Diagnostik aufgrund der Erscheinungsform
Die tubuläre Brust wird aufgrund ihrer Erscheinung diagnostiziert. Die Auswirkungen auf das Aussehen der Brust können variieren. Zu den typischen Merkmalen gehören eine vergrößerte, geschwollene Areola, ein ungewöhnlich großer Abstand zwischen den Brüsten, minimales Brustgewebe, schlaffes Aussehen und eine hohe Brustumschlagsfalte sowie eine schmale Basis der Brust an der Brustwand.
Man unterscheidet vier Grade, abhängig von der Ausprägung:
- Grad 1: Einer der unteren Quadranten fehlt.
- Grad 2: Der Hautmantel ist ausreichend vorhanden, aber beide untere Quadranten fehlen.
- Grad 3: Das subareolare Hautsegment ist kurz, beide untere Quadranten fehlen, dadurch sind die Mamillen nach unten gerichtet.
- Grad 4: Alle vier Quadranten sind deutlich gering ausgeprägt oder fehlen.
Das Aussehen der tubulären Brust lässt sich ausschließlich durch eine Operation behandeln. Diese kann, wenn die Frau es sich wünscht, mit Vollendung des Brustwachstums durchgeführt werden. Bei gut ausgebildetem Subkutan- und Drüsengewebe kann ein Implantat in Verbindung mit Reduktion der zu großen Areola ausreichen. Bei sehr wenig Brustgewebe sind komplexere Operationen notwendig. Dazu stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung, die abhängig von den anatomischen Voraussetzungen der Brust gewählt werden, wie beispielsweise eine Vergrößerung auf der einen Seite, eine Bruststraffung auf der anderen. Ziel der Operation ist es, ein gutes kosmetisches Ergebnis mit zwei gleichgroßen Brüsten zu erreichen.
Auswirkungen für die Praxis und das Stillen
Die Besonderheit bezieht sich ausschließlich auf die Brust und hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder die Schwangerschaft. Allerdings kann es, je nach Ausprägung des Brustdrüsengewebes, zu Stillschwierigkeiten kommen.
Die Frage nach Brustoperationen sollte während der Schwangerschaft zum Standard in der Anamnese gehören. Eine genaue Erfragung, was der Hintergrund der Operation war, ist notwendig, um herauszufinden, ob als Grund eine tubuläre Brust die Ursache war. Die Frau kann erzählen, wie die Brust vor der OP aussah.
Zusätzlich kann die Schwangere den OP-Bericht anfordern, wenn die OP nicht mehr als zehn Jahre zurückliegt. Auch wenn nur wenig funktionsfähiges Brustdrüsengewebe vorhanden ist, wird Kolostrum gebildet. Darüber und über die Möglichkeit des Teilstillens sollten die Frauen informiert werden.
Grundsätzlich sollten alle Frauen die Information erhalten, dass zwar die Schwangerschaft, nicht aber das Stillen und Abstillen die Brust und das operative Ergebnis auf Dauer verändern. Ein verbreitetes Gerücht ist, dass Stillen die Brust verändern oder zu hängenden Brüsten führen könnte. Hatten Frauen in ihrer Anamnese eine Korrekturoperation der Brust vor der Schwangerschaft, kommt gegebenenfalls zusätzlich die Sorge hinzu, dass das kosmetische Ergebnis negativ verändert werden und deshalb aufgrund des Stillens eine erneute Operation erforderlich sein könnte.