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Der Oxytocin-Stoffwechsel spielt in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine wichtige Rolle für die Psyche werdender Mütter und ihren Kontakt zum Kind. Bei seelisch instabilen Frauen, nach schwierigen Geburten oder bei einer frühen Trennung von Mutter und Kind kann das Regulationssystem aus Oxytocin und Beziehungsaufbau gestört sein. In all diesen Fällen brauchen die Mütter eine besonders sensible Unterstützung.

Oxytocin ist bekannt als das Bindungshormon. Chemisch gesehen ist es ein Peptid, das aus neun Aminosäuren besteht. Es wird im Hypothalamus produziert, in der Hypophyse gespeichert und gelangt von dort in den Blutkreislauf. Im Gehirn wirkt Oxytocin als Neurotransmitter und Neuromodulator (Uvnas-Moberg 2016). Aufgrund dieser verschiedenen Wirkmechanismen beeinflusst Oxytocin eine Vielzahl zentraler und peripherer Regulationsprozesse. Im Zusammenhang mit der Geburt stimuliert Oxytocin unter anderem die Kontraktion des Uterus und die Milchbildung.

Um den Einfluss von psychischen Erkrankungen auf die Befindlichkeit der Mutter nach der Geburt und die Eltern-Kind-Interaktion zu verstehen, sind zwei weitere Funktionen des Oxytocins wichtig: die Steuerung von Sozialverhalten und Interaktion sowie die angst- und stressmindernde Wirkung. Oxytocin hemmt das sympathische und aktiviert das parasympathische Nervensystem. Gleichzeitig blockiert es die Stressreaktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebenrindenachse und hemmt die Speicherung unangenehmer Erfahrungen in der Amygdala und anderen Hirnarealen (Frijling 2017; Koch et al. 2016).

In Schüben zum Glücksgefühl nach der Geburt

Während der Schwangerschaft steigt der Oxytocinspiegel. Bis zur Geburt erhöht er sich auf das Drei- bis Vierfache des Niveaus vor der Schwangerschaft (Uvnäs-Moberg et al. in press). Während der Geburt steigt der Oxytocinspiegel weiter, wobei das Oxytocin schubweise ausgeschüttet wird. Die Oxytocinschübe folgen immer dichter aufeinander und erreichen kurz vor der Geburt ein Maximum von drei Schüben innerhalb von zehn Minuten.

Oxytocin aktiviert im Gehirn die dopaminergen Belohnungszentren und bewirkt so im Normalfall das Glücksgefühl unmittelbar nach der Geburt. Wenn das Baby direkt nachdem es geboren ist, nackt auf der nackten Haut der Mutter liegt, beginnt es, die Brust zu suchen und stimuliert dabei die Brust mit seinen Händchen und seinem Mund. Danach kann man bei den Müttern jeweils einen starken Anstieg des Oxytocins messen (Matthiesenet al. 2001). Das verstärkt noch einmal das gute Gefühl. Durch den Einfluss des Oxytocins auf das autonome Nervensystem und auf die Speicherung angstrelevanter Informationen in der Amygdala werden gleichzeitig negative Gefühle gehemmt, die durch die Geburt entstanden sind. Dies erklärt, warum es bei den meisten Müttern auch nach einer schmerzhaften und als unkontrolliert erlebten Geburt nicht zu einer Traumatisierung kommt. Die Erinnerung an die Geburt bleibt zwar, löst jedoch später im Normalfall kaum mehr einen negativen Affekt aus.

Entscheidend für das Bonding und die Mutter-Kind-Interaktion in den folgenden Tagen und Wochen ist, dass Oxytocin das Bedürfnis fördert, eine Beziehung zum Neugeborenen aufzubauen. Es löst im Normalfall bei der Mutter eine Vielzahl intuitiver Verhaltensweisen aus, die dem Bindungsaufbau zwischen Mutter und Neugeborenem dienen (Klaus 2007). Je höher der Oxytocinspiegel in der Schwangerschaft und unmittelbar nach der Geburt, desto ausgeprägter ist das intuitive mütterliche Verhalten (Feldmanet al. 2007).

Wenn das Bonding Stress auslöst

Eine psychische Erkrankung der Mutter kann das Bonding und die Mutter-Kind-Interaktion in den Tagen und Wochen nach der Geburt gefährden. Ein Grund hierfür ist, dass psychische Erkrankungen häufig mit Schwierigkeiten im Blick- und Körperkontakt verbunden sind (Jansen & Streit 2015). Blick- und Körperkontakt lösen bei den Betroffenen kein wohltuendes Gefühl aus, sondern Stress bis hin zu Panik. Das kann bedeuten, dass eine Mutter gerade den nackten Körperkontakt mit dem Neugeborenen als unangenehm wahrnimmt und so das Bonding für sie nicht zu einer angenehmen, ja beglückenden Situation wird. Ein intuitives, gut gemeintes Berühren durch die Hebamme, den Partner oder andere Personen kann für die betroffenen Mütter die Situation noch einmal unangenehmer machen.

In Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung können weitere soziale Kompetenzen beeinträchtigt sein (vgl. Kupferberg et al. 2016). Möglicherweise reagiert die Mutter weniger emotional auf positive soziale Signale und ist empfindlicher für negative soziale Rückmeldungen. Vielleicht hat sie mehr Schwierigkeiten im Erkennen von Emotionen und in Kommunikation mit anderen Menschen überhaupt.

Entsprechende Schwierigkeiten gehen mit Besonderheiten im Bereich des Oxytocin-Stoffwechsels einher. So wurde beispielsweise bei folgenden Störungen ein niedrigerer Oxytocinspiegel gefunden:

  • Depression (Anderberg & Uvnas-Moberg 2000; Frasch et al. 1995; Ozsoy et al. 2009)
  • Autismus-Spektrum-Störungen (Alabdali et al. 2014; Green et al. 2001; Modahl et al, 1998)
  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom AD(H)S (Demirci et al. 2016; Sasaki et al, 2015)
  • Anorexie (Schorr et al. 2017).

Erste Ergebnisse sprechen dafür, dass eine Erhöhung des Oxytocinspiegels bei verschiedenen Störungsbildern zu einer Verbesserung der Symptomatik führen kann.

Zusätzliche Risikofaktoren durch Störungen des normalen Geburtsvorgangs

Eine Störung der normalen Geburt bedeutet immer ein Risiko für den Aufbau des wechselseitigen Regulationssystems von Oxytocin und Mutter-Kind-Interaktion. Dennoch gelingt es psychisch stabilen Müttern und gesunden Säuglingen in aller Regel, auch bei ungünstigen Startbedingungen eine sichere Beziehung zueinander aufzubauen. Wenn die Mutter jedoch psychisch weniger stabil ist, ist dies häufig nicht der Fall. Risikofaktoren für das Bonding und die Eltern-Kind-Interaktion im Zusammenhang mit der Geburt sind:

  • Die Gabe von synthetischem Oxytocin: Auch wenn dies in vielen Fällen aus medizinischen Gründen indiziert ist, gibt es Hinweise darauf, dass dadurch das Risiko für eine postpartale Depression oder Angststörung erhöht wird (Kroll-Desrosiers et al. 2017). Das liegt daran, dass synthetisches Oxytocin das körpereigene Oxytocinsystem hemmen kann, besonders wenn es in Dosierungen gegeben wird, die weit über dem normalen physiologischen Niveau liegen.
  • Eine Periduralanästhesie hemmt nicht nur die schmerzleitenden Nerven des Rückenmarks, sondern auch die Nervenverbindungen, die normalerweise die Freisetzung von Oxytocin auslösen, wenn der Kopf des Babys auf den Muttermund drückt (Ferguson-Reflex).
  • Wird das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht, so hat die Mutter meist keine oder nur für kurze Zeit Wehen gehabt. Der normalerweise starke Oxytocinanstieg während der Geburt hat also nicht stattgefunden.
  • Bei einer Frühgeburt treffen meist mehrere ungünstige Faktoren zusammen: verminderter Anstieg von Oxytocin zum Ende der Schwangerschaft und um die Geburt, Trennung von Mutter und Kind nach der Geburt, oftmals Gabe von Oxytocin blockierenden Wehenhemmern.

So kann die Hebamme betroffene Mütter unterstützen

Wenn die Mutter psychisch weniger stabil ist und möglicherweise zusätzliche Risikofaktoren bestehen, gilt es alles dafür tun, dass das Bonding unmittelbar nach der Geburt möglichst gut gelingt und auch in der folgenden Zeit viel Körper- und Blickkontakt möglich ist. Dies ist nicht nur für das Neugeborene wichtig, sondern beeinflusst über die Erhöhung des Oxytocinspiegels auch unmittelbar die Befindlichkeit der Mutter. Studien haben gezeigt, dass viel Körperkontakt mit dem Neugeborenen das Risiko einer postpartalen Depression senkt (Ahn et al. 2010; Bigelow et al. 2012; Buil et al. 2016; de Alencar et al. 2009; de Macedo et al. 2007). Gleichzeitig wirkt Oxytocin angstmindernd (Uvnas-Moberg 2016). Die betreuende Hebamme kann das Bonding entscheidend unterstützen. Die wesentlichen Wirkfaktoren sind dabei:

  • die Eltern als Hebamme mit einer positiven Gewissheit zu begleiten, dass der Aufbau von Bindung und Beziehung gut gelingen kann
  • den Eltern Zeit und Ruhe zu geben
  • die Mutter und den Vater über die Bedeutung des Bondings in den ersten Stunden so zu informieren, dass dieser Punkt den Eltern besonders wichtig wird.

Vor der Geburt – wichtige Gesprächspunkte

Information gibt ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Dies mindert Ängste. So ist es günstig, mit den werdenden Eltern bereits einige Zeit vor dem errechneten Termin nicht nur über den Ablauf der Geburt zu sprechen, sondern auch darüber, was danach geschieht. Wichtige Gesprächspunkte sind:

  • Die Zeit unmittelbar nach der Geburt: Was ist in dieser Zeit für das Bonding wichtig, aber auch für die psychische Situation der Mutter? Welche Wünsche haben die Eltern?
  • Das Stillen beziehungsweise die gewünschte Ernährung: Welche Vorstellungen und Sorgen haben die Eltern?
  • Erleben von Körperkontakt für die Mutter: Psychische Störungen gehen nicht selten mit einer Schwierigkeit im Bereich des Körperkontakts einher (Jansen & Streit 2015). Um nicht unbeabsichtigt durch eine bestimmte Art des Berührens Unbehagen auszulösen, ist es wichtig, bereits im Vorfeld mit der Mutter zu besprechen, was ihr gut tut. Löst die Vorstellung, das Baby nackt auf der Brust zu haben, ein gutes Gefühl aus? Tut es der Mutter gut, wenn sie liebevoll berührt oder in den Arm genommen wird, oder ist ihr das eher zu viel? Welche Art von Berührung ist für die Mutter gut? Manche Menschen empfinden leichte Berührungen eher als unangenehm und fühlen sich bei einem festeren Anfassen mit etwas Druck wohler.
  • Die Rolle des Vaters: Was wünscht er sich? Was würde sich die Mutter von ihm wünschen, während und nach der Geburt? Wie kann er sich verhalten, um seine Partnerin zu unterstützen?

Entsprechende Gespräche gut zu führen, ist nicht unbedingt leicht. Wenn sich Eltern ablehnend oder passiv verhalten oder auf der anderen Seite ein sehr großes Redebedürfnis haben, kann die Gesprächssituation noch einmal schwieriger werden. Noch schwieriger wird es, wenn beispielsweise gefühlter Zeitdruck oder medizinische Fragestellungen hinsichtlich der Gesundheit des Kindes und des Geburtsablaufes im Vordergrund stehen.

Gesprächsführung lässt sich lernen. Ein gezieltes videounterstütztes Üben der eigenen Fähigkeit, auch schwierige Gespräche sicher und empathisch zu führen, hilft in der Begleitung von psychisch instabilen Müttern. Entscheidend für die Prävention und Behandlung von Störungen der Mutter-Kind Bindung und Interaktion ist ein wohlwollendes klares Gespräch darüber, wie wichtig der Körperkontakt für ein Baby von Beginn an ist. Hat eine Mutter Schwierigkeiten mit dem Körperkontakt, braucht sie eine frühzeitige Begleitung (siehe Kasten).

Das Bonding begleiten:
8 Tipps für Hebammen
  1. Legen Sie das Baby nackt auf die nackte Brust der Mutter, so dass sie dabei in sein Gesicht schauen kann. Entsprechend der vorausgegangenen Absprache, können Sie diese Situation an die Bedürfnisse der Mutter anpassen.
  2. Sollte in der Zeit unmittelbar nach der Geburt ein Körperkontakt mit der Mutter nicht möglich sein, können Sie den Vater oder eine andere nahestehende Bezugsperson beim Körperkontakt mit dem Baby anleiten. Dementsprechend richten Sie sich in den folgenden Punkten auch an diese andere Bezugsperson.
  3. Sprechen Sie selbst eher wenig. Geben Sie zunächst gar keine Ratschläge, sondern beobachten Sie.
  4. Vielen Hebammen hilft die Vorstellung, dass sie das Oxytocinsystem der Mutter (und des Vaters) positiv beeinflussen können. Leiten Sie ruhig, mit warmer und etwas tiefer Stimme an. Nehmen Sie entsprechend der vorangegangenen Absprache Körperkontakt auf.
  5. Geben Sie der Mutter positive Rückmeldungen über alle kleinen guten Dinge. Zum Beispiel: »Toll, Sie sind jetzt ganz ruhig!« »Sie sind so eine liebe Mama« oder »Schauen Sie, wie wohl sich der Paul fühlt«. Nicht zu viel, nicht übertrieben und immer in gutem Kontakt mit der Mutter, um zu spüren, ob es ihr mit den Rückmeldungen gut geht, oder ob sie ihr eher unangenehm sind.
  6. Auch wenn Sie beiden Zeit für die Eigenregulation lassen, kann es sein, dass es an manchen Stellen für die Mutter wichtig ist, Hilfe zu bekommen. Beispielsweise in der Form: »Sie können mal versuchen, ein wenig mit dem Paul zu sprechen« oder: »Versuchen Sie einmal, Ihre Hand ganz ruhig auf seinen Rücken zu legen«. Oder: »Sie haben beide ganz viel Zeit, zueinander zu finden. Sie brauchen gar nichts schnell zu machen. Versuchen Sie vielleicht einfach, etwas ruhiger zu werden«.
  7. Gerade psychisch weniger stabile Mütter sind besonders empfindlich für negative Stimmungen. Achten Sie daher ganz besonders darauf, Rückmeldungen nie in Form von Kritik zu geben. Ungünstig wäre beispielsweise: »Streicheln Sie nicht so schnell« oder »Sie müssen jetzt mit Ihrem Kind sprechen«.
  8. Ermutigen Sie die Mutter, ihr Baby zu beobachten, indem Sie selbst über sein Verhalten sprechen. Zum Beispiel: »Schauen Sie mal, was die Marie schon kann. Sie dreht ihr Köpfchen hin und her. Das ist ein angeborenes Verhalten, das alle gesunden Neugeborenen zeigen. Die Marie versucht nämlich, Ihre Brust zu finden.«

Ungestörte Zeit direkt nach der Geburt

Im normalen Klinikalltag ist die Zeit unmittelbar nach der Geburt nicht selten für medizinische Untersuchungen, Waschen, Messen des Kindes und die Verlegung auf die Wöchnerinnenstation vorgesehen. Auch wenn es aus organisatorischen Gründen sinnvoll ist, diese Dinge gleich zu erledigen, wird hierdurch das Bonding gestört. Mutter, Vater und Kind brauchen ausreichend ungestörte Zeit, um die Bindung zueinander unmittelbar nach der Geburt aufzubauen. Gleichzeitig ist dies eine der wichtigsten Situationen für jede psychisch erkrankte Mutter am Beginn einer neuen Beziehungserfahrung. Ideal wäre, hier einen Zeitraum von etwa einer Stunde einzuplanen, in dem keine Störung stattfindet.

Den Vater unterstützen

Nicht selten ist unmittelbar nach der Geburt auch der Vater zunächst einmal verunsichert. Das kann viele Gründe haben, wie Sorgen um die Gesundheit des Babys, Sorgen, ob die Mutter alles gut schafft oder es durch die neue Rolle zu erneuten psychischen Krisen kommt. Hinzu können Sorgen kommen, ob man der eigenen Rolle als Vater gerecht wird. Unsicherheit oder Ängstlichkeit des Vaters lassen sich an Folgendem erkennen:

  • Er spricht viel.
  • Er gibt seiner Frau Ratschläge.
  • Er nimmt seine Frau und sein Kind nicht gut wahr und verhält sich ihnen gegenüber weniger warm.
  • Er ist vorwiegend mit medizinischen oder organisatorischen Dingen beschäftigt.
  • Er kommuniziert mit dem Säugling zu viel und stört damit das Bonding zwischen Mutter und Baby.
  • Er wirkt nicht gut anwesend und verhält sich eher passiv.

Anspannung und Ängstlichkeit des Vaters übertragen sich so gut wie immer auf die Mutter und machen es ihr schwerer, sich auf die Beziehung zu ihrem Neugeborenen einzulassen. Oft können Hebammen aus einer solche Situation Druck herausnehmen, indem sie den Vater freundlich über die Abläufe informieren. Sinngemäß: »Es ist jetzt erstmal wichtig, dass Sie als Eltern und Ihr Kind ausreichend Zeit füreinander haben. Später haben wir Zeit für Fragen und Informationen.« Hier sollte dem Vater eine entsprechende Zeit angeboten werden.

Ein positiver Kreislauf

Die meisten Eltern wissen heute, dass Stillen wichtig ist. Viele von ihnen haben aber schon vor der Geburt gelesen, dass das mit dem Stillen nicht immer so einfach ist. Gerade wenn eine Mutter eher ängstlich oder depressiv ist, macht sie sich vielleicht Sorgen und erwartet beispielsweise, dass sie als Mensch mit Problemen möglicherweise auch mehr Probleme mit dem Stillen haben wird. Die Hebamme sollte auch hier die Information geben, dass es wichtig ist, sich Zeit zu nehmen.

Über angenehmen Körperkontakt und positives Erleben von gemeinsamer Zeit mit dem Baby durch Anschauen, Berühren und Ansprache werden die Oxytocinausschüttung und damit die Milchproduktion erhöht. Das Stillen selbst führt wiederum zu einer erhöhten Oxytocinausschüttung und hat somit einen bedeutenden Einfluss auf den Aufbau von Bindung. Ein positiver Kreislauf beginnt und kann in den folgenden Wochen immer stärker werden. Gerade bei psychisch erkrankten Müttern ist es daher unbedingt anzustreben, dass sie ihr Kind stillen.

Wie es weitergeht

Bei vielen psychisch instabilen Müttern kommt es im Verlauf der ersten Lebensmonate des Kindes zu neuen Schwierigkeiten, zum Teil durch die ungünstig wirkende eigene hormonelle Situation und die zunehmenden Alltagsschwierigkeiten, insbesondere bei Unruhe und längerem Schreien des Kindes. Hier gilt es frühzeitig Hilfestellungen zu geben, um sowohl die Regulationsfähigkeit des Kindes als auch die Beziehungsangebote von Seiten der Eltern zu fördern. Das Ziel der Hebamme sollte hier sein, mit ihrer Beratung und Begleitung die Eltern gut zu unterstützen und dabei gleichermaßen die Beziehungsebene als auch die Versorgung des Kindes im Blick zu behalten.

Vorgestellt:
Arbeit an der Beziehung

Das IntraActPlus-Konzept ist ein verhaltenstherapeutisch orientierter Beratungs- und Therapieansatz, der die Arbeit an der Beziehung in den Vordergrund stellt. Um unbewusst und automatisch gesendete Beziehungssignale einer Veränderung zugänglich zu machen, ist die präzise Arbeit mit Videoaufzeichnungen zentraler Bestandteil von Beratung, Therapie und Ausbildung nach dem IntraActPlus-Konzept. Durch das Video können beispielsweise Eltern von Säuglingen schwierige Alltags- und Beziehungssituationen mit ihren Kindern auf eine andere Weise einordnen und damit den Zusammenhang zwischen eigenem Verhalten und Verhalten des Säuglings besser verstehen.

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Zitiervorlage
Uvnäs Moberg K et al.: Oxytocin-Stoffwechsel: Körperkontakt unter erschwerten Bedingungen. DEUTSCHE HEBAMMEN ZEITSCHRIFT 2017. 69 (11): 32–38
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