Zwar wurden bereits vereinzelt Maßnahmen zur Entlastung der Hebammen in den Geburtskliniken eingeführt, doch im Pflegebereich sind Tätigkeiten zur Entlastung oder Bindung von Pflegefachpersonen deutlich umfassender (DKI 2018; Blum et al. 2018). Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) fordert, dass dies nun auch in der Geburtshilfe stattfindet (DHV 2018). Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Hebammen in den Kliniken sind:
Entlastung von Nebenaufgaben
Es werden mehr Entlastungen der Hebammen von der Arbeit in der gynäkologischen Notfallambulanz vorgeschlagen. Solche Organisationversänderungen führen nicht nur zu Entlastung, sondern auch zu zunehmender Arbeitszufriedenheit. Es sollte über weitere Entlastungen von Nebenaufgaben durch Delegation an andere Berufsgruppen nachgedacht werden. Durch die Befreiung von Tätigkeiten wie beispielsweise Reinigungsarbeiten oder Materialwirtschaft werden die Hebammen nicht nur entlastet, sondern es werden auch zusätzliche Kapazitäten in der Betreuungsarbeit frei.
Alternsgerechtes Arbeiten
Die Arbeit sollte sich an den spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnissen der einzelnen orientieren. Das Konzept des »alternsgerechten Arbeitens« berücksichtigt etwa Weiterbildungsbedürfnisse und -notwendigkeiten mit Freistellungen für ein Studium oder Fortbildungen sowie passenden finanziellen Unterstützungen, Gesundheitsschutz oder alternsgerechte Dienstplangestaltung. Dienstpläne sollten gesundheitsgerecht, partizipativ, flexibel und verlässlich gestaltet werden. Arbeitsüberlastungen sollten auch bei Personalausfällen vermieden werden und insbesondere den über 55-Jährigen sollte es ermöglicht werden, nicht mehr am Nachtdienst teilzunehmen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Arbeitsalltag sollte Unterstützung bei Kinderbetreuung beispielsweise durch Betreuungsplätze oder Zuschüsse, Ferien- und Wochenendbetreuung sowie Notfall- und Randzeitenbetreuung geleistet werden. Ähnliches gilt auch, wenn Angehörige gepflegt werden müssen.
Förderung innovativer Versorgungskonzepte in den Kliniken
Interdisziplinäre Fallbesprechungen verbessern die Zusammenarbeit und Akzeptanz aller beteiligten Berufsgruppen. Befürwortet wird eine Ausweitung moderner Versorgungskonzepte wie beispielsweise der Hebammenkreißsaal. Das Versorgungskonzept für Frauen und ihre Familien stellt die physiologische Geburt, die Betreuungskontinuität und die Bedürfnisse der Nutzerinnen in den Mittelpunkt (Bauer 2011). Obligatorische oder freiwillige Rotationen in besonders belastenden Tätigkeitsbereichen erhöhen die Arbeitszufriedenheit der Hebammen in den Kreißsälen sowie die Versorgungsqualität. Kliniken sollten gezielt unterstützt werden, innovative Arbeits- und Versorgungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen.