Rund 80 % der Alltagsbeeinträchtigungen durch PMS können durch die Einnahme von Placebos behoben werden, wenn dies für die Patientinnen transparent ist. Foto: © esoxx/stock.adobe.com

Eine Placebopille kann prämenstruelle Symptome lindern – selbst wenn die Frauen wissen, dass es sich um ein Placebo handelt. Eine transparente Erklärung der Behandlungsrationale scheint dabei entscheidend für die Wirkung zu sein, wie eine randomisiert-kontrollierte Studie aus der Schweiz im Fachjournal BMJ Evidence-Based Medicine aufzeigt.

Die Forschungsgruppe unter Federführung von Antje Frey Nascimento von der Fakultät für Psychologie an der Universität Basel betont, dass das prämenstruelle Syndrom (PMS) die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Typische Symptome sind Reizbarkeit, depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen sowie körperliche Beschwerden wie Brustspannen, Blähungen und Gelenkschmerzen.

Zur Behandlung von PMS werden häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder hormonelle Verhütungsmittel eingesetzt. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Übelkeit, Gewichtszunahme oder Magen-Darm-Beschwerden setzen jedoch knapp 70 % der Frauen SSRI wieder ab.

In früheren Studien war gezeigt worden, dass Open-Label-Placebos bei verschiedenen Beschwerden positive Effekte haben können, sei es beim Reizdarm-Syndrom, bei chronischen Schmerzen im unteren Rücken oder Hitzewallungen in der Menopause.

Die Forschungsgruppe aus der Schweiz untersuchte, ob Open-Label-Placebos auch Frauen mit PMS helfen könnten. An der Studie nahmen 150 Frauen im Alter von 18–45 Jahren teil. Sie hatten entweder PMS oder eine prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS), eine Variante von PMS, bei der Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung und Angstsymptome im Vordergrund stehen.

Vergleich von Standardtherapie und Placebo – mit oder ohne Erklärung

Die Frauen erhielten über drei Menstruationszyklen randomisiert eine von drei Behandlungen:

  • Standardtherapie
  • Open-Label-Placebo mit kurzem Hinweis, dass es sich um ein Placebo handelt
  • Open-Label-Placebo mit ausführlicher Erklärung, was genau ein Placebo ist und dass Placebos potenziell PMS-Symptome lindern können.

Die Ergebnisse zeigten, dass das Open-Label-Placebo die Intensität der PMS-Symptome verringerte, ebenso wie die Beeinträchtigungen von Sozialleben, schulischer, universitärer oder beruflicher Tätigkeit – insbesondere, wenn die Studienteilnehmerinnen eine Erklärung zu der Behandlung mit dem Open-Label-Placebo erhielten.

Die Einnahme der Placebopille mit Erklärung zweimal täglich über sechs Wochen reduzierte die Symptomintensität um 79,3 %, die Beeinträchtigung im Alltag nahm um 82,5 % ab.

Bei den Frauen, die die Placebopille ohne Erklärung erhalten hatten, aber wussten, dass es sich um ein Placebo handelt, nahm die Intensität der PMS-Symptome um 50,4 % ab und die Beeinträchtigung im Alltag um 50,3 %. Im Gegensatz dazu, war die Standardtherapie nur mit einer Reduktion der Symptomintensität um 33 % und einer Verringerung der Beeinträchtigung im Alltag um 45,7 % assoziiert.

Psychologische und körperliche Symptome separat ausgewertet

Nebenwirkungen waren in den beiden Placebogruppen sehr selten. Schwere Nebenwirkungen gab es nicht.

Als sekundäre Endpunkte hatten die Forschenden psychologische und körperliche Symptome separat ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass Frauen in der Placebogruppe mit Erklärung die stärkste Verbesserung (70,7 %) bei den psychologischen Symptomen zeigten, gefolgt von der Placebogruppe ohne Erklärung mit einer Abnahme um 42,6 %. In der Standardtherapiegruppe nahm die Intensität psychologischer Symptome um 29,1 % ab.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den körperlichen PMS-Symptomen: Die höchste Reduktion mit 82,5 % war in der Placebogruppe mit Erklärung zu verzeichnen, wieder gefolgt von der Placebogruppe ohne Erklärung mit 50,3 %. Die Standardtherapiegruppe zeigte die geringste Verbesserung mit 45,7 %.

Erklärung des Placeboeffekts zentral für die Wirkung

Aus der Beobachtung, dass die Placebogruppe mit Erklärung die größte Verbesserung zeigte, schlussfolgern die Forschenden, dass die umfassende Patientinnenaufklärung nicht nur eine ethische Notwendigkeit, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Wirksamkeit von Open-Label-Placebos ist.

»Die aus der Erklärung der Behandlungsrationale resultierende Erwartungshaltung sowie das gestärkte Gefühl von Autonomie und Selbstbestimmung durch die transparente Kommunikation könnten zentrale Mechanismen hinter der Wirkung von Open-Label-Placebos sein«, so Nascimento und ihr Team.

Die Forschenden betonen, dass sie bei der Rekrutierung gezielt hervorgehoben haben, dass eine nebenwirkungsfreie Intervention untersucht wird. Dadurch könnten vor allem Frauen angesprochen worden sein, die unkonventionellen Therapieoptionen gegenüber aufgeschlossen sind oder mit ihrer aktuellen Behandlung unzufrieden waren. Dies könnte die Übertragbarkeit der Ergebnisse einschränken. Zudem ist eine Verzerrung möglich, da die Teilnehmerinnen ihre Symptome selbst angaben.

Nichtsdestotrotz kommen Nascimento und ihre Kollegen zu der Schlussfolgerung, dass die Verabreichung eines Open-Label-Placebos – mit vollständig transparenter Erklärung der Behandlungsrationale – bei Frauen mit PMS ohne Nebenwirkungen die Intensität der Symptome sowie die Beeinträchtigung im Alltag reduzieren könnte.

Quelle: Frey Nascimento, A., Gaab, J., Degen, B., Rytz, M., Holder, A., Sezer, D., Buergler, S., Meyer, A. H., Kirsch, I., Kossowsky, J., & Locher, C. (2025). Efficacy of open-label placebos for premenstrual syndrome: a randomised controlled trialBMJ evidence-based medicine, bmjebm-2024-112875. Advance online publication. https://doi.org/10.1136/bmjebm-2024-112875 · aerzteblatt.de, 26.03.2025 · DHZ