Illustration: © Birgit Heimbach

Kürzlich erhielt ich überraschend ein größeres Paket, das aufwendig gepackt war, mit Gummibärchen, Werbematerial und verschiedenen Babyprodukten. Eine Firma aus der Nachbarstadt hatte alle Hebammen im Umkreis unaufgefordert mit der Werbesendung beglückt und hofft nun darauf, dass diese ihr den Zugang zu einer sehr aussichtsreichen Kund:innengruppe in der Region verhelfen: werdenden Eltern.

Heute meldet sich dann ein Mitarbeiter der Firma bei mir, der mich anwerben will, Schwangeren einen kostenlosen Spezial-Anschnallgurt dieser Firma zu vermitteln. Er erklärt freimütig, dass die Firma danach auf weitere Bestellungen der Leute hoffe.

Pampers, Weleda, Milupa oder Nestlé machen das schon lange. Es ist total »normal«, dass zahlreiche Kliniken und Hebammen Werbeboxen an ihre Kund:innen verteilen (außer, wenn sie »babyfreundliches Krankenhaus« oder von sich aus sensibel für Stillstörungen und Marketingtricks sind).

Der Trick ist der, dass Firmen Hebammen mit Geschenken, kostenlosen Tagungen oder Produkten umwerben, oder damit, dass die Freude der beschenkten Eltern ein wenig auf die übergebende Hebamme oder Klinik abfärbt.

Dafür ist die Enttäuschung der so »Beschenkten« beim Auspacken oft groß. Wenig wirklich brauchbare Dinge, billigste Give Aways und vor allem: viel, viel Müll, Werbebroschüren, die ins Altpapier wandern – glücklicherweise wenigstens meist ungelesen – und verlorene Zeit, in der wir Hebammen besser mit den Eltern über ihre Probleme und Freuden reden oder in der die Eltern lieber mit dem Baby kuscheln könnten.

Nachdem ich das Paket ein paar Mal hin- und her geräumt hatte, habe ich es jetzt zusammengepackt und werde es zurücksenden – inklusive des Zuckerzeugs.

Zitiervorlage
Franke, T. (2024). Werben mit der Hebamme? Deutsche Hebammen Zeitschrift, 76 (6), 96.
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