Komplikationen in der Schwangerschaft können ein Warnsignal für spätere Herzkreislauferkrankungen oder Schlaganfall sein. Foto: © gamelover/stock.adobe.com
Schwangerschaftskomplikationen sind häufig Signal für spätere Herzkreislauferkrankungen. Eine Analyse schwedischer Patientenregister im European Heart Journal kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen, die während einer Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes oder eine Gestationshypertonie entwickeln, im späteren Leben häufiger einen Schlaganfall erleiden. Aber auch Frühgeburten, Präeklampsie und Mangelgeburten waren mit einem erhöhten Risiko verbunden.
Stresstest für den Organismus
Schwangerschaften sind ein Stresstest für den Organismus. Es ist bekannt, dass Frauen, die in der Schwangerschaft einen Diabetes entwickeln, im späteren Leben häufiger an einem Typ-2-Diabetes erkranken, auch wenn der Blutzucker in der Zwischenzeit über viele Jahre normal ist.
Für eine Hypertonie wird Ähnliches vermutet. Da ein Typ-2-Diabetes und vor allem eine Hypertonie wichtige Risikofaktoren für Schlaganfälle sind, liegt es nahe, die Auswirkungen dieser und anderer Schwangerschaftskomplikationen auf das spätere Schlaganfallrisiko zu untersuchen.
Casey Crump vom Health Science Center der Universität in Houston und Mitarbeitende haben dafür die Angaben im schwedischen Geburtsregister zu Schwangerschaftskomplikationen mit Erkrankungen an Schlaganfällen verglichen, die in den folgenden bis zu 46 Jahren in den Patient:innenregistern des Landes dokumentiert wurden.
Von 2,2 Millionen Frauen, die zwischen 1973 und 2015 schwanger waren, erlitten 667.774 (30 %) mindestens eine von fünf Komplikationen. Alle waren danach mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert.
Am höchsten war die adjustierte Hazard Ratio mit 1,86 nach einem Schwangerschaftsdiabetes (95-%-Konfidenzintervall 1,69-2,04). Es folgte eine Schwangerschaftshypertonie mit einer adjustierten Hazard Ratio von 1,82 (1,67-1,98). Nach Frühgeburten betrug die adjustierte Hazard Ratio 1,40 (1,36-1,45), nach einer Präeklampsie 1,36 (1,31-1,41) und nach einer Mangelgeburt (»small for gestational age«) 1,26 (1,22-1,29).
Erhöhte Risiken auch noch 46 Jahre post partum
Alle Hazard Ratios blieben sogar 30-46 Jahre nach der Geburt signifikant erhöht (1,2 bis 2,5-fach). Bei den meisten schwächten sich die Hazard Ratios mit der Zeit ab. Die Ausnahme bildete der Gestationsdiabetes. Hier stieg die Hazard Ratio nach 30 bis 46 Jahren auf 2,51 (2,15-2,93) an, was vor allem auf den inzwischen eingetretenen Typ-2-Diabetes zurückzuführen war.
Eine Geschwisteranalyse, die das familiäre Risiko (genetische Ursachen oder gemeinsame Umwelteinflüsse in der Familie) berücksichtigte, bestätigte die erhöhten Risiken, auch wenn die Hazard Ratios etwas geringer ausfielen.
Schwangerschaftskomplikationen sollten für die betroffenen Frauen und deren Ärzt:innen deshalb ein Anlass sein, nach möglichen vermeidbaren Risikofaktoren zu suchen. Dies können Übergewicht und Adipositas, Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, Rauchen, erhöhte Blutdruck- und Zuckerwerte, Diabetes und hohe Cholesterinspiegel sein, schreibt Crump.
Je früher diese Probleme angegangen würden, desto höher seien die Chancen, einen späteren Schlaganfall zu vermeiden. Frühere Untersuchungen wie die Interstroke-Studie hatten gezeigt, dass 90 % aller Schlaganfälle auf 10 modifizierbare Risikofaktoren zurückzuführen und damit weitgehend vermeidbar seien.
Quelle: Crump, C., Sundquist, J., & Sundquist, K. (2025). Adverse pregnancy outcomes and long-term risk of stroke: a Swedish nationwide co-sibling study. European heart journal, ehaf366. Advance online publication. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaf366 · Deutsches Ärzteblatt, 7.7.25 · DHZ
