
Frauen erkranken häufiger als Männer an Autoimmunerkrankungen, die häufig im gebärfähigen Alter auftreten. Bekannt ist, dass Autoimmunerkrankungen das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen erhöhen. Illustration: © simplehappyart/stock.adobe.com
Immer mehr Schwangere leiden an Autoimmunerkrankungen. Eine Datenbankanalyse in Lancet Rheumatology ermittelt für Großbritannien eine Zunahme auf 4,7 % seit Beginn des Jahrhunderts. Die Ursachen scheinen unterschiedlich zu sein.
Frauen erkranken häufiger als Männer an Autoimmunerkrankungen, die häufig im gebärfähigen Alter auftreten. Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass Schwangere eine Autoimmunerkrankung haben. Bekannt ist auch, dass Autoimmunerkrankungen das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen erhöhen. Ein Typ-1-Diabetes geht beispielsweise mit einer erhöhten Rate von Fehlgeburten und teilweise auch Fehlbildungen einher. Die Antikörper, die beim systemischen Lupus erythematodes produziert werden, passieren die Plazenta und können das Wachstum des Fötus nachteilig beeinflussen.
Zunahme von medizinischer Bedeutung
Eine Zunahme der Erkrankungen ist deshalb von medizinischer Bedeutung. Ein Team um Krish Nirantharakumar vom King’s College London hat die Prävalenz in Datenbanken des Clinical Practice Research Datalink untersucht, das Zugriff auf elektronische Krankenakten britischer Patienten hat. Diese erwähnten im Zeitraum von 2000 bis 2021 bei 100.655 von 2,8 Millionen Frauen eine von 17 Autoimmunerkrankungen, die auch während 185.208 von 5,16 Millionen Schwangerschaften dokumentiert waren.
Die Prävalenz ist seit 2000 von 3,5 % auf 4,7 % gestiegen. Den deutlichsten Anstieg hat es bei der Hashimoto-Thyreoiditis (+6,22 %), der Zöliakie (+6,20 %) und der Alopecia areata (+4,75 %) gegeben. Die Prävalenz der Multiplen Sklerose (-0,77 %) und des Morbus Bechterew (-0,74 %) war dagegen geringfügig zurückgegangen.
Mögliche Gründe und Verzerrungen
Ein Grund für die Zunahme dürfte das steigende Alter der Frauen bei der Schwangerschaft sein. Schwangere im Alter von 31 bis 40 Jahren litten zu 50 % häufiger unter einer der 17 Autoimmunerkrankungen als Schwangere im Alter von 15 bis 20 Jahren.
Auch die zunehmende Adipositas könnte eine Rolle spielen: Adipöse Schwangere hatten ein um 23 % erhöhtes Risiko, das allerdings nach Berücksichtigung anderer Begleitfaktoren auf 2 % schmolz: Dazu gehört ein Typ-2-Diabetes, der für sich das Risiko um 41 % erhöhte, und eine arterielle Hypertonie mit einem Anstieg der Autoimmunerkrankungen um 7 %.
Interessanterweise erkrankten auch Schwangere mit Angststörungen (+15 %) und Depressionen (+17 %) häufiger an einer Autoimmunerkrankung. Der Zusammenhang ist hier unklar. Denkbar ist, das die Autoimmunerkrankung häufiger diagnostiziert wurde, weil Frauen mit mentalen Erkrankungen mehr Arztkontakte hatten.
Derartige Verzerrungen könnten auch dafür verantwortlich sein, dass bei Schwangeren aus reicheren Wohngegenden häufiger Autoimmunerkrankungen diagnostiziert wurden und sie bei Minderheiten mit afrikanisch/karibischer oder asiatischer Herkunft seltener waren.
Die Studie bestätigte auch, dass Raucher und Exraucher häufiger unter Autoimmunerkrankungen leiden. Dies gilt auch für Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen.
Quelle: Singh, M., Phillips, K., Wang, J., Subramanian, A., Eastwood, K. A., Nirantharakumar, K., & Crowe, F. L. (2025). Trends in the prevalence of autoimmune diseases during pregnancy in the UK, 2000-21: a retrospective cohort study. The Lancet. Rheumatology, S2665-9913(25)00039-6. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/S2665-9913(25)00039-6 ∙ Deutsches Ärzteblatt, 10.6.2025 ∙ DHZ