Die Umprogrammierung von Hautzellen könnte unfruchtbaren Menschen und gleichgeschlechtlichen Paaren Hoffnung machen. Doch es gibt noch viele Hürden. Foto: © Rasi/stock.adobe.com
Wissenschaftler:innen haben erstmals befruchtungsfähige Eizellen aus menschlichen Hautzellen erzeugt. Ein Team von der Oregon Health & Science University in Portland, USA, berichtet im Fachjournal Nature Communications, dass sich einige dieser Zellen nach einer Befruchtung bis zu einem frühen Embryostadium entwickelten.
Dieser Machbarkeitsnachweis (proof-of-concept) zeigt nach Einschätzung der Forschenden, »dass die Zellumprogrammierung prinzipiell ein gangbarer Weg zur Behandlung von Unfruchtbarkeit sein könnte«. Bis zur klinischen Anwendung sei es jedoch noch ein weiter Weg.
Erste befruchtete Eizellen im Labor
Im Zentrum des Versuchs stand die sogenannte somatische Zellkernübertragung: Dabei wurde der Zellkern einer Hautzelle in eine zuvor entkernte Eizelle übertragen. Hautzellen verfügen jedoch über zwei Chromosomensätze, einen vom Vater und einen von der Mutter. Eizellen benötigen aber nur einen Satz, der 23 Chromosomen umfasst. Um dieses Problem zu lösen, entwickelten die Forschenden ein Verfahren, das sie »Mitomeiose« nennen. Es soll den Zellteilungsprozess so steuern, dass ein vollständiger Chromosomensatz gezielt ausgestoßen wird – so wie bei der natürlichen Entstehung von Eizellen.
Insgesamt bekamen in der Studie 82 solcher künstlich erzeugten Eizellen im Labor Spermien. Um den natürlichen Zellzyklusverlauf weiterzuführen, setzte das Team zusätzlich bestimmte Substanzen ein. Etwa 9 % dieser Eizellen hätten sich so bis zum Blastozystenstadium entwickelt, einem frühen Embryonalstadium rund 6 Tage nach der Befruchtung. Die Forschenden schreiben, dass sie die Entwicklung aus ethischen Gründen nicht über dieses Stadium hinausgeführt hätten.
In der Publikation heißt es zudem, dass viele der künstlich erzeugten Embryonen chromosomale Auffälligkeiten aufwiesen und ihre Entwicklung frühzeitig abbrach. Eine klinische Anwendung sei derzeit weder geplant noch absehbar.
Hoffnung für die Reproduktionsmedizin
Die Wissenschaftler:innen betonen, dass es sich bei ihrer Arbeit um eine reine Machbarkeitsstudie handele. In Tierversuchen konnten sie nach eigenen Angaben bereits 2016 in Mäusen mit einem ähnlichen Verfahren lebensfähige Nachkommen erzeugen. Die aktuelle Studie überträgt diesen Ansatz nun erstmals auf menschliche Zellen. Langfristig könnte die Technik Menschen helfen, die aufgrund fehlender Eizellen oder Spermien keine Kinder bekommen können.
Externe Fachleute bezeichneten die Studie ebenfalls als bedeutsam, betonten aber auch die gesellschaftlich zu klärenden Fragen über Elternschaft und genetische Verwandtschaft.
Quelle: dpa, 1. Oktober 2025 · DHZ
