Illustration: © Melanie Garanin

Wieder einen 8. März erlebt, »Internationaler Frauenkampftag«, oder – nett sein(!) – »Frauentag«. Der Deutsche Gewerkschaftsbund lädt zur Demo ein, zum ersten Mal gemeinsam mit – statt in Konkurrenz zu – den anderen Fraueninitiativen der Stadt. Auf einem winzigen Platz trifft sich eine kleine Zahl von Menschen: Frauen allen Alters, viele junge, manche mit Kindern, wenige Männer, vielleicht auch ein, zwei Trans- und Interpersonen. Dieses Jahr ist kein Bürgermeister und kein Landrat zu sehen.

Ich versuche mich zu freuen, aber ich fühle mich nicht gut. All die Jahre der Single-Kinder- erziehung, der harten Arbeit als Selbstständige, all die Erfahrungen meines Frauenlebens, von denen viele hart waren, all das steht da mit mir. Es ist nicht weg, nur weil es vorbei ist.

Neben mir eine junge erschöpfte Mutter von zwei kleinen Jungs, die erzählt, dass sie die Kinder praktisch alleine versorgt, obwohl der Vater nach der Trennung das Sorgerecht erkämpft hat. Die sich kaum einen Babysitter leisten kann und deshalb so gut wie nie alleine rauskommt: »Mir ist das Patriarchat voll auf die Füße gefallen.«, so ihre Worte.

Der Demonstrationszug nimmt einen kurzen Weg um die City herum (auf dem Bürgersteig, bitte an jeder roten Ampel anhalten, damit wir die heilige Verkehrsordnung nicht stören!).

Eine Kundgebung auf dem zentralen Marktplatz mit drei empörten Redebeiträgen zu den gleichen Dingen, die wir einmal im Jahr an diesen Tagen laut sagen dürfen, aber bitte nicht zu laut – der Lautsprecher ist winzig klein und zu leise, die Rednerinnen sind kaum zu verstehen. Es geht um unterbezahlte professionelle Reinigungsarbeit und all die kostenlose weibliche Care-Arbeit, die Frauen in Armut bringt und dort festhält, und die politische Teilhabe verhindert. Es geht um die alltägliche Benachteiligung von Mädchen und Frauen, um § 218, um häusliche Gewalt und Femizide, um die prekäre Finanzierung von Frauenhäusern.

Ich gehe wütend, traurig und erschöpft nach Hause. Der Backlash ist in vollem Gang – und wir geben uns mit einer Demonstration im Jahr zufrieden?

Zitiervorlage
Franke, T. (2025). »No, I am not okay«. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 77 (5), 116.
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