
Folsäure in der Schwangerschaft verringert laut der American Academy of Neurology Fehlbildungen und verbessert die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder. Doch welche Dosis ist die beste und sicher fürs Kind? Foto: © Dragana Gordic/stock.adobe.com
Folsäure im ersten Schwangerschaftstrimester ist auch in höherer Dosis sicher und geht bei den Kindern im Alter von sechs Jahren mit verbesserten sprachlichen und sozialen Fähigkeiten einher. Dies ist laut einer Pressemitteilung der American Academy of Neurology (AAN) das Ergebnis einer prospektiven Beobachtungsstudie, die im April bei der Jahrestagung der US-amerikanischen Fachgesellschaft in San Diego vorgestellt werden wird.
Folsäure in der Schwangerschaft verringere Fehlbildungen und verbessere die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder. Unklar sei gewesen, welche Dosis am besten sei – und ob auch höhere Dosen sicher für das Kind seien, so Studienautor Kimford J. Meador von der Stanford University in Palo Alto und seine Kolleg:innen.
Ältere Kinder untersuchen
In der prospektiven Maternal Outcomes and Neurodevelopmental Effects of Antiepileptic Drugs (MONEAD)-Studie wurden 345 Kinder im Alter von sechs Jahren untersucht. Die Mütter von 262 der Kinder waren an Epilepsie erkrankt, die Mütter der restlichen 83 Kinder hatten keine Epilepsie.
Die Forschungsgruppe erfasste die durchschnittlichen Folsäuredosen, die die Mütter während der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft einnahmen, und teilten die Kinder entsprechend in fünf Gruppen ein:
- keine Folsäure
- ≤ 0,4 mg Folsäure pro Tag
- > 0,4 bis 1,0 mg pro Tag
- > 1,0 bis 4,0 mg pro Tag
- > 4,0 mg pro Tag.
Die derzeit empfohlene Dosis während der Schwangerschaft beträgt 0,4 mg pro Tag für die allgemeine Bevölkerung, während Frauen mit Epilepsie eine höhere Dosis verschrieben bekommen können.
Sprachliche Fähigkeiten beurteilen
Die sechsjährigen Kinder nahmen an mehreren Tests zur Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten teil. Bei einem Vokabeltest wurden sie zum Beispiel gebeten, Objekte, Handlungen oder Konzepte, die in Form von Bildern präsentiert wurden, mit einem Wort zu beschreiben.
In der Allgemeinbevölkerung werden bei diesen Sprachtests üblicherweise Werte zwischen 70 und 130 Punkten erzielt, mit einem Durchschnitt von 100, wobei höhere Werte bessere sprachliche Fähigkeiten anzeigen.
Die Eltern füllten zudem Fragebögen aus, um das Verhalten der Kinder in Bereichen wie kommunikative und soziale Fähigkeiten sowie alltägliche Fertigkeiten zu bewerten. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden zu einem Verhaltensscore kombiniert. Die Werte in der Allgemeinbevölkerung lagen hier ebenso zwischen 70 und 130 mit einem Durchschnitt von 100 Punkten.
Bei der Auswertung der Tests und Fragebögen wurden Faktoren wie der IQ der Mutter, die Einnahme von Epilepsiemedikamenten und Schwangerschaftskomplikationen berücksichtigt. Eine Einschränkung der Studie war, dass sie andere Faktoren, die die Folsäureabsorption beeinflussen könnten, nicht betrachtete, wie etwa andere eingenommene Vitamine und genetische Merkmale.
Bessere Ergebnisse mit Folsäure – unabhängig von der Dosis
Heraus kam, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Folsäure eingenommen hatten, bei den Sprachtests im Schnitt einen Wert von 108 erreichten. Bei den Kindern, deren Mütter keine Folsäure supplementiert hatten, waren es dagegen nur 96 Punkte. Ähnliches fanden die Forschenden beim Verhaltensscore: Mit Folsäureeinnahme in der Schwangerschaft lag er bei 102, ohne bei 82.
Wurden nur die Kinder analysiert, deren Mütter während der Schwangerschaft Folsäure einnahmen, zeigte sich, dass die Werte bei niedrigen und hohen Dosen von Folsäure ähnlich waren (110 vs. 108 Punkten). Beim durchschnittlichen Verhaltensscore gab es gar keinen Unterschied, hier erreichten die Kinder unabhängig von der Höhe der eingenommenen Dosis einen Wert von 103.
Keine Hinweise auf Risiken bei höheren Dosen
Es gab in der untersuchten Kohorte keine Hinweise darauf, dass höhere Folsäuredosen nachteilig sein könnten.
»Frühere Studien hatten Risiken bei höheren Dosen festgestellt. Deshalb sind diese Ergebnisse für schwangere Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, beruhigend, da die Einnahme einer höheren Dosis Folsäure zu Beginn der Schwangerschaft weiterhin positive Auswirkungen auf die Gehirngesundheit ihres Kindes haben kann«, sagte Meador.
Er ergänzte, dass weitere Studien notwendig seien, um die optimale Folsäuredosis zu bestimmen, nur so ließen sich die Vorteile maximieren und die Risiken für die neurologische Entwicklung sowie andere Auswirkungen, die für verschiedene Frauengruppen durchaus variieren könnten, minimieren.
Quelle: Meador, K., Cohen, M., Loring, D., Matthews, A., Pennell, P. (2025). Folic Acid in Pregnancy and Neuropsychological Outcomes at Age 6-Years-Old in the MONEAD Study (S31.005). https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000208946 · Deutsches Ärzteblatt, 31.03.2025 · DHZ