblatt.de, 13.2.2025/DHZ