Ob die Mutter im Wochenbett ihr Kind als ruhig oder eher unruhig erlebt, ist ihre subjektive Sicht, die oftmals durch das Geburtserleben geprägt ist. Foto: © Katharina Bau
Ob ein Kind im Wochenbett »unruhig« ist, ist oft eine individuelle Erfahrung aus Sicht der Eltern. Je nach ihrer psychischen Disposition kann ein für die Fachpersonen »normales« Neugeborenes für weniger belastbare Persönlichkeiten schon als sehr unruhig gelten. Mangelnde Erfahrungs- und Vergleichsmöglichkeiten kommen für viele junge Eltern hinzu. Wer Familien im Wochenbett begleitet, weiß: Es ist ein großer Unterschied, ob man als Hebamme eine Mutter begleitet, die ihr erstes Kind bekommen hat, oder ob man eine Familie begleitet, die nun das zweite oder mehrere Kinder hat.
Beim ersten Kind müssen Eltern lernen, sehr viel Geduld aufzubringen und Vertrauen in die Fähigkeit ihres Kindes aufzubauen, dass es mit natürlichen Anpassungsprozessen zurechtkommt. Dazu gehören die Wärmeregulation, die Nahrungsaufnahme und vor allem die Verdauungsprozesse mit entsprechenden belastenden Begleiterscheinungen. Wir Hebammen müssen unsichere Eltern bestärken und aufzeigen, wie sie ihrem Kind gute Unterstützung geben können. Eltern müssen mit unserer Unterstützung lernen zu unterscheiden, wann ihr Baby womöglich medizinische Hilfe braucht und wann sie lernen müssen, »auszuhalten« und ihr Neugeborenes einfach so gut wie möglich zu begleiten.
Somit müssen Hebammen und andere Fachpersonen wiederum lernen, viel Geduld und Verständnis aufzubringen und besonders darauf zu achten, noch mehr und deutlicher zu kommunizieren, um Ängste der frischgebackenen Mütter und Väter abzubauen.
Niemand kann mit Sicherheit voraussagen, wie eine Schwangerschaft oder Geburt ablaufen wird. Auch bei besten Voraussetzungen sind manchmal Interventionen und medizinische Hilfe unter der Geburt nötig. Diese Interventionen können jedoch das kindliche Befinden und Bindungsverhalten längerfristig belastend prägen und seine Entwicklung beeinflussen.
Eine schwierige oder schmerzhafte Geburt oder eine belastende Schwangerschaft kann sehr wohl einen Einfluss auf Körper und Seele des kleinen Menschen nehmen. Wenn außerdem die Zeit für die (Ver-)Bindung mit der Mutter (und dem Vater) zu kurz oder wegen der Verlegung des Babys gar nicht möglich war, wirkt sich das zusätzlich emotional erschwerend aus.
Das Neugeborene kann zwar nicht sprechen, aber es hat andere Möglichkeiten, uns zu zeigen, wie es ihm geht. Es kann weinen. Leise oder schrill und laut, oder durch anhaltendes unstillbares Weinen zeigt es, dass ihm nicht wohl ist. Es kann die Welt aufmerksam und neugierig wahrnehmen oder apathisch im Bettchen liegen und seine Umgebung weitgehend ignorieren. Ein Neugeborenes kann auch zahlreiche körperliche Symptome entwickeln, von Stillproblemen verschiedenster Art bis hin zu Krämpfen und Verdauungsbeschwerden.
Die folgenden Ausführungen beruhen auf empirischen Beobachtungen und Erfahrungswerten aus der Praxis von vielen Hebammen und Körpertherapeut:innen. Einige können zur eigenen Beobachtung und Prüfung im Praxisalltag anregen.
Dramatische Geburtsverläufe mit Interventionen, Trennungen, aber auch sehr schnelle oder lange Geburten können belastend sein. Vor allem Interventionsgeburten wie Vakuum, Zange, Sectio (primär wie sekundär) haben das größte Potenzial, für Kinder wegen der großen Einwirkung über die mechanische Ebene durch nachfolgende Spannungen unangenehme Auswirkungen zu haben.
Extrem schnelle oder sehr lange Geburten
Sehr schnelle oder lange Geburten stellen keine Interventionen dar, können jedoch für Mutter und Kind eine Belastung sein. Die extrem schnelle Geburt könnte sich für manches Baby schon fast wie ein grober »Rauswurf« anfühlen, der es buchstäblich atemlos ankommen lässt. Bei der sehr langen, anstrengenden Geburt dagegen kann es starke Gefühle der Agonie, gemischt mit Entmutigung durch den scheinbar nicht mehr enden wollenden Kampf verspüren. Sowohl nach den sehr schnellen als auch nach sehr langen Geburten kann es zu starken physischen Spannungen und Beschwerden kommen. Dies wird den Lebensanfang für manch ein Baby erschweren. Indem wir diese Kinder aufmerksam beobachten, können wir mit verschiedenen Hilfsmaßnahmen unterstützend eingreifen.
Einleitungen und Trennungen
Auch Einleitungen, postpartale Trennungen und Aufenthalte in der Neonatologie können physisch wie emotional für alle Beteiligten belastend sein. Durch eine Einleitung kommt es generell schon zu einer Manipulation des natürlichen Geburtsprozesses, denn der spontane Geburtsbeginn kann nicht stattfinden. Bei der Früheinleitung vor dem errechneten Termin wird zusätzlich in den Zeitrhythmus des Kindes eingegriffen. Seine innere Bereitschaft, sein eigenes »Ich bin bereit, jetzt will ich kommen« wird nicht abgewartet. Es muss sich einer höheren Gewalt fügen und unterordnen. Viele dieser Kinder schreien nach der Geburt deutlich, laut und lange noch ihren Frust ab. Welche Einflüsse die hormonelle Geburtseinleitung mit künstlichen Prostaglandinen oder Oxytocin auf Psyche und Wohlbefinden des Babys hat, können wir noch nicht sagen.
Das Wochenbett nach Stress
Manche Babys weinen nach einer belasteten Geburt oder einer stressreichen Schwangerschaft sehr häufig und müssen viel getragen werden. Vom Verlauf der Geburt enttäuschte Mütter leiden daran, dass ihre Geburt anders als gewünscht verlief. Oft leiden sie auch unbewusst am verloren gegangenen emotionalen Kontakt zu ihrem Kind. Gefühle der Hilflosigkeit, Wut und Trauer und das Gefühl zu versagen füllen dann das Herz mancher frischgebackenen Mutter. Dies wiederum vermindert ihre Freude und die Fähigkeit (auch aus lauter Erschöpfung), das Geburtserlebnis zu verdauen und dann loszulassen. Stattdessen hängt sie emotional fest.
In den Jahren 2007 bis 2013 habe ich in meiner Praxis für Craniosacrale Therapie anhand von 360 Protokollen über Babys zwischen zwei und zwölf Lebenswochen eine retrospektive Studie erstellt. Dabei zeigten sich klare Ergebnisse. Von 360 Babys mit jeweils zwei bis fünf Cranio-Behandlungen waren dies die wichtigsten Zahlen:
Seit Jahren sehen wir in der Schweiz eine kaum veränderte Kaiserschnittrate um 30 % und etwa 10 % Saugglocken- oder Vakuumgeburten. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder Probleme entfalten, ist entsprechend größer. Dies hat sich in der eigenen Erhebung deutlich bestätigt und der Trend hält sich bis heute.
Schlussfolgerung: In der therapeutischen Praxis betreffen Risikofaktoren, wie Interventionen oder sehr schnelle sowie lange schwere Geburten, 80 % der Kinder, die nachgeburtlich mehr oder weniger schwer belastet sind und Hilfe beanspruchen.
Nach schwerer, traumatischer, sehr langer oder schneller Geburt zeigen die Kinder in der Praxis vermehrt akute, laute und deutliche Symptome, zum Beispiel lautes, anhaltendes Schreien. Im Unterschied dazu sind die Zeichen nach einer Plan- oder Wunschsectio eher subtil oder leise wie Saugprobleme, apathisches oder immer schlafendes Kind. Andere Symptome treten oft erst viel später auf, so dass unter Umständen keinerlei Zusammenhang zur Geburt mehr hergestellt wird.
Das Erleben der Geburt kann also nachhaltige Folgen für das Baby, seine Mutter und auch für die Mutter-Kind-Beziehung haben. Falls viel Stress und Angst im Spiel waren, auch für den Vater. Hier haben Hebammen eine Verantwortung und auch viele Möglichkeiten, Geburtstraumata zu vermeiden beziehungsweise deren Folgen abzumildern.
Wir wissen aus der Hirnforschung, dass jede Erfahrung dazu führt, dass im Gehirn Vernetzungen gebildet werden. Sie spiegeln Erfahrungen und Prägungen, indem sie zukünftiges Verhalten mitbestimmen oder bewirken. Forscher:innen der Arbeitsgruppe um Dietmar Spengler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München haben in einer Studie von 2009 die Zusammenhänge von traumatischen Erlebnissen im frühkindlichen Alter und deren mögliche Auswirkungen auf das spätere Leben in Bezug auf Depressionen und Angstzustände erforscht (Spengler et al. 2009).
Dafür wurden Mäusebabys nach der Geburt über zehn Tage täglich jeweils drei Stunden von der Mutter getrennt. Sie zeigten danach lebenslang erhöhte Stresshormone und verminderte Stresstoleranz. Beides sind bei entsprechender Veranlagung und zusätzlichen Belastungen Wegbereiter für schwere Depressionen. Bei den Tieren führte das Trennungstrauma also zur lebenslangen Fehlregulation des Stresssystems.
Ähnliche Forschungsergebnisse fanden sich im Juni 2005 in Leipzig. Die Studie entstand im Forschungsteam von Prof. Dr. Gerd Poeggel an der Fakultät für Biowissenschaften und Psychologie an der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Neurobiologe Magdeburg. Traumatische Erlebnisse und mangelnde emotionale Zuwendung in früher Kindheit beeinflussten demnach nicht nur durch Erinnerungen das Leben des Menschen, sie können sich auch als veränderte Gehirnstruktur manifestieren und den Betroffenen Lernen und soziale Integration erschweren (Poeggel et al. 2005).
Diese Ergebnisse aus der Forschung bestätigten langjährige Überzeugungen, die auf empirischen Erfahrungen von therapeutisch Schaffenden und Forschenden aus der Pränatalpsychologie und Traumatherapie gründen.
Hebammen können eine wichtige Schlüsselrolle spielen, um die Verbindung zwischen Mutter und Kind auch unter schwierigen Umständen wiederherzustellen. Manche Frau verzweifelt fast daran, dass sie ihrem Kind nicht den schönen Anfang geben konnte, den sie für sie beide erhofft hatte. Dann können Hebammen mit einem Babyheilbad oft helfen (siehe Seite 52ff.).
Manche Frau kann nach einer schweren Geburt ihr Kind fast nicht mehr ansehen, ist emotional wie versteinert und steht unter Schock. Deshalb gibt sie ihr Baby schon im Kreißsaal oft schnell ihrem Mann in die Arme, weil sie nichts empfinden kann oder die Enttäuschung, Trauer oder Wut auf das Leben, Gott, das Kind oder andere nicht spüren will!
Hier heißt es, aufmerksam zu sein und ihr das Kind nach einiger Zeit noch im Kreißsaal oder frühen Wochenbett wieder in die Arme zu legen, mit ein paar liebevollen Worten anzuerkennen, dass sie es beide schwer hatten, der Mutter aber auch zu vermitteln, dass das Kind ebenso hart gekämpft hat. Ein paar zärtliche Worte über das Baby und seine Schönheit können bei der erschöpften Mutter bewirken, dass sie in befreiende Tränen ausbricht und sich ihre emotionale Blockade löst. Jetzt kann sie ihr Kind vielleicht doch an sich drücken und annehmen. Dies würde ohne Unterstützung vielleicht nicht oder erst kostbare Zeit später passieren. Durch die verbale und nonverbale Beziehung zwischen Hebamme und Kind entsteht Raum für Gesundheit und Wohlbefinden des Babys und seiner Eltern (siehe Kasten).
Das klärende Heilgespräch: Das Heil- und Klärungsgespräch rund um Schwangerschaft und Geburt basiert auf den Arbeiten von Francoise Dolto und Caroline Eliacheff (Eliacheff 1997). Die Psychoanalytikerinnen erkannten schon früh, dass Babys mehr verstehen als wir meinen. Sie begannen mit auf Kommunikation aufgebauter Psychoanalyse bei traumatisierten Babys und hatten gute Erfolge. Sie schreiben: »Ist es nicht ein Paradox, dass man so lange angenommen hat, dass Kinder, welche die Sprache noch nicht beherrschen, diese auch nicht verstehen.«
Beim Klärungsgespräch ermutigen wir die Mutter/Eltern, mit ihrem Baby über das Erlebte in Schwangerschaft oder Geburt zu sprechen. Dies kann in verschiedenen kurzen Sequenzen passieren. Immer mal wieder im Alltag, auch über Tage oder Wochen hinweg, bis alles erzählt ist. Es soll einfach ein kurzer Zeitraum der Ruhe sein, etwa beim Stillen oder Kuscheln. Mutter und Vater dürfen/sollen auch formulieren, was sie sich stattdessen gewünscht haben für das Kind und die Familie. Dann gehört am Ende auch die Entscheidung dazu: »Es war nicht so, wie wir’s uns erträumt haben, aber jetzt machen wir was Gutes draus. Gemeinsam.« Das Aussprechen der Erlebnisse und ursprünglichen Wünsche kann für die Mutter eine Entlastung sein. Die Eltern machen dies alleine, ohne Hebammen.
Vom rosaroten Herzensfaden sprechen: Viele werdende Mütter verlieren aufgrund von Stress und angstbelasteten Situationen den Kontakt mit ihrem Baby. Dies geschieht in der Schwangerschaft oder unter der Geburt. Bei Stress unter der Geburt ist es einer Frau oft nicht möglich, mit dem Kind zu sprechen, weil sie schlicht mental blockiert ist. Sie kann nicht sprechen, weil sie nicht auf die kausale Ebene wechseln und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann – das sagen viele Frauen auch im Nachhinein. Mit dem Bild des Herzensfadens geben wir einer Frau die Möglichkeit (im Idealfall schon in der Schwangerschaft), mit einem visuellen Bild in Kontakt mit ihrem Baby zu gehen. Dabei leiten wir die Mutter kurz mit ein paar einfachen Worten an, wie sie im Alltag und im jeweiligen Moment den Herzensfaden herstellen kann (siehe Abbildung).
Der Herzensfaden für Schwangere: Als Hebamme ermutigen wir die Frauen so oder ähnlich: »Sprich häufig innerlich mit deinem Baby und stelle immer wieder auch bildlich den Herzensfaden zu ihm her. Auch dann, wenn du Ängste oder Stress fühlst. Das fördert die Liebesverbindung zwischen euch, beruhigt und unterstützt dein Kind – vor allem bei eurer gemeinsamen Geburtsarbeit.«
So könnte es klingen: »Mein Kind, noch bist du behütet in meinem Bauch. Bald wirst du geboren, aber keine Sorge, ich helfe dir und ich heiße dich willkommen. Zwischen uns gibt es eine ganz besondere Verbindung, unseren Herzensfaden.« (Meissner 2020)
Körpernähe fördern
Generell müssen wir bei der Herstellung körperlicher Nähe nicht eingreifen, nur die Eltern ermutigen, dem Kind besonders viele Momente der Liebe, Nähe und Geborgenheit zu schenken. Das Baby soll sehr oft und lange einfach in den Armen oder auf dem Bauch gehalten und wenn möglich ganz viel getragen werden. Die Eltern können ihm auch viel Zärtlichkeit in Form von Babymassagen, Sprechen und Flüstern schenken.
Homöopathie und Bachblüten
Hebammen, die gern damit arbeiten, sollten Homöopathie oder Bachblüten unbedingt mit einbeziehen. Mit Homöopathie können zum Beispiel Spannungen (Arnica) oder Todesängste (Aconitum) gemindert werden, Bachblüten können Beruhigung und Trost geben (Rescue oder Star of Bethlehem) oder helfen, Übergänge besser zu bewältigen (Walnut). Bachblüten beim Baby nur ins Badewasser geben oder auf dem Brustbein verteilen.
Darmaufbau nach Antibiose
Für den (Wieder)-Aufbau einer gesunden Darmflora (Darmmikrobion) durch nützliche Milchsäurebakterien braucht es Mittel, die diesen Prozess unterstützen. Das ist wichtig bei Mutter und Kind.
Solche Mittel müssen mindestens 14 bis 20 verschiedene Keimstämme von solchen Milchsäurebakterien enthalten und auch wissenschaftlich getestet sein, ob diese tatsächlich darin enthalten sind. Informationen über empfehlenswerte Produkte gibt es in der Apotheke.
Körperliche Spannungszustände behandelt man am besten mit körperlichen Lösungstechniken. Dazu eignen sich die craniosacrale Therapie und die Osteopathie, die in der Wirkungsweise verwandt sind. Die Techniken variieren von ähnlich bis grundverschieden, je nach Herkunftsschule. Die Craniosacral-Therapeut:innen arbeiten sehr sanft mit nur fünf bis zehn Gramm Zug oder Druckkraft. Das System eines Neugeborenen ist noch weich und offen. So können sich Traumata, die vor, während oder nach einer Geburt entstanden sind, oft mit wenigen Behandlungen lösen. Um Babys und Kleinkinder einfühlsam und wirksam behandeln zu können, braucht es Verständnis für den Werdegang eines Wesens.
Um Spannungen und Verkrampfungen auf Knochen-, Muskulatur- und Gewebeebene zu lösen, werden gezerrte Hirnhäute, verschobene Wirbel, Knochen oder blockierte Schädelnähte befreit und dadurch die Funktionsfähigkeiten der einzelnen Körperstrukturen wieder hergestellt oder wenigstens verbessert. Teilweise wird auch der Liquorfluss in Kopf und Wirbelsäule einbezogen. Ähnlich wie Physiotherapeut:innen verschiedene Massagetechniken lernen und für spezifische Probleme einsetzen, wenden auch Craniosacral-Therapeut:innen und Ostheopath:innen zumeist klar zugeordnete Lösungstechniken an.
Die Behandlung kann bereits in den ersten Lebenstagen beginnen. Sie kann sowohl prophylaktisch als auch bei offensichtlichen Belastungen angewendet werden. Bei Babys dauert eine Sitzung 30 bis 45 Minuten. Schläft das Kind oder drückt es dabei Zufriedenheit aus, darf sie auch länger dauern. Wenn es weint und schimpft, eher kürzer. Durchschnittlich ist mit drei bis sechs Behandlungen zu rechnen, bis ein belastetes Kind wirklich ruhiger wird, die Beschwerden sich auflösen und die Symptome sich deutlich verbessern oder verschwinden. Auch Babymassage und Akupressurtechniken können hilfreich sein.
Wichtig ist, gleichzeitig an den emotionalen Themen zu arbeiten. Das kann mit dem Konzept der drei Schritte oder anderen therapeutischen Methoden geschehen, die das Heilen und Auflösen von emotionalen Narben in den Vordergrund stellen, beispielsweise Emotionelle Erste Hilfe.
Hebammen sind in der wunderbaren Position, die Mutter-Kind-Beziehung durch eine aufmerksame und sensible Förderung der Bindung so früh wie möglich heilsam und nachhaltig unterstützen zu können. Wir können gerade im äußerst wichtigen nachgeburtlichen Bindungsprozess zwischen Mutter und Kind beziehungsweise Eltern und Kind eine wegweisende Rolle einnehmen. Ein herzvolles, zärtliches Kuscheln und (Ver-)Binden ist eine sehr starke Ressource für ein belastetes Neugeborenes. Es ist sowohl für das Baby wie auch für seine Eltern mit das Wichtigste. Diese Verbindung können Hebammen nachträglich heilsam nachholen oder fördern, wenn sie gar nicht oder kaum stattfinden konnte.
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