
Sachsens Kassenärzt:innen mussten kürzlich ihren Chef Klaus Heckemann abwählen – er hatte mit Äußerungen von einer Eugenik im »besten und humansten Sinn« mit Blick auf die Möglichkeiten des nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) eine Welle der Empörung verursacht. Der Begriff stammt aus dem Nationalsozialismus und steht für die Ermordung angeblich »unwerten Lebens« (siehe auch Kommentar, Seite 76).
Als 1933 die deutschen Hebammenverbände zusammengeschlossen wurden, setzte die NSDAP die engagierte Nationalsozialistin Nanna Conti als einflussreiche Reichshebammenführerin ein*. Conti schulte die Hebammen und prägte nachhaltig das Hebammenwesen in Deutschland. Der Elwin Staude Verlag glänzte leider nicht durch aktiven Widerstand, sondern entfernte früh die jüdische Ärztin Marta Fraenkel aus der Redaktion der Hebammen-Zeitung. Der Verlag verbreitete ab 1933 mit Nanna Conti als Schriftleiterin im Verbandsorgan »Zeitschrift der Reichsfachschaft Deutscher Hebammen« Nazi-Propaganda und Erbgesundheitspolitik.
Eine Mehrheit der Deutschen hatte 1933 Adolf Hitler gewählt. Viele müssen später über die Folgen erschrocken gewesen sein. Die Macht der Nationalsozialisten erstreckte sich bis in alle Winkel des privaten Lebens. So sollte das Reichshebammengesetz von 1938 mit seiner bis heute geltenden Hinzuziehungspflicht von Hebammen zur Geburt den Nazis zu Kontrolle und Zugriff auf Frauen und Familien verhelfen. Eine gesetzliche Meldepflicht von kranken und behinderten Kindern diente der Umsetzung der »Eugenik«, einer mörderischen Erbgesundheits- und Rassenideologie.
Heute wehren AFD-Wähler:innen sich gegen den Vorwurf, Nazis zu sein. Das ist richtig, denn gesichert rechtsextrem dürfen nur die genannt werden, die aktiv rechtsextreme Parolen verbreiten, was beispielsweise das Bundesamt für Verfassungsschutz feststellen kann.
Also alles anders heute? Nein! Auch und gerade heute gilt: Wer Rechtsextreme wählt, macht sie stark. Und das sollte allen bewusst sein, wenn sie ihre Stimme abgeben.