Bei der vertraulichen Spurensicherung können die Opfer von sexueller Gewalt anonym bleiben und müssen nicht sofort eine Anzeige erstatten. Foto: © phoenix021/stock.adobe.com

Opfer von sexueller Gewalt zögern oft aus Scham den Gang zur Polizei. Die Grünen wollen nun in Sachsen die Möglichkeit schaffen, Spuren der Gewalt vertraulich zu sichern. Deshalb bringt die Landtagsfraktion einen Antrag zur sogenannten vertraulichen Spurensicherung im Plenum ein. Diese Möglichkeit gebe es trotz gesetzlichen Auftrags bisher im Freistaat nicht flächendeckend. Unter anderem sei dies derzeit an zwei Krankenhäusern in Leipzig und am Klinikum Chemnitz möglich.

Bei der vertraulichen Spurensicherung sichert medizinisches Personal bei den Opfern Beweise wie DNA-Spuren oder Verletzungen, ohne dass Betroffene unmittelbar eine Anzeige erstatten müssen. Die Daten werden anonym unter einem Decknamen gespeichert und ein Jahr aufbewahrt. Die Untersuchung kann noch bis vier Tage nach der Tat erfolgen.

Versorgungslücken in Sachsen schließen

»Sachsen darf die Opfer von Gewalt nicht weiter im Stich lassen. Betroffene haben einen Rechtsanspruch auf die vertrauliche Spurensicherung. Doch leider gibt es genau hier im Freistaat noch erhebliche Versorgungslücken«, betonte die Abgeordnete Katja Meier. Mit dem Antrag soll erreicht werden, dass eine medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigungen und eine vertrauliche Spurensicherung flächendeckend etabliert werden. Der Zugang zu dieser wichtigen Hilfe dürfe nicht vom Wohnort abhängen, so die Kritik der Grünen.

Einheitliches Beweissicherungssystem gefordert

Die Fraktion will erreichen, dass es für diese Spurensicherung in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt mindestens eine Anlaufstelle gibt. Die Finanzierung soll durch Verträge mit Krankenkassen, Krankenhäusern oder niedergelassenen Ärzt:innen erfolgen.

Ferner wird ein landesweit einheitliches digitales Beweissicherungs- und Informationssystem vorgeschlagen, das Ärzt:innen bei der Spurensicherung und Dokumentation unterstützt. Zudem soll eine Kampagne die Spurensicherung bekannter machen.

Mehr Zeit für selbstbestimmte Entscheidung

Die vertrauliche Spurensicherung gebe den Betroffenen in einer psychisch herausfordernden Situation Sicherheit und verschaffe Zeit für eine selbstbestimmte Entscheidung. Das Verfahren beginnt mit einem Gespräch bei einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen, in dem der Tathergang schriftlich dokumentiert wird. Danach folgt die körperliche Untersuchung. Dabei werden Verletzungen und Spuren von Gewalt genau dokumentiert. Die Dokumentation des Befundes erfolgt schriftlich und bei Zustimmung auch fotografisch.

Quelle: dpa, 28.10.2025 ∙ DHZ