» Der Anteil jener Frauen, die nach dem 35. Lebensjahr Mutter wurden, hat sich in den letzten 35 Jahren mehr als verdreifacht.« Foto: © westend61/imago images

Zum »optimalen« Zeitpunkt für eine Schwangerschaft gibt es viele Meinungen und vor allem viele Gerüchte. Ist es wirklich gefährlich, als Teenager ein Kind zu bekommen und ist die spätere Mutterschaft gleich die Eintrittskarte in den Operationssaal? Eine kritische Betrachtung der aktuellen Studienlage anhand österreichischer Daten. 

Bei Frauen ist, im Gegensatz zu Männern, die Reproduktionsphase auf etwa 35 bis 40 Jahre limitiert. Sie beginnt mit der ersten spontanen Menstruationsblutung, der Menarche, und endet irreversibel mit der letzten spontanen uterinen Blutung, der Menopause (Forman et al. 2013). Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Konzeption, ebenso wie jene einer erfolgreichen Reproduktion, variiert jedoch innerhalb dieser Zeitspanne deutlich.

So sind die ersten Jahre nach der Menarche sowie die Jahre vor der Menopause durch eine deutlich höhere Anzahl an anovulatorischen Zyklen gekennzeichnet als die dritte Lebensdekade. Diese Phase zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr weist somit bei den meisten Frauen die höchste Frequenz an ovulatorischen Zyklen auf, was die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Konzeption deutlich erhöht. Bereits um das 30. Lebensjahr sinkt die Ovulationsfrequenz und somit auch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung (Balasch 2010).

Dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht im ersten und im letzten Menstruationszyklus eine erfolgreiche Befruchtung möglich wäre, lediglich die Wahrscheinlichkeit ist sowohl zu Beginn als auch gegen Ende der Reproduktionsphase niedriger. Diese U-förmige Verteilung der Konzeptionswahrscheinlichkeit erscheint aus biologischer Sicht zunächst doch sehr erstaunlich, da die ohnehin schon physiologisch limitierte Reproduktionsspanne sich dadurch nochmals einengt und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Fortpflanzung sowohl in jungen Jahren als auch im etwas fortgeschrittenen Alter reduziert.

Neben der Variation in der Konzeptionswahrscheinlichkeit wird das mütterliche Alter auch mit anderen Parametern assoziiert, die den »Erfolg« einer Schwangerschaft beschreiben. So wurde sowohl ein sehr niedriges als auch ein hohes mütterliches Alter als Risikofaktor für eine erhöhte mütterliche und kindliche Morbidität und Mortalität gewertet (Gravena et al. 2012). Sowohl Schwangerschaften im Teenageralter als auch bei älteren Müttern – wobei Frauen ab dem 35. beziehungsweise 40. Lebensjahr als älter klassifiziert werden – scheinen mit mannigfaltigen Risiken während der Schwangerschaft, Geburtskomplikationen, einer erhöhten Kaiserschnittrate sowie intrauteriner Wachstumsrestriktion bis hin zu erhöhter mütterlicher und kindlicher Morbidität und Mortalität assoziiert zu sein (Hsieh et al. 2010). In den vergangenen 50 Jahren kann in Österreich, wie in den meisten Industrienationen, ein deutlicher Trend zu einer Reduktion der Kinderzahl pro Frau sowie zu einem höheren Alter bei der ersten Geburt beobachtet werden.

Veränderungen der Fruchtbarkeit

Unter »Teenagermüttern« werden junge Frauen verstanden, die bei der Geburt ihres Kindes das 20. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. In früheren Zeiten waren Teenagerschwangerschaften – vor allem bei sozial privilegierten Gesellschaftsgruppen – durchaus erwünscht, da so einerseits die Reproduktionsfähigkeit des Mädchens oder der jungen Frau bestätigt werden konnte, andererseits bei einer generell geringen Lebenserwartung eine frühe Reproduktion als Vorteil angesehen wurde. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass der Beginn der Reproduktionsfähigkeit noch im 19. Jahrhundert deutlich später einsetzte und das mittlere Menarchealter in Europa zwischen 1840 und 2000 von 17,2 Jahren auf unter 13 Jahre sank. Ursache hierfür war die generelle Verbesserung der Lebensumstände, also die zunehmend gesicherte Versorgung mit Nahrungsmitteln, die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten, längere Friedenszeiten und eine stabilere ökonomische Situation. Dies führte dazu, dass Schwangerschaften im Teenageralter im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch in den Industrienationen nicht ungewöhnlich waren (Kirchengast 2009).

Mit der Frauenbewegung in den späten 1960er Jahren kam es zu deutlichen sozialen Veränderungen in Europa, die längere Ausbildungszeiten für Mädchen und ein neues weibliches Selbstverständnis und Rollenbild nach sich zogen. Darüber hinaus wurden durch die Einführung der Pille und anderer sicherer Kontrazeptiva frühe Schwangerschaften und eine frühe Mutterschaft immer seltener. Die soziale Akzeptanz einer frühen Mutterschaft ist deutlich gesunken. Eine Schwangerschaft im Teenageralter wird zumeist als soziales Problem angesehen und Teenagermütter werden meist mit einem niedrigen sozioökonomischen Status assoziiert. Teenagerschwangerschaften gelten als ungeplant, unerwünscht und mit sozialen Problemen wie Schulabbruch, Abhängigkeit von sozialen Transferleistungen und Kinderarmut assoziiert.

In Österreich sank zwischen 1971 und 2018 der Anteil von jungen Teenagermüttern unter 16 Jahren von 0,004 % auf 0,0008 %. Der Anteil von älteren Teenagermüttern von 16 bis 19 Jahren fiel im selben Zeitraum von 13 % auf 1,6 % stark ab (Statistik Austria 2015, 2018).

Die beiden Enden der Reproduktion

Im Gegenzug stieg das Alter der Mütter bei der ersten Geburt deutlich an. Vor 35 Jahren war das mittlere Alter österreichischer Erstgebärender 23,8 Jahre, im Jahr 2018 dagegen war die durchschnittliche Erstgebärende bereits 29,7 Jahre alt. Der Anteil jener Frauen, die nach dem 35. Lebensjahr Mutter wurden, hat sich in den letzten 35 Jahren mehr als verdreifacht. Im Gegensatz zu der hohen Anzahl ungeplanter Schwangerschaften von Teenagern wird eine späte Mutterschaft oft als Folge einer langen und höheren Ausbildung interpretiert. Die Schwangerschaften gelten als erwünscht, geplant und als ein typisches Zeichen eines höheren sozioökonomischen Status der Mutter. Diese sozial divergente Interpretation an den Enden der Reproduktionsphase führt zu einer Problemverlagerung von Teenagerschwangerschaften hin zur späten Mutterschaft. Es stellt sich daher zunächst die Frage, was die Risiken und was die Folgen von Schwangerschaften im Teenageralter und bei »älteren” Frauen sind (Kirchengast & Hartmann 2003).

Seit den 1950er Jahren wurde eine frühe Schwangerschaft beziehungsweise Mutterschaft als medizinisches Risiko betrachtet und vor den Gefahren gewarnt. Teenagerschwangerschaften wurden generell mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburtlichkeit, Infektionen, Präeklampsie, niedrigem Geburtsgewicht und einer erhöhten Kaiserschnittrate in Verbindung gebracht. Generell würde eine Schwangerschaft bei jungen Mädchen und Frauen das Risiko für mütterliche sowie kindliche Morbidität und Mortalität signifikant erhöhen (Fraser 1995; Perry 1996). Die Mehrzahl jener Studien stammte jedoch aus den USA und Großbritannien und berücksichtigte fast ausschließlich Gruppen von Mädchen, die einen sehr niedrigen sozioökonomischen Status aufwiesen, eine oft nicht ausreichende medizinische Betreuung während der Schwangerschaft erfuhren und daher per se unabhängig von ihrem Alter als Risikogruppen zu bezeichnen waren. Die Bedeutung eines niedrigen mütterlichen Alters für den Verlauf der Schwangerschaft, aber auch für die intrauterine Entwicklung, den Geburtsverlauf und das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden der Mutter muss – nach heutigem Kenntnisstand – jedoch weitaus differenzierter gesehen werden.

»Die« Teenagermutter gibt es nicht

Zunächst muss von einer Verallgemeinerung der »Teenagermutter« Abstand genommen werden. Es erweist sich als sinnvoll, in jüngere und ältere Teenagermütter zu unterscheiden. Als jüngere Teenagermütter sollten nur Mädchen, die zum Zeitpunkt der Geburt jünger als 16 Jahre sind, bezeichnet werden. Ab dem 16. Lebensjahr sollte man von älteren Teenagermüttern sprechen. Seit den 1970er Jahren wurde die körperliche Unreife als Hauptproblem bei Teenagermüttern angegeben. Der Organismus wäre im Teenageralter noch nicht ausgewachsen, das energetisch aufwendige Längenwachstum wäre noch nicht abgeschlossen und so käme es zwangsläufig zu einer Konkurrenzsituation von mütterlichem, noch wachsenden und kindlichem Organismus. Die Konsequenz dieser Konkurrenz um Ressourcen wäre ein Wachstumsstopp der Mutter und eine Wachstumsrestriktion des Fetus mit allen zu erwartenden Folgen, wie ein geringes Geburtsgewicht, Small-for-gestational-age-Neugeborene, die durch diese Situation vulnerabel für Erkrankungen und Infektionen in der Neonatalperiode und darüber hinaus würden. Die geringere Körpergröße der jungen Mutter würde auch ein engeres knöchernes Becken bedingen und so das Risiko für einen Kaiserschnitt erhöhen (Scholl et al. 1990).

Weniger Risiken als gedacht

Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese körperliche Konkurrenzsituation nur bei jungen Teenagerschwangeren angenommen werden kann. Bei älteren ab dem 16. Lebensjahr stellen hingegen vor allem soziale und ökonomische Faktoren ein besonderes Problem dar (Kirchengast 2009). Es ist zunächst zu bedenken, dass die Mehrzahl der Schwangerschaften im Teenageralter nicht geplant sind und somit die Schwangerschaft zumeist unerwünscht ist. Durch die Fristenlösung ist in Österreich ein Schwangerschaftsabbruch an sich kein Problem, und es ist auch nicht bekannt, wie viele Mädchen im Teenageralter wirklich schwanger werden, da keine offizielle Statistik über Schwangerschaftsabbrüche existiert. Es sind somit nur Zahlen für Geburten von Teenagermüttern bekannt. Die jungen Schwangeren, die sich für das Kind entscheiden, bekommen eine umfangreiche soziale und finanzielle Unterstützung durch den Staat. Eine fehlende Unterstützung durch Familie und Freunde hingegen kann dies nicht aufwiegen. Was die in früheren Studien häufig beschriebenen Komplikationen bei Schwangerschaften im Teenageralter betrifft, so konnte in einem Wiener Projekt gezeigt werden, dass Schwangerschaften von älteren Teenagermüttern vor allem dann komplikationslos verliefen und auch keine auffallenden Geburtsprobleme zu beobachten waren, wenn die junge Schwangere über ein sicheres soziales Umfeld verfügt und mit ausreichend sozialer Unterstützung durch Familie, FreundInnen oder soziale Einrichtungen rechnen kann. Fehlt diese Unterstützung jedoch, fühlt sich die junge Schwangere alleingelassen. Hat sie – aus welchen Gründen auch immer – nur unzureichend Zugang zu sozialer und ökonomischer Unterstützung, kann dies den Schwangerschaftsverlauf durchaus negativ beeinflussen und das Risiko von Komplikationen, Frühgeburtlichkeit sowie mütterlicher und kindlicher Morbidität erhöhen (Kirisits & Kirchengast 2013). Auf der anderen Seite reduzieren eine ausreichende Unterstützung, die Möglichkeit, Schule oder Ausbildung ohne Unterbrechung fortzusetzen, und ein stabiles familiäres Umfeld nicht nur den Stress während der Schwangerschaft und nach der Geburt, sondern sie haben auch eine positive Wirkung auf den Schwangerschaftsverlauf und die Mutter-Kind-Beziehung (Kirisits & Kirchengast 2013).

In einer kürzlich veröffentlichten Studie konnte auch ein Einfluss des mütterlichen Alters auf das intrauterine Wachstum festgestellt werden. Eine Schwangerschaft im Teenageralter ist demnach auch bei guter Versorgung mit einer zumindest geringfügigen Wachstumsrestriktion des Fetus assoziiert. So konnte gezeigt werden, dass die Feten älterer Teenagermütter vom ersten Trimester an kleiner waren als jene von Frauen im »optimalen« Alter zwischen 20 und 35 Jahren, und auch kleiner als die Feten von Frauen, die zum Zeitpunkt der Schwangerschaft älter als 35 Jahre waren (Kirchweger et al. 2018). Auch das Geburtsgewicht in den Teenagerschwangerschaften war geringer als bei älteren Müttern. Makrosome Neugeborene konnten bei den Teenagermüttern gar nicht beobachtet werden. All dies könnte als Resultat der geringeren Körperhöhe und des geringeren Gewichts vor der Schwangerschaft bei den Teenagermüttern interpretiert werden (Kirchweger 2018).

Was hingegen die Prävalenz von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen betrifft, so konnte – im Gegensatz zu den Berichten in älterer Literatur – keine Häufung festgestellt werden. So lag die Kaiserschnittrate bei Teenagermüttern mit 8,7 % sogar deutlich niedriger als bei älteren Frauen (Kirchengast & Hartmann 2018). Die Ergebnisse dieses Wiener Projekts sprechen dafür, dass bei optimaler medizinischer Betreuung während der Schwangerschaft und Geburt eine Schwangerschaft ab dem 16. Lebensjahr kein erhöhtes medizinisches Problem darstellt. Es kann somit das Resümee gezogen werden, dass eine Schwangerschaft im höheren Teenageralter kein medizinisches, sondern ein eher soziales Problem bedeutet.

»Verzögerte« Mutter- oder Elternschaft

Eine etwas andere Situation zeigt sich bei älteren Müttern. Schwangerschaften nach dem 35. und 40. Lebensjahr sind in den Industrienationen keine Ausnahme mehr. Dieser Trend setzte in West- und Nordeuropa sowie in den USA, Kanada, Australien und Japan bereits in den 1970er Jahren ein und konnte, etwas zeitverzögert, seit den 1980er und 1990er Jahren in zahlreichen weiteren Industrienationen beobachtet werden. Die sogenannte »verzögerte« Mutter- oder Elternschaft wird inzwischen als zentrales Merkmal einer Transformation im Reproduktionsverhalten interpretiert. Sie gilt als ein Resultat eines fundamentalen gesellschaftlichen Wandels, der durch eine verminderte Bedeutung der Mutterrolle für die Geschlechtsrollenidentifikation der Frau gekennzeichnet ist (Olah et al. 2018).

Durch die Verfügbarkeit hochwirksamer Kontrazeptiva wurde Sexualität in den vergangenen 50 Jahren zunehmend von der Reproduktion getrennt. Schwangerschaften werden bewusst geplant und hinausgezögert. Als Gründe werden hierfür zumeist fehlende »passende« PartnerInnen, eine lange Ausbildung und eine erfolgreiche berufliche Karriere genannt. Daher wird eine späte Mutterschaft sehr häufig als positiv interpretiert, da die Kinder hocherwünscht seien, sie in stabile ökonomische und soziale Verhältnisse geboren würden und damit bessere Chancen für die eigene Zukunft hätten. Ältere Eltern gelten als hochmotiviert und selbst bereits gefestigt.

Andererseits ist seit langem bekannt, dass ein Hinauszögern der Reproduktion mit zahlreichen Risiken assoziiert ist. Hierzu zählt zunächst die reduzierte Ovulationsfrequenz, die die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung mindert und im schlimmsten Fall in unerwünschter Kinderlosigkeit resultiert. Auch die assistierte Reproduktion ist hier nicht immer eine Lösung. Ein Verschieben des Kinderwunsches und somit eine späte Mutterschaft wird mit zahlreichen Risiken für Mutter und Kind in Verbindung gebracht. So wurde ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, geringes Geburtsgewicht, aber auch Makrosomie, Totgeburten, Gestationsdiabetes, hypersensitive Schwangerschaftserkrankungen und eine erhöhte Kaiserschnittrate bei älteren Müttern beschrieben (Hsieh et al. 2010; Kenny et al. 2013). Darüber hinaus wird für späte Schwangerschaften eine höhere Rate an Trisomien, Autismus und Tumorerkrankungen im Kindesalter beschrieben (Durkin et al. 2008; Johnson et al. 2009; Yip et al. 2006).

Altersbedingte Veränderungen

In der bereits angeführten Wiener Studie wurde das fetale Wachstum von Kindern älterer Mütter analysiert. Dabei zeigte sich, dass im ersten Trimester die Feten älterer Mütter eine größere Scheitel-Steiß-Länge aufwiesen, als die Feten von Müttern im »optimalen« Alter. Im zweiten Trimester unterschieden sich die Feten älterer Mütter nicht signifikant in von jenen von Müttern im »optimalen« Alter (20 bis 35 Jahre). Im dritten Trimester jedoch waren die Feten älterer Mütter im Durchschnitt größer. Zum Zeitpunkt der Geburt waren die Neugeborenen von älteren Müttern im Durchschnitt kleiner und leichter. Auch konnte bei 5,6 % der Neugeborenen älterer Mütter ein zu geringes Geburtsgewicht (unter 2.500 g) festgestellt werden, während dies nur bei 1,8 % der Neugeborenen von Müttern der »optimalen« Altersgruppe zutraf. Der Anteil an makrosomen Neugeborenen war hingegen bei Müttern im »optimalen« Alter am höchsten (8,3 %), während 7,4 % der älteren Mütter makrosome Kinder zur Welt brachten. Da in diese Studie ausschließlich Termingeburten einbezogen wurden, können diese Unterschiede nicht mit einer unterschiedlichen Schwangerschaftsdauer erklärt werden (Kirchweger et al. 2018).

Die Ergebnisse der Wiener Studie entsprechen jenen früherer Studien. So wurde bereits 2014 von der schwedischen Medizinerin Marie Blomberg und KollegInnen eine signifikante Reduktion des mittleren Geburtsgewichts bei Müttern ab dem 30. Lebensjahr beschrieben. Auch die höhere Prävalenz von Neugeborenen unter 2.500 g Geburtsgewicht ist in zahlreichen Studien dokumentiert. Als biologische Erklärungen können altersbedingte Veränderungen des Uterus, ein akzeleriertes Altern der Plazenta sowie gesteigerter oxidativer Stress bei höherem Alter angeführt werden (Lean et al. 2014). Darüber hinaus wurde eine verminderte Blutversorgung der Plazenta bei älteren Müttern beschrieben sowie größere Schwierigkeiten des Organismus, mit den hormonalen Veränderungen und den körperlichen Belastungen der Schwangerschaft fertig zu werden. Auch konnte eine höhere Frequenz an Sectiones bei älteren Müttern beobachtet werden. Bei Müttern über 40 Jahre lag die Sectiorate bei 33,3 %, während lediglich 15 % der Mütter im »optimalen« Alter Schnittentbindungen aufwiesen. Damit liegt die Kaiserschnittrate bei älteren Müttern über dem Durchschnitt, der im Jahr 2017 in Österreich bei 28,8 % (Statistik Austria 2018). Da in der vorliegenden Studie ausschließlich medizinisch begründete Kaiserschnitte und keine Wunschkaiserschnitte berücksichtigt wurden, scheint ein höheres mütterliches Alter häufiger zu Schwangerschafts- und/oder Geburtskomplikationen zu führen, die einen Kaiserschnitt erforderlich machen.

Erwünscht, geplant, sicher?

In Österreich gilt ein mütterliches Alter von mehr als 35 Jahren bereits als Hinweis auf eine Risikoschwangerschaft. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Trend zum Hinauszögern der Reproduktion per se als kritisch zu bezeichnen ist und ob eine späte Mutterschaft nicht auch positive Effekte aufweist. Die medizinischen Risiken später Schwangerschaften sind hinlänglich bekannt, andererseits spricht einiges auch für eine späte Mutterschaft. Schwangerschaften im höheren Alter sind häufig erwünscht und bewusst geplant. Dies führt zu einer positiven Einstellung der Schwangerschaft gegenüber, die sich auf das körperliche sowie psychische Wohlbefinden der Schwangeren positiv auswirkt. Darüber hinaus ist dokumentiert, dass ältere Mütter ein höheres Gesundheitsbewusstsein während der Schwangerschaft und danach aufweisen als jüngere. Einen weiteren positiven Aspekt später Schwangerschaften stellt die Tatsache dar, dass ältere Mütter zumeist einen höheren Bildungsgrad, eine bessere ökonomische Situation und stabilere Familienverhältnisse aufweisen. Dies bedeutet, dass Risiken während der Schwangerschaft minimiert werden und dem Kind auch nach der Geburt eine optimale Versorgung in Aussicht steht.

All dies verringert potenziell Stress während und nach der Schwangerschaft bei, was das Wohlbefinden sowohl der Mutter als auch des Kindes stärkt.

Späte Schwangerschaften hat es immer gegeben. Doch haben sich die Frauen in früheren Zeiten nicht bewusst erst spät für die Erfüllung des Kinderwunsches entschieden, sondern durch den Mangel an wirksamen Kontrazeptiva kam es zu ungeplanten Schwangerschaft in höherem Alter. Oft erhöhte die späte Schwangerschaft die Kinderzahl und führte somit zu finanziellen Problemen, was sich meist in einem reduzierten Wohlbefinden und erhöhtem Stress der späten Mutter äußerte. Die gegenwärtige Situation, die durch ein oft bewusstes Hinauszögern der Reproduktion charakterisiert ist, ist damit nicht vergleichbar.

Gut zu bewältigen

Frühe Schwangerschaften im Teenageralter sind aus medizinischer Sicht gut zu bewältigen, stellen jedoch oft ein soziales Problem für die werdende Mutter und ihre Familie dar. Späte Schwangerschaften sind gegenwärtig oft geplant und bewusst den Lebensumständen der Mutter angepasst. Deren medizinische Risiken werden durch die günstige soziale Situation meist aufgewogen.

Zitiervorlage
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