Etwas zu verbessern liegt in der Natur aller Lebewesen. Die Fähigkeit zur Veränderung ist der Motor der Evolution. Auf der individuellen Ebene ist sie eine Voraussetzung zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und der von anderen. Anlässe für inhaltliche Korrekturen ergeben sich in der Geburtshilfe häufig durch Lernen aus Erfahrungen, Fortbildungen, Literatur oder Austausch mit Kolleginnen. Anlässe für organisatorische Änderungen liegen in Situationen, die als unbefriedigend empfunden werden, in Änderungen der Rahmenbedingungen oder in Fehlern und Beschwerden, die es zukünftig zu vermeiden gilt. Erfolg im Beruf ist eng verknüpft mit der Fähigkeit zu Verbesserungen. Zufriedenheit wird sich eher einstellen, wenn beispielsweise in einem Team die Möglichkeit zu Verbesserungen gegeben ist. Veränderungen laufen im privaten wie im beruflichen Alltag oft automatisch ab. Das ist einerseits gut, weil es für alleine arbeitende Hebammen ein unkomplizierter Weg sein kann, schnell die Verbesserung eines erkannten Mangels zu erreichen. Insbesondere bei komplexeren Sachverhalten und im Team bietet sich jedoch ein strukturiertes Vorgehen an.
Stetig etwas verändern
„Kontinuierliche Verbesserung ist besser als hinausgeschobene Perfektion”, meinte der englische Schriftsteller Mark Twain. Die theoretische Auseinandersetzung mit Qualitätsverbesserung und -management erfolgte seit den 1950er Jahren zunächst in der Industrie (siehe auch DHZ 1/2014, Seite 20). Während Innovationen in Form von großen, einschneidenden Neuerungen wirken, beruhen die Grundsätze der kontinuierlichen Verbesserung auf stetigen, kleinen Schritten.
Sowohl die japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie des Kaizen (Kai = Veränderung, Wandel; Zen = zum Besseren) als auch der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) erfordern eine Veränderung der Denkweise, in deren Zentrum das Streben nach ständiger Verbesserung steht. Der Physiker und Statistiker William Edwards Deming (1900–1993) hat anhand eines einfachen Schemas den Vorgang der Qualitätsverbesserung beschrieben (siehe auch DHZ 1/2014, Seite 21).
- Plan: Planen einer Verbesserung mit festgelegten Zielen und Kriterien, anhand derer überprüft werden kann, ob eine Verbesserung erreicht wird
- Do: Probeweise Umsetzung, Sammlung von Erfahrungen mit der veränderten Vorgehensweise
- Check: Überprüfung des Ergebnisses. Entspricht es den Erwartungen? Wird das Ziel damit erreicht?
- Act: Entscheidung über die Einführung der veränderten Vorgehensweise oder erneute Planung mit veränderten Bedingungen, wenn die Überprüfung keine Verbesserung ergeben hat.
Der PDCA-Zyklus kann sowohl in der Anfangsplanung angewendet werden als auch bei Verbesserungen von
- Vorgehensweisen
- Dokumenten (beispielsweise Formulare, Checklisten, Merkblätter)
- komplexen Prozessen
- Produkten
- Auftreten von Fehlern und Beschwerden.
Er hat Eingang in das QM-System der ISO-Norm gefunden, während andere, zum Beispiel philosophisch orientierte, Grundsätze Demings zu den Voraussetzungen für qualitativ gute Arbeit leider nicht aufgenommen wurden. So spricht sich Deming beispielsweise gegen Leistungsbeurteilungen von Mitarbeitern, übermäßige Kontrolle und für die Berücksichtigung wichtiger Kriterien aus, auch wenn diese nicht durch Kennzahlen darstellbar sind. Statt der heute üblichen Auftragsverteilung über den Preis (das günstigste von drei Angeboten) und anwaltlich ausgefeilte Verträge, setzt er auf langfristige, vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen, um „echte” Qualität sicherzustellen.
Ziele oder Maßnahmen?
Der Kreislauf der Qualitätsentwicklung beginnt mit der Planung unter Zielsetzung. In der Praxis ist die Zielformulierung nicht ganz einfach, so werden Ziele und Maßnahmen gerne verwechselt.
Ein Ziel ist die Beschreibung eines Zustandes in der Zukunft, der durch eigenes Handeln erreicht werden kann. Eine Maßnahme ist eine konkrete Handlung, die ergriffen wird, um ein Ziel zu erreichen.
Wichtig ist die positive Formulierung von Zielen in einem visualisierten angenehmen Zustand, so wie er am Ende erreicht sein würde. Beispielsweise „In einem Jahr habe ich regelhaft zwei freie Wochenenden in jedem Arbeitsmonat”, statt: „Ich möchte in Zukunft nicht mehr jedes Wochenende arbeiten”.
Um später die Zielerreichung möglichst gut überprüfen zu können, sind messbare Qualitätsziele besonders geeignet. Messbar sind:
- Größen, die in Maßeinheiten (Anzahl, Stunden) benannt werden
- Verhältniszahlen (beispielsweise von zehn Frauen, die sich nach einem Kurs erkundigt haben, haben sich acht fest angemeldet)
- feste Zuordnungen (erfüllt/nicht erfüllt/teilweise erfüllt oder auch ja/nein)
- subjektive Selbst- oder Fremdbewertung durch Skalen (Wie zufrieden waren Sie im Geburtsvorbereitungskurs mit den erhaltenen Informationen zum Stillen? Ankreuzskala von 1 bis 10).
Verbreitet ist die Formulierung von Zielen nach der SMART-Regel. SMART ist das Akronym für:
Specific » Spezifisch – Ziele sind präzise und eindeutig formuliert.
Measurable » Messbar – die Zielerreichung ist messbar.
Accepted » Akzeptiert – die Ziele werden vom Empfänger akzeptiert.
Realistic » Realistisch – es ist realistisch, dass das Ziel erreicht werden kann.
Timely » Terminiert – es gibt eine zeitliche Vorgabe, bis wann das Ziel erreicht ist.
Der Maßnahmenplan
Aus den sorgfältig formulierten Zielen lassen sich die Schritte ableiten, die zur Erreichung der Ziele ergriffen werden. Manchmal ist nur eine Maßnahme notwendig, manchmal stehen mehrere zur Disposition. Es gibt unterschiedliche Vorlagen für Maßnahmenpläne, die sich danach unterscheiden, ob
- die einzelnen Schritte in einem Team bearbeitet werden oder alleine
- Kosten entstehen, die erst ermittelt werden müssen, um sich zwischen mehreren Optionen zu entscheiden
- der Plan für ein großes Projekt oder ein Detail vorgesehen ist.
Die Überprüfung, ob eine Maßnahme sinnvoll ist, wird erleichtert, wenn nicht zu viele auf einmal umgesetzt werden.