Nach Schwangerschaften mit einer Gestationshypertonie kommt es häufiger zu Krampfanfällen bei den Säuglingen. Foto: © Maksym/stock.adobe.com

Die Gestationshypertonie, zu der es mittlerweile bei jeder 10. Schwangerschaft kommt, erhöht die Anfälligkeit des Kindes für Krampfanfälle. Dies zeigt die Analyse von mehreren Datenbanken im Journal of Clinical Investigation. Eine vermehrte entzündliche Aktivität der Mikroglia war in tierexperimentellen Studien für die Anfälligkeit verantwortlich.

Etwa 3 % aller Kinder erleiden in den ersten Lebensjahren einen Fieberkrampf, der in seltenen Fällen das erste Anzeichen einer lebenslangen epileptischen Erkrankung ist. Die Ursache bleibt in den meisten Fällen unklar. Eine Gestationshypertonie wird seit längerem als Risikofaktor diskutiert.

Breit angelegte Datenbankanalyse

Ein Team um Alexander Bassuk von der Universität in Iowa City hat hierzu gleich 4 Datenbanken ausgewertet, darunter Epic Cosmos, die in den USA Zugriff auf mehr als 246 Millionen elektronische Krankenakten hat.

Krampfanfälle wurden dort bei 3,68 % der Kinder notiert, wenn die Mutter eine Gestationshypertonie hatte gegenüber 3,04 % bei Müttern ohne Gestationshypertonie. Bassuk ermittelt eine Odds Ratio von 1,22, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,21 bis 1,23 signifikant war.

Es blieb allerdings unklar, welchen Einfluss die Adipositas der Mutter oder ein Gestationsdiabetes hatte. Bassuk hat deshalb zwei kleinere Kohorten aus dem Staat Iowa und der Stanford Universität untersucht, die genauere Analysen ermöglichen.

In beiden Fällen bestätigte sich der Verdacht mit einer adjustierten Odds Ratio von 1,132 (1,003-1,278) in Iowa und 1,36 (1,21-1,52) in Stanford. Auch eine Analyse von Versichertendaten aus Taiwan zeigte, dass es nach Schwangerschaften mit einer Gestationshypertonie häufiger zu Krampfanfällen bei den Säuglingen kommt: adjustierte Odds Ratio 1,17 (1,14-1,20).

Weitere Forschung im Maus-Experiment

Die Forscher:innen haben den Zusammenhang dann an Mäusen genauer untersucht. In einem ersten Experiment wurde bei den Muttertieren durch Infusion von Angiotensin II eine Gestationshypertonie ausgelöst. Bei den Neugeborenen erhöhte dies die Empfindlichkeit gegenüber chemisch und elektrisch induzierten Anfällen.

Der Schweregrad korrelierte mit einer erhöhten Anzahl von Mikroglia und einer vermehrten Entzündungsaktivität im Hippocampus. Eine Depletion der Mikroglia oder die Hemmung der Entzündung verminderten die Anfälle.

Im zweiten Experiment wurde die Gestationshypertonie durch Infusion von Phenylephrin ausgelöst, das die Blutgefäße über eine Aktivierung der Alpha-1-Rezeptoren in den Gefäßwänden verengt. Auch hier kam es zu einer vermehrten Anfälligkeit für Krampfanfälle. Sie konnten bei den Mäusen durch die Gabe von antientzündlichen Medikamenten verhindert werden.

Beim Menschen dürfte eine gezielte Behandlung der Schwangerschaftshypertonie der direktere Weg sein. Klinische Studien hierzu gibt es allerdings noch nicht.

Quelle: Xue, B., Gumusoglu, S. B., Tiarks, G., Todd, B. P., Wong, A., Santillan, D. A., Kuo, C. C., Chiang, H. Y., Ravindranath, R., Wang, S. Y., Mahajan, V. B., Johnson, A. K., Davis, H. A., Ferguson, P., Newell, E. A., Santillan, M. K., Misurac, J. M., & Bassuk, A. G. (2025). Gestational hypertension increases risk of seizures in children and mice. The Journal of clinical investigation, 135(12), e183393. https://doi.org/10.1172/JCI183393 ∙ Deutsches Ärzteblatt, 2.7.2025 ∙ DHZ