Das Geschlecht und die Sprache, die es beschreibt, sind essenziell für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen. Der Mensch ist eine geschlechtsdimorphe Spezies. Das heißt, männliche und weibliche Körper unterscheiden sich, männliches und weibliches Verhalten unterscheidet sich. Die Geschichte der politischen, sozialen und medizinischen Behandlung ist unterschiedlich je nach Geschlecht. Nur Frauen vermögen es, ein Kind zu empfangen, auszutragen, zu gebären und zu stillen. Das Bewusstsein dieser Möglichkeit prägt Frauen, unabhängig davon, ob sie Mütter werden wollen oder nicht.
Männer begehen die Mehrheit von Gewaltverbrechen. Sexuelle Gewalt durch Männer ist so alltäglich, dass es für Frauen und Mädchen selbstverständlich ist, ständig um die eigene Sicherheit besorgt sein zu müssen. Auch wenn wir es oft vorziehen, darüber zu schweigen, muss die körperliche und sexuelle Sicherheit von Frauen in jedem sozialen Umfeld berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für den medizinischen Bereich, in dem Frauen aufgrund von Schwangerschaft oder Krankheit nicht nur körperlich, sondern auch sozial gefährdet sind. Denn es besteht ein Machtgefälle zwischen Patientinnen und ihren Ärzt:innen, die über erhebliche soziale Autorität verfügen und die Möglichkeit haben, Diagnosen zu stellen und über Behandlungen zu entscheiden oder diese zu verweigern.
Um die Interessen von Frauen zu fördern, müssen die Realitäten von männlichen und weiblichen Körpern und von männlichen und weiblichen Verhaltensweisen anerkannt werden. Jedoch erschwert die derzeit aufstrebende Bewegung für die Rechte von Trans-Personen die Anerkennung dieser Realitäten. Diese Bewegung zielt darauf ab, die Bedeutung des menschlichen Geschlechts herunterzuspielen und es durch die Genderidentität zu ersetzen – einen inneren Zustand, der nur dem Individuum bekannt ist. Ziel der Bewegung ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich nach Belieben als Mann oder Frau einzustufen (oder als keines von beidem, also als nicht-binär), und dass die Gesellschaft auf der Grundlage ihrer Selbstidentifikation und nicht ihres Geschlechts auf sie reagiert – persönlich, institutionell und rechtlich. Leider eignet sich die Genderidentität aber schlecht, um die wichtigen physischen und politischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen und daraus abgeleiteten Machtverhältnissen zu erfassen, da diese auf dem Geschlecht und solchen sozialen Ungerechtigkeiten beruhen, die eng damit verbunden sind.
Geschlecht oder Genderidentität?
Viele Menschen haben diese Neudefinitionen aus Sympathie für gender-nonkonforme Personen begrüßt. Das Problem ist jedoch: Das Ersetzen des Geschlechts durch die Genderidentität erfordert, dass wir alle unsere politisch bedeutsamen Erkenntnisse über Männer und Frauen verabschieden. Wir müssten stattdessen verstärkt Gender-Stereotypen bedienen, da die Genderidentität eine Trennung zwischen »Frausein« und biologischer Weiblichkeit sowie »Mannsein« und biologischer Männlichkeit erfordert.
Menschen, die sich als Transgender identifizieren, gebrauchen das Konzept der Genderidentität, um ihre sogenannte Transition kohärent zu gestalten, da eine Umwandlung des biologischen Geschlechts unmöglich ist. Wenn es aber keine Genderidentität und keine Genderstereotypen gäbe, an denen sich Konzepte von Genderidentität orientieren könnten, würden Frauen in der Welt bloß als Menschen erscheinen – als Menschen mit weiblichem Körper.
Männer rechtfertigen ihren Status als »Transfrauen«, indem sie stereotyp weibliche Kleidung und Frisuren tragen und stereotyp weibliche Präferenzen und Aktivitäten verfolgen. Viele Frauen hingegen wollen sich durch die Ablehnung solcher Stereotypen von anderen Frauen absetzen und behaupten für sich dementsprechend eine Trans- oder nicht-binäre Genderidentität. Ohne stereotype Vorstellungen von Gender gäbe es jedoch nichts zu imitieren, außer dem weiblichem oder männlichem Körper, was viel schwieriger ist. Auch wäre es weder möglich noch nötig, nicht-binär zu sein, denn Menschen mit weiblichen Körpern können viele unterschiedliche Präferenzen entwickeln und Rollen ausfüllen und sich auch nach außen ganz unterschiedlich darstellen.
Frauengesundheit und -sicherheit in Gefahr?
Die Bewegung für die Rechte von Trans-Personen ist für Frauen deswegen bedeutsam, weil sie in vielen Ländern Entwürfe von Gesetzen zur Selbstidentifizierung begleitet und befürwortet. Durch Selbstidentifizierungsgesetze können Personen in vielen Ländern (demnächst auch in Deutschland) ihr rechtliches Geschlecht leicht ändern, in der Regel einfach dadurch, dass sie ihren Wunsch dazu äußern. Dies ermöglicht ihnen den Zugang zu Bereichen und Möglichkeiten, die normalerweise dem anderen Geschlecht vorbehalten sind, und verpflichtet alle anderen dazu, die neue Kategorisierung zu respektieren.
Das mag harmlos erscheinen angesichts des geringen Prozentsatzes von Menschen, die sich als trans bezeichnen, und der offensichtlich aufrichtigen Verzweiflung über ihren Körper und ihre geschlechtsspezifische Behandlung in der Gesellschaft. Aber stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn die angestrebte Neudefinition erfolgreich wäre: Das Geschlecht wäre weiterhin wichtig – Frauen würden weiterhin schwanger werden und gebären, unabhängig davon, ob sie offiziell als Frauen, Männer oder nicht-binär gelten. Männer würden Frauen und Mädchen weiterhin sexuell belästigen, angreifen und zu Objekten machen, unabhängig davon, ob sie offiziell als Männer, Frauen oder nicht-binär gelten. Wir wären aber dazu gezwungen, so zu tun, als wüssten wir nicht, warum sich diese Lebensvollzüge und Verhaltensmuster ständig wiederholen. Wir wären gezwungen, so zu tun, als ob die Erfahrungen, die nur Frauen machen, universell wären: Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt, Fehlgeburt, Stillen und dass sie größere Risiken für Frauen bergen, sexuelle und körperliche Übergriffe durch Männer zu erleiden.
Ebenfalls müssten wir so tun, als seien die überwiegend von Männern begangenen Verbrechen – Voyeurismus, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, Körperverletzung, Stalking, sexuelle Belästigung und so weiter – ein universelles Phänomen. Diese gemeinsame Vortäuschung würde uns völlig unfähig machen, politische Maßnahmen zu ermitteln oder umzusetzen, die die Belastungen der Frauen vermindern könnten, ganz zu schweigen davon, dass wir nicht in der Lage wären, frauenspezifische Erfahrungen in einer gemeinsamen Sprache zu erfassen.
In der Gesundheitsfürsorge gibt es mehrere Szenarien, in denen die Interessen der Frauen gefährdet würden, wenn die rechtliche und soziale Selbstidentifizierung zur Norm wird. Frauen könnten nicht mehr verständlich den Wunsch äußern und in diesem respektiert werden, nur von weiblichen Ärztinnen bei Intimuntersuchungen behandelt zu werden. Eingeschlechtliche Stationen (und Duschen) in Krankenhäusern könnten gemischtgeschlechtlich werden. Frauen könnten feststellen, dass sich als Frauen identifizierende Männer an ihren Selbsthilfegruppen für Schwangerschaft, Stillen oder Fehlgeburten teilnehmen dürfen. In Schutzräumen für Betroffene von Vergewaltigung und häuslicher Gewalt ist dies in Deutschland und einigen anderen Ländern bereits Realität. Fachkräfte bezeichnen das als problematisch.
Alle Frauen haben ein Anrecht auf geschlechtsspezifische Bereiche, die ihnen körperliche Sicherheit bieten und sie vor der allgegenwärtigen sexuellen Objektivierung durch Männer schützen. Dies ist besonders wichtig für Frauen, die durch männliche Gewalt traumatisiert wurden. Schutzräume sollten natürlich auch für Männer zur Verfügung stehen, einschließlich derer, die sich als Transgender identifizieren. Die gemeinsame Unterbringung von Männern und Frauen ist jedoch ein inakzeptabler Verstoß gegen das Recht der Frauen auf Sicherheit, Privatsphäre und Würde. Das gilt unabhängig davon, wie sich Männer identifizieren, da sexuelle Gewalt statistisch in erster Linie auf das Geschlecht zurückführbar ist und nicht auf die Genderidentität, wobei die Bedeutung der geschlechterspezifischen Sozialisation nicht in Frage gestellt wird.
Wie die britische Journalistin und Aktivistin Caroline Criado-Perez in ihrem Buch »Invisible Women« dokumentiert, ist die Forschung über die gesundheitlichen Belange von Frauen bereits jetzt miserabel. Wenn die gesetzliche Selbstidentifizierung eingeführt wird, könnte die Forschung durch die Fehlkategorisierung von Männern als Frauen und umgekehrt weiter unterminiert werden. Es könnte Forscher:innen sogar davon abhalten, frauenspezifische Forschung zu betreiben, da das Konzept der Weiblichkeit als kohärente und wichtige Kategorie von der Transbewegung angegriffen wird, zum Beispiel durch Parolen wie »Geschlecht ist ein Spektrum« und durch Ausdrücke wie »assigned female at birth« (bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen), die fälschlicherweise suggerieren, dass das menschliche Geschlecht nicht aus zwei klar identifizierbaren und getrennten Kategorien besteht.
Auch die Gesundheit und das Wohlergehen von Jugendlichen müssen berücksichtigt werden. Die rasche Zunahme von Kindern und Jugendlichen, die sich als trans bezeichnen, ist wahrscheinlich ein gesellschaftlich beeinflusstes Phänomen. Bereits 1979 sagte die US-amerikanische feministische Forscherin Janice Raymond in »The Transsexual Empire« voraus, dass die Transgenderidentität für Einzelpersonen einen erreichbaren Ausweg aus sexistischen Geschlechterrollen darstellen könnte. Abigail Shrier erläutert in »Irreversible Damage« (Shrier, 2021), warum Mädchen heute zahlreiche Gründe haben, dem Frausein zu entfliehen. Darunter sind die Allgegenwart entmenschlichender Pornografie und die unmöglichen Schönheitsstandards, die durch stark retuschierte Online-Bilder entstehen. Es ist nachvollziehbar, dass sich Mädchen gegen solche Dinge auflehnen. Aber ohne eine feministische Analyse, die die gemeinsamen Erfahrungen von Frauen miteinander verbindet und ihre strukturellen Ursachen aufzeigt, können einzelne Mädchen leicht im Glauben gelassen werden, dass ausgerechnet mit ihnen etwas nicht stimme, weil sie sich nicht leicht und freudig zur Femininität bekennen. Sie können so zu dem Schluss kommen, dass sie, weil sie sich dennoch wie vollwertige Menschen fühlen, Männer sein müssen, oder zumindest keine Frauen.
Der affirmative Ansatz für transidente Jugendliche gehe davon aus, so Shrier, dass die Genderidentität real und unveränderlich ist. Deshalb müsse Kindern, die eine solche Identität behaupten, geglaubt und geholfen werden, die soziale und medizinische Umwandlung so bald wie möglich durchzuführen. Dieser Ansatz führt die Verzweiflung solcher Kinder auf den Mangel an sozialer Akzeptanz zurück (und nicht auf Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Missbrauch, psychische Erkrankungen oder Autismus, die laut Shrier in dieser Altersgruppe häufig zusammen mit Transidentifikation auftreten). Wer Skepsis äußert, ob das Kind wirklich das andere Geschlecht besitzt, oder ob es wirklich Hormonblocker, exogenes Testosteron oder eine doppelte Mastektomie braucht (vielleicht sogar noch vor der Volljährigkeit), wird als transphob verunglimpft. Kranke und notleidende Jugendliche werden auf einen hochprofitablen, medizinischen Weg ohne Rückkehr gelockt und gleichzeitig von all denjenigen entfremdet, die eine alternative Perspektive auf ihre Notlage bieten könnten.
Fiktion und Wirklichkeit
Ein weiteres Problem ist die medizinische Falschinformation, besonders wenn sie jungen Menschen vermittelt wird. In ihrem Buch »Material Girls« beschreibt die britische Philosophin Kathleen Stock die Vereinbarung, Trans-Menschen so zu behandeln, als besäßen sie in Wirklichkeit ihr Zielgeschlecht (oder seien nicht-binär), als eine potenziell therapeutische (aber auch potenziell destruktive) kollektive »Fiktion«. Wir wissen, dass Männer nicht wirklich Frauen sind, aber wir einigen uns auf eine kollektive Fiktion, zumindest unter bestimmten Umständen, um ihre Not zu lindern.
Stock erklärt, dass sich gemeinsame Fiktionen wie diese manchmal verstärken könnten, wenn Menschen noch tiefer in die Fiktion eintauchen und zu verdrängen versuchen, dass sie überhaupt an einer Fiktion beteiligt sind. Dies könnte die völlig falschen Behauptungen erklären, die jetzt im Dienst der Transbewegung aufgestellt werden, wie zum Beispiel, dass das Geschlecht ein Spektrum bilde, dass wir das Geschlecht einer Person nicht an ihrem äußerlichen Erscheinungsbild erkennen könnten, oder dass wir alle bei der Geburt lediglich dem männlichen oder weiblichen Geschlecht »zugewiesen« würden.
Zweifellos sind sich die Erwachsenen, die diese Ideen vertreten, in gewissem Maße bewusst, dass sie unwahr sind, halten diese Fiktion aber für gesellschaftlich nützlich und wichtig genug, um sie zu rechtfertigen. Aber wird die heranwachsende Generation erkennen, dass sie in einer gesellschaftlich als nützlich oder gar als notwendig erachteten Fiktion geschult wird? Oder werden sie die Fiktion wörtlich auslegen, zu ihrem eigenen Schaden? Werden »Trans-Jungs« überrascht sein, wenn sie schwanger werden? Werden »nicht-binäre« Jugendliche wissen, ob sie zu den »Menschen mit Gebärmutterhals« gehören, die sich regelmäßig gegen einen tödlichen Krebs untersuchen lassen müssen?
Trotz des lobenswerten Ziels, die Not von manchen Kindern zu lindern, ist die ernsthafte Förderung wissenschaftlicher Falschinformationen zu politischen Zwecken unklug. Es gibt andere Möglichkeiten, wie beispielsweise eine empowernde Pädagogik, jungen Menschen zu helfen, die durch ihr Geschlecht oder ihre geschlechtsspezifische Behandlung durch die Gesellschaft in Bedrängnis geraten sind.
Geschlechtsspezifische Sprache ist auch in medizinischer Hinsicht wichtig. Wir werden derzeit unter Druck gesetzt, eine deutliche, die Geschlechter unterscheidende Sprache durch eine geschlechtsneutrale Sprache zu ersetzen, die die Verbindung zwischen Frausein, biologischer Weiblichkeit und frauenspezifischen Erfahrungen und Anliegen verschleiert. Der Klau unserer geschlechtsspezifischen Sprache ist nicht nur beleidigend, sondern erschwert auch die Beschreibung frauenspezifischer Erfahrungen und damit die feministische Bewusstseinsbildung.
Die Möglichkeit der Mutterschaft prägt unser Leben und unsere Psyche zutiefst, ganz gleich, ob wir diese Möglichkeit wahrnehmen oder vermeiden wollen. Es ist obszön, wenn Männer sich diesen entscheidenden Aspekt des Frauendaseins aneignen. Dennoch tun sie genau das, wenn sie versuchen, Frauen zu bloßen »Menschen mit Uterus« und »gebärenden Personen« zu degradieren, während sie die Bezeichnung »Frau« oder sogar »Mutter« für sich beanspruchen. Es gibt keine andere schutzbedürftige Gruppe oder Minderheit, für die der Identitätsdiebstahl durch eine privilegierte, dominante Gruppe akzeptabel wäre, geschweige denn als fortschrittlich gepriesen würde.
Die Asymmetrie der Forderungen von Trans-Aktivist:innen zeigt, dass es sich um eine Bewegung handelt, die sich in erster Linie für Männer einsetzt – auf Kosten von Frauen. Auch wenn Frauen nun im Rahmen der neuen Ideologie »Transmänner« sein können, sind es in der Praxis vor allem die Sprache der Frauen und die Räume der Frauen, die neu verhandelt werden.
Zusätzlich gibt es die Tendenz, dass sich die von den Aktivist:innen verwendete Terminologie schnell ändert. Sobald das Wort »Frau« für Männer verwendet wurde, die sich als Frauen identifizieren, wurden die tatsächlichen Frauen zu »weiblich«, »Cis-Frauen« oder »bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen«. Der Grund für die ständige Änderung der Begrifflichkeiten ist, dass Frauen ein anhaltendes Bedürfnis haben, sich sprachlich von Männern zu unterscheiden, wohingegen Männer, die sich als Frauen identifizieren, diese sprachliche Unterscheidung verhindern und in jeder Hinsicht als Frauen behandelt werden wollen. Solche Männer eignen sich die Begriffe an, die Frauen bezeichnen, und definieren sie neu, so dass Frauen gezwungen sind, neue Begriffe zu erfinden, welche sich die Männer dann wiederum aneignen.
Frauen, die sich als Männer identifizieren (und Menschen beiderlei Geschlechts, die sich als nicht-binär identifizieren), möchten ebenfalls vermeiden, sprachlich oder begrifflich in eine Gruppe mit anderen ihres eigenen Geschlechts zugewiesen zu werden, aber der Online-Aktivismus scheint sich in erster Linie um Männer zu drehen, die als Frauen angesehen werden möchten. Das Ergebnis dieser widersprüchlichen konzeptionellen und sprachlichen Ziele ist eine rasche Veränderung der Begriffe, die als transphob oder akzeptabel gelten. Frauen, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, könnten durch diese schnellen Veränderungen verwirrt werden. Das Gleiche gilt für Frauen ohne Internetzugang oder Frauen aus bildungsfernen Verhältnissen. Diese Frauen könnten dadurch davon abgehalten werden, eine Behandlung in Anspruch zu nehmen oder überhaupt zu erkennen, dass sich die Ankündigungen im Gesundheitswesen in der neuen Sprache auf sie beziehen.
Akademische Theorien und politische Forderungen
Wenn man bedenkt, wie schädlich und beleidigend der moderne Trans-Aktivismus für Frauen ist, warum wird er dann weithin als fortschrittlich angesehen? Warum wurde so wenig über seine Auswirkungen auf Frauen und Mädchen diskutiert? Es gibt mehrere hervorragende Bücher, die sich mit der akademischen, politischen und historischen Entwicklung der Transbewegung befassen (zum Beispiel von Sheila Jeffreys, Helen Joyce, Heather Brunskell-Evans und Kathleen Stock). Das Phänomen des Crossdressings oder Transvestismus hat es schon immer gegeben und wurde als eine männliche sexuelle Praktik verstanden. Sexolog:innen prägten in den 1950er und 1960er Jahren den Begriff Gender, ein Merkmal, das angeblich in der frühen Kindheit festgelegt wird. Sie hofften, damit Genderabweichungen und Homosexualität erklären und »behandeln« zu können. Transvestismus und Transsexualismus wurden in »Transgender« umbenannt und als unglückliche Fehlanpassung von Körper und Geist dargestellt.
Der Feminismus der zweiten Welle wurde in den 1980er und 1990er Jahren allmählich durch den Feminismus der dritten Welle und die Queer Theory ersetzt. Dieser Wandel erklärt, warum die jüngeren Feministinnen von heute zu den lautstärksten Unterstützerinnen der Transrechtebewegung gehören. Radikaler Feminismus war ein wichtiger Kern der zweiten Welle. Er zog materialistische und historische Analysen zurate, um die Stellung der Frau als Klasse zu verstehen – keine sozioökonomische Klasse, sondern eine Geschlechterklasse. Ihr Ansatz konzentrierte sich auf Macht, materielle Realität und soziale Strukturen. Aber mehrere konkurrierende Denkstränge überwältigten und ersetzten schließlich diese Art von Feminismus. Erstens wurde die materialistische Analyse zugunsten der heute modischen Vorstellung aufgegeben, dass soziale Macht in erster Linie durch Sprache und Ansichten aufrechterhalten wird. Zweitens wurde die weltliche physische Realität des Geschlechts gegen sozialkonstruktivistische Vorstellungen über die Vorstellungen über Gender als Performance eingetauscht. Drittens haben wir das Verständnis dafür verloren, dass Frauen Entscheidungen innerhalb erzwungener Rahmenbedingungen treffen. Wir haben jetzt einen »Feminismus«, der individualistisch statt klassenbasiert ist, die persönliche Wahl betont, anstatt strukturelle Bedingungen aufzudecken, und die materielle Realität verschwinden lässt, während er Ansichten und Sprache betont. Daher glauben viele junge Feministinnen, dass die untergeordnete Stellung von Frauen in erster Linie auf die kulturelle Abwertung von Frauen und Weiblichkeit zurückzuführen ist und nicht auf physische, politische und wirtschaftliche Dominanz.
Die Lösung in diesem Rahmen besteht darin, kulturelle Werte auf den Kopf zu stellen. Und die Queer Theory liefert die Mittel: Durch das Überschreiten von Grenzen und die Subversion von Kategorien können wir die hegemoniale oder dominante Kultur stören. Die berühmteste Theoretikerin hierfür ist Judith Butler. Ihre zentrale Prämisse, dass Geschlecht keine natürliche Kategorie, sondern ein soziales Konstrukt ist, war entscheidend für die Entwicklung der Transgender-Ideologie und der sie unterstützenden Spielarten des Feminismus. In ihrem Artikel über Butler argumentiert die Philosophin Martha Nussbaum, dass Butlers Fokus auf symbolische Wortspiele unter Ausschluss der materiellen Politik einen zynischen Standpunkt darstellt, der gerade benachteiligten Frauen in keinerlei Weise hilft (Nussbaum, 1999).
In jüngerer Zeit, nachdem die Homo-Ehe in mehreren Ländern erfolgreich durchgesetzt wurde, konzentrierten sich Schwulenrechtsorganisationen auf die Rechte von Trans-Personen als ein neues Thema, das ihre laufende Finanzierung rechtfertigen könnte. In der Zwischenzeit haben Fachgesellschaften der Psycholog:innen und zum Teil auch der Mediziner:innen ohne entsprechende wissenschaftliche Evidenzen und Langzeitstudien daran mitgewirkt, trans als angeborene und authentische Identität neu zu definieren, die am besten mit Medikamenten und Operationen unterstützt wird. In Anlehnung an das soziale Modell der Behinderung sagen die Befürworter:innen, dass eine Transidentität nicht von Natur aus belastend sei und dass alle damit verbundenen Schäden und Belastungen auf einen Mangel an sozialer Akzeptanz zurückzuführen seien. Der affirmative Ansatz besteht darin, das Bekenntnis einer Person zu ihrer Transidentität sofort und unkritisch zu akzeptieren und sie so schnell wie möglich bei der sozialen und medizinischen Umstellung zu unterstützen.
Internetaktivismus
Die Transbewegung ist im Internet aufgeblüht. Das Internet ermöglicht es kleineren Gruppen, sich zu koordinieren, auch wenn sie in der Bevölkerung nur geringfügig vertreten sind. Viele Transaktivist:innen widmen sich allein diesem einen politischen Anliegen und sind darin höchst motiviert. Darüber hinaus hat sich der Transaktivismus unter jungen Menschen vielleicht auch deshalb so schnell verbreitet, weil er ein sehr kostengünstiges Mittel ist, um sich öffentlich auf der moralisch vermeintlich richtigen Seite zu positionieren und soziales Ansehen zu erlangen: »Transfrauen sind Frauen« zu tippen und Pronomen zum eigenen Social-Media-Profil hinzuzufügen, ist mühelos möglich, während die Beteiligung an Demonstrationen, Abstimmungen und anderen direkten Aktionen anspruchsvoller ist und sehr viel mehr Zeit kostet.
Online ist die öffentliche Diskussion unzivilisiert, irrational und aggressiv. Aktivist:innen wenden häufig anrüchige Taktiken an, darunter Selbstmordhetze, Verleumdung und die gezielte Verbreitung von Falschinformationen. Sie belästigen und bedrohen ihre Gegner, insbesondere Frauen, bis hin zur Veröffentlichung personenbezogener Informationen (sogenanntes Doxing). Sie stellen Frauen als Unterdrückerinnen von Männern dar, indem sie Begriffe wie »Transmisogynie« und »Cis-Privileg« verwenden, und treffen falsche Gleichsetzungen zwischen Transphobie und Homophobie oder Rassismus. Sie bezeichnen Kritik, Meinungsverschiedenheiten und sogar Fragen als »Gewalt«. Es wurde sogar dafür geworben, die Bezugnahme auf das tatsächliche Geschlecht einer Person (»Misgendering«) zu einer strafbaren Handlung zu machen.
Im öffentlichen Diskurs wird unaufrichtig die Meinungsfreiheit bekräftigt und gleichzeitig erklärt, dass feministischer Widerstand gegen die Selbstidentifizierung die Ausnahme bilden sollte, da er transidenten Menschen Schaden zufüge. Beispielsweise schreiben Akademiker:innen in einem offenen Brief, der die Philosophin Kathleen Stock vehement kritisiert, dass sie das Prinzip der Redefreiheit zwar unterstützten, Stock durch ihre Ablehnung der Transgender-Philosophie aber anderen schade (»Philosophy Transphobia Letter«, 2022). Da Stock jedoch zur selben Zeit wegen ihrer »schädlichen« Ansichten unentwegt und in einem derart starken Ausmaß belästigt wurde, dass sie sich schließlich zur Aufgabe ihrer Position an der University of Sussex gezwungen sah (Stock, 2021), war das »Bekenntnis« dieser Akademiker:innen zur Meinungsfreiheit nur wenig wert.
In offenen, von Akademiker:innen und anderen angesehenen Personen unterzeichneten Briefen wird unaufrichtig die Meinungsfreiheit bekräftigt und gleichzeitig erklärt, warum feministischer Widerstand gegen die Selbstidentifizierung die Ausnahme bilden sollte. Frauen, die Konflikte zwischen der Transbewegung und Frauenrechten beschrieben haben, wird durch sogenanntes No-Platforming die öffentliche Stimme genommen oder sie werden aus ihren Jobs gejagt. Die britische Feministin Julie Bindel schildert, wie ihre Reden regelmäßig aufgrund von Beschwerden abgesagt werden (Bindel, 2015). Feministinnen oder überhaupt alle, die Fragen stellen oder Kritik üben, wurden von beliebten Websites wie Youtube, Twitter und Reddit verbannt.
Andersdenkende werden effektiv zum Schweigen gebracht, was den falschen Eindruck eines Konsenses erweckt – zumindest im Internet. So wurde beispielsweise die neuseeländische feministische Philosophin Holly Lawford-Smith wegen ihrer genderkritischen Äußerungen von Twitter verbannt (Lawford-Smith, 2020). Die größte feministische Gruppe auf Reddit, r/gendercritical, wurde wegen angeblicher »Hassrede« (»hate speech«) von dieser Plattform verbannt. Hassrede bedeutete hier schlicht Kritik am Transaktivismus (Ovarit, 2022).
Die Transbewegung der Gegenwart besteht im Kern aus der Forderung, dass sich alle an der rechtlichen und sozialen Fiktion beteiligen, dass einige Männer Frauen (oder geschlechtslos) und einige Frauen Männer (oder geschlechtslos) sind, und zwar nach eigenem Gutdünken. Diese Bewegung ist unvereinbar mit der Förderung von Frauenrechten und -interessen, weil sie verlangt, dass wir wichtige sexuelle Unterschiede ignorieren. Sie verlangt, dass jedes Wort, jeder Raum, jede Gelegenheit, die früher Frauen vorbehalten waren, jetzt auch für Männer zugänglich sind (vorausgesetzt, sie sagen, sie seien trans). Es ermutigt Jugendliche dazu, Schwierigkeiten, mit denen sie während der Pubertät konfrontiert sind, als das Ergebnis einer angeborenen Identität zu verstehen. Die erfolgreiche Realisierung dieser Identität erfordert paradoxerweise eine gefährliche Medikalisierung.
Die Aktivist:innen dieser Bewegung haben Kritiker:innen rücksichtslos zum Schweigen gebracht, vor allem im Internet, und haben ihre eigene Bewegung sehr erfolgreich als fortschrittlich und harmlos dargestellt, anstatt als frauenfeindlich und schädlich. In Universitäten, wo Diversität jetzt ein zentrales Thema ist, ist Transaktivismus eifrig aufgenommen worden. Der Diskurs in Universitäten ist mittlerweile stark moralisiert, in Verbindung mit einer Tendenz, Debatte und Worte als gefährlich und schädlich zu verstehen. Viele Akademikerinnen sagen, sie fühlen sich nicht frei, über Transgender-Ideen zu sprechen (Stock, 2019). Ein Projekt, das die Erfahrungen von denjenigen hätte erforschen sollen, die sich für das sogenannte Detransitioning (Zurückweisung der zuvor angenommenen Transidentität und medizinische Umkehr der »Transition« so weit wie möglich) entschieden haben, wurde sogar abgelehnt, unter der Annahme, dass es als beleidigend empfunden worden wäre (Weale, 2017). Obwohl diese Forschung dem Schutz junger Menschen, die sich als trans identifizieren, förderlich wäre, herrscht in Universitäten wie auch in sozialen Netzwerken Schweigen über sie
Wie geht es weiter?
Wir sollten Männer und Frauen, die sich als trans oder nicht-binär identifizieren, im medizinischen System respektvoll aufnehmen, ohne ihrem Glaubenssystem zuzustimmen, so wie wir den religiösen Überzeugungen von Menschen Rechnung tragen können, auch wenn wir sie nicht teilen. Da diese Personen sonst vielleicht keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen würden, sollten medizinische Dienstleister:innen womöglich die bevorzugte Sprache derjenigen verwenden, die sich als trans oder nicht-binär identifizieren. Dies kommt jedoch weder der Zustimmung zu einem moralischen und jetzt vielfach auch legalen Recht auf Selbstidentifizierung gleich, noch einer umfassenden Neudefinition von »Mann« und »Frau«, noch der universellen, obligatorischen Verwendung einer Sprache, die das Geschlecht ausklammert und beispielsweise nur noch von »Personen mit Uterus« spricht statt von Frauen.
Da Frauen, die Kritik an der Transrechtebewegung äußern, der Grausamkeit und Intoleranz beschuldigt werden, kann es sehr verlockend sein, unseren Standpunkt abzumildern und Kompromisse zu schließen: Vielleicht könnten manche Männer manchmal wie Frauen behandelt werden, so die Überlegung. Aber es ist nicht vernünftig, einen Kompromiss zu schließen zwischen dem Bedürfnis von Frauen nach Sicherheit und dem Bedürfnis von einigen Männern, so zu tun, als seien sie Frauen. Es ist weder grausam noch intolerant zu sagen, dass es zwei menschliche Geschlechter gibt, und Klarheit über gesellschaftlich, politisch und persönlich wichtige Fakten über unsere geschlechtsdimorphen Körper und Verhaltensweisen einzufordern.
Die gegenwärtige Trans- und Queerbewegung verlangt Unwissen über die Neigung von Männern, Frauen physisch, sexuell und politisch zu dominieren, und über das dringende und anhaltende Bedürfnis von Frauen, männerfreie Bereiche zu haben. Für die Behauptung »Transmänner sind Frauen« werden wir für inklusiv und tolerant gehalten. Dieses Blendwerk mag sich vorübergehend gut anfühlen, etwa für privilegierte Frauen, die ihre eigenen sicheren Bereiche besitzen, in denen sie leben, schlafen, sich ausziehen und baden können. Aber diese Fiktion führt eben auch zu einer Aushöhlung des von Frauen benötigten Schutzes, der für gefährdete Frauen in Gefängnissen, Krankenhäusern und Schutzräumen für die Opfer von Vergewaltigung und häuslicher Gewalt so essenziell ist.
Während wir darüber diskutieren, ob eine geschlechtsneutrale Sprache in der Medizin eingeführt werden sollte, müssen wir die Täuschung zurückweisen, dass einige Männer Frauen seien. Wir dürfen die Neudefinition von »Frau« als einer vom Geschlecht unabhängigen Identität nicht akzeptieren. Wir müssen darauf bestehen, dass jeder einzelne Aspekt dieses Themas der wissenschaftlichen Forschung und einer vernünftigen und zivil geführten Debatte zugänglich gemacht wird. Das bedeutet, dass wir Taktiken der Unterdrückung von Gegenrede ablehnen und unser Recht geltend machen müssen, offen zu sprechen, ohne als Transphobe oder Rechtsradikale verleumdet zu werden. Wir sollten nicht nachgeben, sondern auf einer Debatte bestehen, in der die physische und soziale Realität von Frauen anerkannt wird und unsere Interessen mit dem ihnen gebührenden Gewicht behandelt werden.