
Sind erfahrene Hebammen und GeburtshelferInnen bei einer Geburt aus Beckenendlage anwesend, bleibt das kindliche Outcome bei vaginaler Geburt und Sectio gleich. Foto: © Kerstin Pukall
Eine wissenschaftliche Liebeserklärung an die Spontangeburt aus Beckenendlage.
In fast allen westlichen Industrieländern war in den vergangenen zwei Dekaden ein signifikanter Anstieg der Beckenendlagengeburten durch eine primäre Sectio caesarea zu verzeichnen (Louwen & Reitter 2012). Analog dazu hat die Anzahl der vaginalen Beckenendlagengeburten reifer Kinder stetig abgenommen. Beschleunigt wurde dieser Prozess maßgeblich durch die im Jahre 2000 publizierte Hannah-Studie von Mary E. Hannah und KollegInnen aus dem kanadischen Toronto, auch bekannt unter der Bezeichnung Term-Breech-Trial (TBT) – eine Studie also zu Beckenendlagengeburten am Termin. Diese hatte der vaginalen Beckenendlagengeburt eine höhere fetale Morbidität und Mortalität als der primären Sectio caesarea bescheinigt. Nach der Publikation stieg zum Beispiel in den Niederlanden in nur zwei Monaten die Rate der primären Sectiones bei Beckenendlage (BEL) von 50 auf 80 Prozent (Louwen & Reitter 2012). Im Jahre 2006 wurden erstmalig Stimmen laut, die eine Rücknahme der Empfehlungen der TBT forderten, da erhebliche methodische Mängel aufgedeckt wurden (Glezerman 2006). Es wurde angezweifelt, dass die Fälle neonataler Mortalität und schwerer neonataler Morbidität, wie vom TBT resümiert, mit dem Geburtsmodus in Verbindung stehen. Vielmehr wurden unzureichende Kenntnisse des geburtshilflichen Personals, große Unterschiede der Geburtskliniken und eine fehlerhafte Auswahl der Probandinnen für das vermehrte Auftreten neonataler Mortalität und schwerer Morbidität verantwortlich gemacht (Glezermann 2006). Mit zunehmender kritischer Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Hannah-Studie und ihren massiven methodischen Mängeln kann ein vorsichtiges, punktuelles „Comeback“ der vaginalen Beckenendlagengeburt in den letzten Jahren beobachtet werden.
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