Durch die Investition in einen Mikrofinanzfonds, also den Kauf von Fondsanteilen, können Anleger:innen Geld bereitstellen, welches dann weltweit kleinen Kreditinstituten vor Ort zur Verfügung gestellt wird. Foto: © worawit_j/depositphotos.com

Sparen ist out, zumindest auf der Bank. Wirklich? Zum 31.12.2020 betrug in Deutschland die Summe aller Spareinlagen privater Haushalte 2.000 Mrd. Euro. Und das obwohl es quasi keine Zinsen gibt. Es bedarf also einer soliden und nachhaltigen Finanzplanung, die verschiedene Bereiche und Lebenszyklen beinhaltet und einen Spielraum für die Lebensgestaltung lässt – jetzt und im Alter.

Bezahlte man vor 20 Jahren rund 1 DM für eine 100 g Tafel Schokolade, so liegt der Preis heute für 90 g bei rund 1,20 Euro. Die Inflation ist offensichtlich, wenn die Preise steigen – schleichend, dadurch, dass die Verpackungseinheiten verkleinert werden. Anlegende benötigen somit eine höhere Rendite bei mittel- und langfristigen Geldanlagen, um die Lebenshaltungspreise in der Zukunft aufbringen zu können, mindestens jedoch in der Höhe der Inflationsrate.

In 5 Schritten zum Vermögensaufbau

Schritt 1: Existenzbedrohende Risiken absichern
Hierzu zählen insbesondere eine private und berufliche Haftpflichtversicherung, ein Schutz bei Ausfall der Arbeitskraft (beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung) und je nach Konstellation eine Absicherung von Hinterbliebenen, eine Risikolebensversicherung (siehe DHZ 10/2021 S 64ff.).

Schritt 2: Schulden abbauen
Besonders teuer sind Dispositionskredite und noch teurer ist die Überziehung dieser Kreditlinie. Bevor es also ans Sparen und den Vermögensaufbau geht, sollte zunächst das Girokonto ins Plus gebracht werden. Um einen Überblick über die Ausgaben zu bekommen, eignet sich das gute alte Haushaltsbuch. Je nach Mentalität in Papierform oder auch als App verfügbar.

Wenig zielführend ist der Aufbau von Guthaben auf Sparbuch oder Tagesgeldkonto bei gleichzeitigem Überziehen des Girokontos.

Unter dem Begriff Schulden sind in diesem Zusammenhang insbesondere Verbindlichkeiten gemeint, denen kein Gegenwert gegenübersteht. Nicht zu verwechseln mit einem Hypothekendarlehen oder einer Investition beispielsweise in eine Praxisausstattung oder Dienstwagen.

Schritt 3: Rücklage für kurzfristige Ausgaben bilden
Dazu zählen Anschaffungen, Reparaturen, die Urlaubskasse und für Freiberufler:innen die Rücklage für mögliche Steuerforderung vom Finanzamt oder ein finanzielles Polster für einen möglichen Verdienstausfall. Besonders gut geeignet für diesen Bereich ist das Tagesgeldkonto, weil die Rücklage täglich verfügbar ist. Die Rücklage sollte nicht zu hoch bemessen sein, da Verwahrentgelte und die Inflation an der Kaufkraft zehren. Je nach Einkommen und beruflicher Stellung oder auch persönlichen kurzfristigen Sparzielen ist eine Rücklage in Höhe von 2 bis 3 Monatseinkommen empfehlenswert. Um einen besseren Überblick zu behalten, sollte diese Rücklage getrennt vom Girokonto gehalten werden.

Schritt 4: Sparziel setzen und voranbringen
Das persönliche mittelfristige Sparziel sollte formuliert und der Kapitalaufbau mit regelmäßigen Beträgen vorangebracht werden. Das Sparziel kann eine besondere Anschaffung sein, eine Fortbildung, eine Auszeit oder auch das Startkapital für die eigene Immobilie. Der zeitliche Horizont sollte 5 bis 10 Jahre betragen, so dass Anleger:innen von den Entwicklungen der Kapitalmärkte profitieren können. Durch einen längeren zeitlichen Horizont kann ein höheres Risiko von Wertschwankungen in Kauf genommen und so insgesamt eine gute Rendite erzielt werden.

Geeignete Anlageformen sind aktiv verwaltete Investmentfonds als Mischfonds oder globale Aktienfonds entsprechender Qualität. Auch die Vermögenswirksamen Leistungen (VL) können hierfür genutzt werden. Investmentfonds sind transparent und unterliegen der Aufsichtsbehörde. Anteile sind täglich handelbar. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an nachhaltigen Investmentfonds. Wer sich gut auskennt, kann auch auf Beratung verzichten und einen ETF-Sparplan (Exchange Traded Fund) wählen.

Schritt 5: Zeit
Für den langfristigen Vermögensaufbau braucht man wirklich Zeit. 10 bis 15 Jahre sollten es schon sein, denn hier zeigt sich die Stärke von Aktienfonds. Untersuchungen der Vergangenheit zeigen deutlich, dass breit gestreute Investments bereits nach 10 Jahren, spätestens nach 15 Jahren deutlich im Plus sind, egal zu welchem Zeitpunkt Einstieg und Ausstieg erfolgten. Bei Sparplänen sogar schon eher, weil durch den regelmäßigen Kauf auch zu niedrigen Kursen Wertpapiere erworben werden, die später an steigenden Kursen partizipieren. Quasi so, als würde man immer für 50 Euro tanken: Mal bekommt man mehr Liter, mal weniger. Zum Verkaufszeitpunkt haben dann alle Wertpapiere (Fondsanteile) unabhängig vom Kaufpreis denselben Verkaufspreis.

Anleger:innen sollten nicht alles auf eine Karte setzen. Besser ist eine Aufteilung der Sparrate, um so eine breitere Streuung zu erzielen. Und zwar über verschiedene Anbieter:innen (Investment-Gesellschaften), unterschiedliche Branchen, Länder und Unternehmensgrößen.

Ob eine kluge Zusammenstellung von verschiedenen Investmentfonds oder auch börsengehandelten ETFs für Anlegende passend ist, sollte die persönliche Bestandsaufnahme klären. Nicht jedes Produkt passt für jede:n. Ein nachhaltiger Vermögensaufbau setzt Expert:innenwissen voraus. Es gilt die Spreu vom Weizen zu trennen, die Fachausdrücke zu deuten und die entsprechenden Lösungen geschickt zu kombinieren. Eine Banken-unabhängige Finanzberatung empfiehlt sich in jedem Fall zumindest in Form einer zweiten Meinung, denn dort kennt man bekanntlich die Angebote verschiedener Banken und Investmenthäuser.

Nachhaltig Geld anlegen

Nachhaltigkeit ist ein Begriff der vielfältig verwendet wird, es gibt unterschiedliche Interpretationen, Schwerpunkte und eine große Bandbreite an Produkten. Ursprünglich wurde der Begriff vor über 300 Jahren in der Forstwirtschaft eingeführt. Bereits im Mittelalter war der Waldbestand aufgrund eines übermäßigen Holzeinschlags im Deutschen Reich auf ein Viertel gesunken. Die nachhaltige Forstwirtschaft sollte nur so viel Holz ernten, wie nachwachsen kann.

Im Laufe der Jahrhunderte sind insbesondere durch den Einsatz immer größer werdender Maschinen auch andere Wirtschaftszweige gewachsen, die deutlich mehr »ernten« als nachwachsen kann. So wurden Pflanzen- und Tierarten bedroht oder gänzlich ausgerottet.

Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen eine Agenda 2030 verabschiedet und 17 Sustainable Development Goals (SDG) deklariert. 17 Ziele, die unsere Welt nachhaltig verändern sollen. Darunter befinden sich: keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung, sauberes Wasser, bezahlbare und saubere Energie, Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben unter Wasser, Leben an Land, Industrie, Innovation und Infrastruktur.

Bei der nachhaltigen Geldanlage geht es einerseits um die Inhalte und Themen des Investments, andererseits aber auch darum, dass den Anlegenden eigenes Vermögen nachhaltig erhalten bleibt. Denn nicht jedes Investment ist solide, nur weil eine »grüne Idee« dahintersteckt.

Formen der nachhaltigen Geldanlage

1. Nachhaltige Aktien- und Mischfonds

Investieren Sie in Unternehmen, die diese globalen Herausforderungen lösen. Doch wie findet man diese Unternehmen im Dschungel der Angebote? Und was sind die Unterschiede?

Die Beteiligung an einem Wirtschaftsunternehmen ist die Aktie, sie berechtigt zu Dividende und ist jederzeit handelbar. Der Preis (Kurs) ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Bei einer Anleihe wird dem Unternehmen Geld geliehen, welches zu einem festen Zeitpunkt inklusive vereinbartem Zins zurückgezahlt wird.

Die Bewertung von Aktien oder Anleihen ist allerdings für Laien nicht möglich, daher hat sich das Konzept des Investmentfonds durchgesetzt. Hier wählt das Fondsmanagement die Aktien und Anleihen aus, überwacht die Entwicklung und tauscht dann auch regelmäßig einzelne Titel aus. Allein in Deutschland gibt es weit über 10.000 unterschiedliche Investmentfonds.

Und da ergeben sich für viele die nächsten Fragen: »welcher Investmentfonds passt zu mir, zu meinen finanziellen Zielen und meiner Risikobereitschaft, meinen ›Wertevorstellungen‹ und wo mache ich das?« Ein Ansatz ist die »Best-In-Class« Auswahl. Hier wird die Frage gestellt, wer zu den besten Unternehmen der Branche gehört, also auch Automobilbranche, Chemie, Versorger.

Es gibt aber auch Investmentfonds mit klaren Ausschlusskriterien. Beispielsweise investieren sie nicht in Rüstung, Atomenergie, fossile Brennstoffe, Menschenrechtsverletzung, Korruption und Bilanzfälschung, Glücksspiel, Tierversuche, Pornografie und weitere.

Noch strengere Kriterien legen Investmentfonds an, die ausschließlich in nachhaltige Unternehmen investieren. Diese Fonds formulieren somit neben den Ausschlusskriterien auch positive Forderungen. Sie betrachten die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Trinkwasser, Artenvielfalt oder auch verantwortliche Unternehmensführung und schließen gleichzeitig umweltbelastende Produkte und unfaire Geschäftspraktiken aus.

In der Meta-Studie 2018 von der DWS Group und der Universität Hamburg wurde festgestellt, dass die Investition in nachhaltige Unternehmen keinesfalls mit Renditeverzicht einhergeht.

Unternehmen, die sich den globalen Herausforderungen mit fairen Geschäftspraktiken stellen und gute Bilanzen haben, sollten auch in Zukunft zu den Gewinnern zählen.

2. Green Buildings – Offene Immobilienfonds

Die Erreichung der Klimaziele ist eine langfristige Herausforderung. Im Bereich der Kraftfahrzeuge geht eine Umstellung technisch und organisatorisch schneller als eine Gebäudesanierung. Immobilien sind überwiegend schlecht gedämmt, verbrauchen bei der Erstellung sehr viele Ressourcen und leisten somit weltweit einen hohen negativen Beitrag, nicht nur zum Klimawandel. Über die Investition in einen offenen Immobilienfonds können Anlegende schon mit kleinen Beträgen in Immobilien investieren, die nach modernsten Standards erstellt werden. So ein innovativer offener Immobilienfonds kauft nach einem klaren Investitionskonzept Bürogebäude, Hotels, Einkaufszentren oder auch Wohnimmobilien, die mit den Megatrends der Zukunft in Verbindung stehen. Ein offener Immobilienfonds erzielt Einnahmen aus langfristigen Miet- und Pachtverträgen. Anleger:innen erhalten eine jährliche Ausschüttung.

3. Mikrofinanzfonds – Soziales Engagement mit Rendite

Für sein Konzept der Mikrokredite erhielt Professor Muhammad Yunus, Mitbegründer des Mikrofinanzgedankens, im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis.

Die Grundidee: Hilfe zur Selbsthilfe, Zugang zu Finanzdienstleistungen für Menschen ohne finanzielle Sicherheiten, Förderung der Unabhängigkeit – insbesondere von Frauen, Aufbau nationaler Finanzsysteme. Weltweit haben ungefähr 2,5 Mrd. Menschen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen, also Bankkonten, Krediten, Versicherungen.

Durch die Investition in einen Mikrofinanzfonds, also den Kauf von Fondsanteilen, können Anleger:innen Geld zur Verfügung stellen, welches dann weltweit kleinen Kreditinstituten vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Hier erhalten Antragsteller: innen einen Kredit über beispielsweise 50 US-Dollar, um eine Nähmaschine zu kaufen, Saatgut oder auch Hühner oder Ziegen. Der Ausfall dieser Kredite ist relativ gering. Es ist für die meisten eine große Chance, aus der Armut herauszukommen und somit den eigenen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen.

Resümee

Der Gesetzgeber hat auf europäischer Ebene positive Anforderungen an nachhaltige Investments formuliert, die sich auf drei Kernbereiche erstrecken: Environment – Social – Governance (ESG), übersetzt: Umgang mit Ressourcen – Soziale Verantwortung – Gute Unternehmensführung.

Die Expertin rät: formulieren Sie Ihre Wünsche, Anlageziele und den zeitlichen Horizont. Definieren Sie Ihre persönliche Risikobereitschaft und inhaltlichen Forderungen an Auswahlkriterien Ihres Vermögensaufbaus. Bleiben Sie Ihrer Strategie treu, auch wenn es an den Börsen einmal stürmisch zugeht.

Zitiervorlage
Göpf, C. (2021). Finanzielle Sicherheit, Teil 3: Vermögen nachhaltig aufbauen. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 73 (12), 68–71.
https://staudeverlag.de/wp-content/themes/dhz/assets/img/no-photo.png