Viele Frauen mit vulvovaginalen Beschwerden erleben medizinisches Gaslighting: Sie fühlen sich nicht ernst genommen und herabgesetzt. Foto: © rh2010/stock.adobe.com

Patientinnen mit vulvovaginalen Beschwerden scheinen sich oftmals nicht gut behandelt zu fühlen. Laut einer Umfrage an einem medizinischen Versorgungszentrum in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington DC fühlten sich 57,5 % der Patientinnen nicht von ihren Ärzt:innen unterstützt. Mehr als 30 % fühlten sich durch ihre früheren Behandler:innen herabgesetzt und ein Fünftel berichtete davon, dass ihnen nicht geglaubt wurde.

Das Forschungsteam sieht darin medizinisches Gaslighting: »eine Handlung, die das echte klinische Anliegen eines Patienten oder einer Patientin entkräftet ohne angemessene medizinische Bewertung, aufgrund von Unwissenheit des Arztes, impliziter Voreingenommenheit oder medizinischem Paternalismus«.

Ausgewertet wurden die Antworten auf einen neu entwickelten Fragebogen von 447 Patientinnen im Durchschnittsalter von 41,7 Jahren vor der Betreuung in einem spezialisierten Zentrum, den Centers for Vulvovaginal Disorders in Washington DC. Vorher waren sie bei durchschnittlich 5,5 Ärzt:innen in Behandlung gewesen.

47,5 % der Befragten hatten den Eindruck, die Ärzt:innen hätten nicht richtig zugehört bei der Beschreibung der Symptome. 26,6 % fanden, dass bisher aufgesuchte Mediziner:innen unaufrichtig gewesen seien. 41,6 % sei gesagt worden, dass sie sich einfach mehr entspannen müssten. 20,6 % sei empfohlen worden, Alkohol zu trinken.

Unter den Studienteilnehmerinnen hätten 52,8 % einen Abbruch der Betreuung in Betracht gezogen, weil ihre Bedenken nicht angesprochen worden seien. 20,6 % seien ohne medizinische Behandlung in die Psychiatrie überwiesen worden.

Darüber hinaus hätten sich 16,8 % Patientinnen bei der ärztlichen Betreuung unwohl gefühlt und 39,4 % hätten den Eindruck gehabt, dass man sie für verrückt halte – letzteres hat auf einer bei der Befragung erhobenen Distressskala den höchsten Wert dargestellt.

Eine Limitation der Studie liegt darin, dass diese auf ein klinisches Zentrum begrenzt war und viele Patientinnen in diese Klinik überwiesen wurden, weil sie schwieriger Krankheitsbilder und bereits viele Untersuchungen ohne eine Lösung für die Symptome hinter sich hatten. Das Problem des Gaslightings könnte in einer solchen Kohorte überschätzt werden.

Quelle: Moss, C. F., Chinna-Meyyappan, A., Skovronsky, G., Holloway, J., Lorenzini, S., Muhammad, N., Kopits, I., Perelmuter, S., Mitchell, L., Rief, M., Krapf, J., Pukall, C., & Goldstein, A. (2025). Experiences of Care and Gaslighting in Patients With Vulvovaginal Disorders. JAMA network open, 8(5), e259486. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2025.9486/aerzteblatt.de, 22.5.2025 · DHZ