Seit 2010 lässt sich die vorher belegbare Synchronität des Mond- und Menstruationszyklus immer weniger nachweisen, wie eine aktuelle Vergleichsstudie zeigt. Abbildung: © DHZ/ KI generiert
Die bislang nachweisbare, wenn auch schwache, Korrelation zwischen den Mondzyklen und der Menstruation von Frauen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, wie eine internationale Arbeitsgruppe um Charlotte Helfrich-Förster von der Universität Würzburg in Science Advances berichtet. Daraus resultierende Folgen auf die Fertilität seien denkbar.
Die Forschenden werteten die selbst geführten Menstruationsaufzeichnungen von 176 Frauen (11.565 Blutungen) aus und zogen zum Vergleich eine frühere Studie mit 22 Frauen (4.112 Blutungen) heran. Die ältere Studie lieferte überwiegend Daten aus dem vergangenen Jahrhundert – die neuen Aufzeichnungen stammen überwiegend von Frauen aus Deutschland sowie Italien über Zeiträume von 2–37 Jahren.
Diese Daten verglichen die Wissenschaftler:innen mit den Mondzyklen zwischen 1950 und 2024 – und fanden eine auffällige Veränderung: Vor 2010 zeigten die Menstruationszyklen eine klare Synchronität mit dem synodischen Monat (Neumond–Vollmond–Neumond; circa 29,5 Tage). Zusätzlich fanden sich zeitweise auch Kopplungen an den anomalistischen Monat (Perigäum–Apogäum–Perigäum; circa 27,6 Tage) und den tropischen Monat (nördlichster–südlichster–nördlichster Stand; circa 27,3 Tage).
Nach 2010 ließ sich die Synchronität nicht mehr nachweisen. Lediglich im Januar, wenn die gravimetrischen Kräfte von Sonne und Mond aufgrund des jährlichen Perihels besonders stark sind, war die Kopplung weiterhin vorhanden. Auch während kleiner Mondstillstände, die alle 18,6 Jahre auftreten, kam es zu Synchronisationsphasen.
LED-Lampen und Smartphones schuld?
Laut der Forschenden sei ein möglicher Grund die seit etwa 2010 stark zunehmende nächtliche Lichtexposition: Mit dem breiten Einsatz von LED-Lampen sowie der rasanten Verbreitung von diversen Bildschirmen habe die Lichtverschmutzung deutlich zugenommen.
»Künstliches Licht in der Nacht macht die natürlichen Mondzyklen nicht nur weniger wahrnehmbar, sondern verkürzt auch die Länge des Menstruationszyklus. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Synchronisation, da diese nur möglich ist, wenn die Zyklusdauer derjenigen des Mondes entspricht«, begründen die Autor:innen die These.
Folgen für Fertilität und Kontrazeption
Die Zykluslänge könne als altersabhängiger Marker der weiblichen Fertilität gelten, weswegen die Befunde nicht nur für die Physiologie und das Verhalten relevant seien, sondern auch für Fragen der Fertilität und Kontrazeption, schreiben die Forschenden.
Der Chronobiologe Claude Gronfier vom Nationalen Institut für Gesundheit und Medizinforschung (Inserm) in Lyon betonte in einer Stellungnahme zu den Studienergebnissen: »Die Evidenz [für den Zusammenhang zwischen Menstruation und Mondzyklus] ist hoch. Das ist kein Zufall.«
Er verweist auf eine im vergangenen Jahr in Science Advances veröffentlichte Studiemit mehr als 3.000 Frauen, die eine vergleichbare Assoziation gezeigt hatte.
Ob der Grund dafür die höhere Lichtverschmutzung sei, gelte es laut des Biolog:innen noch zu prüfen. Auch andere Faktoren könnten eine Rolle spielen, etwa erhöhte Temperaturen durch den Klimawandel, CO2-Belastung in der Luft, Veränderungen in der Ernährung oder auch individuelle Faktoren wie die Alterung der Studienteilnehmerinnen oder eine Zunahme von Schlafstörungen.
Quelle: Helfrich-Förster, C., Domenie, E. D., Mitesser, O., Hovestadt, T., Ferlin, A., Wehr, T. A., Costa, R., & Montagnese, S. (2025). Synchronization of women’s menstruation with the Moon has decreased but remains detectable when gravitational pull is strong. Science advances, 11(39), eadw4096. https://doi.org/10.1126/sciadv.adw4096 · Deutsches Ärzteblatt, 10.10.25 · DHZ
