Milch-Exosomen (MEX) sind winzig kleine, runde Bläschen in der Muttermilch mit gewaltiger Wirkung: Sie enthalten ein großes Spektrum Gen-regulierender Ribonukleinsäuren (RNAs). Am besten davon erforscht sind derzeit die microRNAs. Ein Liter Muttermilch enthält etwa 2,2 x 1014 MEX, Kolostrum noch mehr. Illustration: © Birgit Heimbach

Am Beispiel zahlreicher neu entdeckter Wirkungen der Milch-Exosomen (MEX) wird deutlich, dass Muttermilch nicht nur der Ernährung des Säuglings, sondern parallel dessen immunologischer, metabolischer und neuronaler Programmierung dient. Die in ihnen enthaltenen Ribonukleinsäuren (RNA) sind wichtige Boten des »Laktationsgenoms«. 

Milch-Exosomen (MEX) sind vesikulöse Ribonukleinsäure-(RNA)beladene Nanopartikel der Muttermilch: Sie enthalten ein großes Spektrum Gen-regulierender Ribonukleinsäuren (RNAs), darunter verschiedene kurze nicht kodierende micro-Ribonukleinsäuren (microRNAs), lange nicht kodierende RNAs (lncRNA) und weitere RNA-Klassen. Am besten erforscht sind derzeit die microRNAs. Sehr bioaktiv tragen sie insbesondere zur epigenetischen Programmierung des Säuglings bei (Melnik et al., 2021; Słyk-Gulewska et al., 2023; Tingö et al., 2021). MicroRNAs kodieren selber kein Protein, regulieren aber durch Bindung an ihre spezifischen Boten-RNAs (mRNAs) deren Expression (siehe unten »Rolle von microRNA« ).

Übertragung Gen-regulatorischer Ribonukleinsäuren

MEX gehören zu den kleinsten Extrazellulären Vesikeln (EVs) (siehe Kasten, Seite 72) in der Muttermilch (Chutipongtanate et al., 2022). Schier unüberschaubar sind ihre vielfältigen Signalfunktionen (Melnik et al., 2021).

Es wird geschätzt, dass ein Liter Muttermilch 2.2 x 1014 MEX enthält (Ngu et al., 2022). Im Vergleich zur reifen Muttermilch ist Kolostrum besonders reich an MEX (Ohta et al., 2022). Damit ist der Säugling postnatal einer kontinuierlichen Zufuhr durch MEX und ihrer mütterlichen RNAs ausgesetzt. Unsere Hypothese, die postulierte, dass MEX und ihre microRNAs die Magen-Darm-Passage überstehen und die Gewebe des Säuglings erreichen, wurde kürzlich experimentell von zwei unabhängigen Arbeitsgruppen bestätigt (Manca et al., 2018; Weil et al., 2023).

Darmreifung und Barrierefunktion

Erstes wichtiges Zielorgan der MEX ist der Darm. Bei verschiedenen Spezies wurde gezeigt, dass MEX und ihre microRNAs von Darmzellen effektiv aufgenommen werden (Weil et al., 2023) und die intestinale Zellproliferation und Darmbarriere (Bildung der Tight Junction Proteine und des Mucus) fördern (Zhang et al., 2023).

Darüber hinaus tragen MEX zur Erneuerung von Darmzellen bei, die durch oxidativen Stress geschädigt wurden.

Vermindertes Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis (NEC)

In einem Kolitis-Mausmodell mit gestörter Barrierefunktion konnten wir zeigen, dass die orale Gabe boviner MEX zu einer signifikanten Entzündungshemmung im Darm führte (Stremmel et al., 2020). MEX können verschiedene toxische Schädigungen der Darmschleimhaut abschwächen und werden als bedeutsame Komponenten des Kolostrums und der Muttermilch zur Prävention und Therapie der nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) bei Frühgeborenen betrachtet (Chen et al., 2020; He et al., 2021; Madden, 2021; Zeng et al., 2021). Im Gegensatz zu Kolostrum und Muttermilch erhöht die Gabe von Formula das Risiko der NEC (Rose & Patel, 2018) (siehe auch DHZ 9/2023, Seite 68ff.) .

Immuntoleranz Atopie-präventive Wirkung

Die Zugabe von MEX zu naiven T-Lymphozyten fördert die Entstehung regulatorischer T-Zellen (Tregs), eine spezialisierte Untergruppe der T-Lymphozyten mit immunsuppressiver Wirkung (Admyre et al., 2007), die bei Allergiker:innen (Atopiker:innen) in der Zahl und Aktivität vermindert sind. Ein wesentliches Merkmal der Tregs ist die Expression des Transkriptionsfaktors FoxP3 (siehe Kasten, Seite 73), dessen Expression im Zellkern epigenetisch gesteuert wird.

Die DNA Methyltransferase 1 (DNMT1) hemmt die FoxP3-Bildung durch Methylierung des FOXP3-Promoters. Es konnte gezeigt werden, dass die microRNA-148a die mengenmäßig häufigste microRNA der Mex in der Milch ist. Sie hemmt die Expression der DNMT1 (Golan-Gerstl et al., 2017). Diese ist für die Methylierung von Genen zuständig. Damit haben MEX durch Transfer von microRNA-148a und resultierender DNMT1-Hemmung einen stimulierenden Einfluss auf die Entstehung Atopie-präventiver Tregs. Tregs fördern ein immuntolerantes Milieu im Darm, das für die orale Toleranz gegenüber körperfremden Nahrungsallergenen während der Beifütterung entscheidend ist (Ahlberg et al., 2023).

Wir haben postuliert, dass MEX nach Aufnahme in die Blutbahn auch die Thymusdrüse erreichen können und dort ebenfalls die Reifung Thymus-geprägter Tregs fördern (Melnik et al. 2016). In der Tat zeigten kürzlich neue Arbeiten, dass die Konzentration der microRNA-148a im Kolostrum zur Zahl aktivierter Tregs im Alter von 24 Monaten korreliert (Ahlberg et al., 2023). Weitere Arbeiten zeigten zudem, dass Säuglinge, die größere Mengen von microRNA-375 und microRNA-148b (hemmt ebenfalls die DNMT1) mit Muttermilch aufgenommen haben, vor Atopie geschützt sind (Hicks et al., 2022).

MicroRNA-375 hemmt die Expression der Januskinase 2 (JAK2), die eine pathogenetische Rolle bei der atopischen Dermatitis spielt. Kürzlich wurde gezeigt, dass die Holder-Pasteurisierung (65°C, 30 min) die microRNAs der MEX der Muttermilch und ihre immunregulierende Aktivität vermindert (Torrez Lamberti et al., 2023), eine wichtige Beobachtung für die Behandlung und Vorhaltung von Donormilch in Milchbanken.

Muttermilch und ihre vielfältigen vesikulösen Transmitter (MEX) spielen somit eine immer bedeutsamere Rolle für die postnatale immunologische Entwicklung (Camacho-Morales et al. 2021).

Wachstum von Darmbakterien

Die regelrechte postnatale Prägung des intestinalen Mikrobioms spielt eine große Rolle für die lebenslange metabolische Homöostase und Prävention von Übergewicht und Adipositas. Bakterien der Familie Christensenellaceae und der Gattungen Methanobacteriales, Lactobacillus, Bifidobacteria und Akkermansia haben präventive Effekte bei der Entwicklung der Adipositas. Nicht nur die Oligosaccharide der Muttermilch (HMO) fördern ein Bifidobakterien-dominantes intestinales Mikrobiom, sondern auch die MEX, die das Wachstum der Bifidobakterien und deren Kohlenhydratstoffwechsel beschleunigen (Luo et al., 2023). Auch die Gabe boviner MEX an Mäuse modifiziert die Zusammensetzung ihres intestinalen Mikrobioms (Zhou et al., 2019).

Mehr braunes Fettgewebe

Ein Säugling ist aufgrund seiner ungünstigen Oberflächen/Massen-Relation und dem Unvermögen zur Wärmegewinnung durch Muskelarbeit auf die Muttermilch-induzierte Thermogenese angewiesen, die das braune Fettgewebe (BAT) bereitstellt (Röszer, 2021). Die Regulation der Adipogenese durch MEX und ihre microRNAs steht derzeit im Fokus des wissenschaftlichen Interesses (Abbas et al., 2023).

Die durch Muttermilch und MEX übertragbare microRNA-30b induziert Thermogenin (UCP1), den kritischen Schalter zur mitochondrialen Wärmeerzeugung. Somit beeinflussen MEX das Gleichgewicht von BAT zu weißem Fettgewebe (WAT). Ein Mangel an BAT und ein Überschuss von WAT prädisponiert zum Übergewicht im Kindesalter (Verduci et al., 2021). Polymorphismen mit Überfunktion des Fat Mass- and Obesity-Associated Gene (FTO) induzieren Übergewicht.

Extrazelluläre Vesikel
Extrazelluläre Vesikel (EV) werden von allen Zellen, aber vor allem von Brustdrüsenepithelzellen sezerniert. Sie stellen ein großes Spektrum rundlicher Bläschen dar, die von einer Doppelmembran umgeben sind. EVs transferieren ein komplexes Set an Informationen von einer Zelle zur anderen. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihres Inhalts und ihrer Membranen, in welche auch beispielsweise Proteine, Zucker und zelltypspezifische Marker eingebaut sind. Die Größe der EVs in der Milch, die als vesikulöse Transmitter zwischen Mutter und Säugling dienen, reicht von den großem Milchfettkügelchen (Milk Fat Globules; 0,1–15 μm), über mittelgroße EVs (um 150–300 nm) bis hin zu den kleinsten virusgroßen MEX (50–120 nm).

Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass die Expression von FTO durch micro­RNA-30b gehemmt wird. MEX von Müttern mit Übergewicht und Gestationsdiabetes enthalten aber signifikant geringere Mengen an microRNA-148a und microRNA-30b (Shah et al., 2021; Shah et al., 2022). Mütterliches Übergewicht und Gestationsdiabetes haben somit einen negativen Einfluss auf die MEX microRNA-Qualität.

Es ist höchst bedenklich, dass die Expression von FTO in Blutmonozyten von Formula-ernährten Säuglingen mehr als 10-fach höher gemessen wurde als bei Gestillten (Cheshmeh et al., 2020). Die massive Entgleisung der FTO-Expression bei Formula-Gabe könnte auf die Abwesenheit exosomaler microRNA-30b zurückgeführt werden, da Formula keine MEX microRNAs enthält (Leiferman et al., 2019).

Rolle von microRNA
Eine microRNA kann an verschiedene Boten-RNAs (mRNAs) spezifisch binden, wodurch deren weitere Verwendung abgeschwächt oder komplett unterbunden wird. Auf diese Weise beschleunigen microRNAs beispielsweise das Zellwachstum, indem sie spezifisch die Bildung von Proteinen ausschalten, die als Hemmer des Zellzyklus wirken.

FTO wird auch über microRNA-155 und microRNA-21 gehemmt, zwei weitere Signatur-microRNAs des Kolostrums und der reifen Muttermilch. Ein mangelhafter MEX microRNA-Transfer durch Formula-Gabe könnte somit nicht nur die Bildung des BAT beeinträchtigen, sondern gleichzeitig die FTO-induzierte Adipogenese von WAT begünstigen, eine möglicherweise lebenslange Fehlprägung in Richtung Übergewicht.

Stimuli der postnatalen β-Zell-Proliferation?

Postnatal sind die Insulin-bildenden β-Zellen im Pankreas noch funktional inaktiv und zeigen eine unzureichende Glukose-stimulierte Insulinsekretion, die ja während des Stillens mit recht konstanter Laktosezufuhr auch nicht erforderlich ist. Währenddessen nutzen die β-Zellen die Stillzeit zur Zellteilung und -vermehrung, um eine für das spätere Leben ausreichende Zahl an β-Zellen bereitzustellen (Jacovetti & Regazzi, 2022).

Die β-Zell-Proliferation wird durch die Aktivität der Kinase mTORC1 angetrieben, während die spätere Glukose-stimulierte Insulin-Sekretion durch die Kinase AMPK koordiniert wird. Die Evolution der Säugetiere hat Milch als endokrines System zur mTORC1-Aktivierung optimiert, um postnatales Wachstum und Anabolismus zu fördern (Melnik, 2015).

Bei Mäusen wurde gezeigt, dass beim Abstillen ein Anstieg der AMPK- und eine Verminderung der mTORC1-Aktivität in den β-Zellen eintritt, die mit der funktionellen Ausreifung der β-Zellen einhergeht (Jaafar et al., 2019). β-Zellen unterliegen einem intensiven Austausch mit Exosomen, die von verschiedenen Geweben sezerniert werden und mit den β-Zellen kommunizieren (Chidester et al., 2020). Mit dem Abstillen wird die Zufuhr der MEX und ihrer micro­RNA-148a beendet, die die Aktivität der AMPK hemmt. Somit kann der Wegfall der MEX und ihrer microRNAs während des Abstillens als Reifungssignal für die β-Zellen interpretiert werden (Melnik & Schmitz 2022).

Nach dem Versiegen der Muttermilch muss das Kleinkind dann auf eine ständig wechselnde diätetische Glukosezufuhr reagieren. Die Förderung der β-Zell-Proliferation während der Stillzeit durch die MEX-Signale der Muttermilch könnten den Diabetes-präventiven Effekt des Stillens (Stabilisierung des β-Zell-Pools) erklären (Victora et al., 2016), den Formula nicht gewährleistet.

Bessere kognitive Entwicklung

Oral verabreichte bovine MEX können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Hirn von Mäusen akkumulieren (Manca et al., 2018). Experimente mit jungen Mäusen haben gezeigt, dass die Zufütterung boviner MEX die sensomotorischen und kognitiven Leistungen der Tiere steigerte und mit einer Zunahme MEX-assoziierten RNAs im Gehirn assoziiert war (Mutai et al., 2017).

Jüngste Folgeexperimente zeigten, dass MEX dendritische Verknüpfungen im Hippocampus und die Hirnfunktion von Mäusen steigern (Zhou et al., 2022). Ein wichtiges neuronales Protein, das die Konnektivität von Synapsen im Hirn fördert, ist α-Synuclein. Eine hohe postnatale Expression von α-Synuclein fand sich in den Basalganglien von Nagern. α-Synuclein ist in präsynaptischen Endigungen angereichert, beteiligt sich an der Bildung synaptischer Vesikel und fördert den Transport von Neurotransmittern (Sharma & Burré, 2023).

Rolle des FoxP3
Das Forkhead-Box-Protein P3 (FoxP3) ist ein Protein im Zellkern. Als Transkriptionsfaktor bindet es an die DNA und fördert die Entstehung regulatorischer T-Zellen des Immunsystems.

Die Expression des α-Synuclein-Gens (SNCA) wird ebenfalls epigenetisch reguliert, wobei eine Verminderung der Methylierung der SNCA-Promotorregion die Expression von α-Synuclein erhöht (Matsumoto et al., 2010). Der MEX-Transfer ins Gehirn mit Übertragung von microRNA-148a könnte die neuronale Expression der DNMT1 hemmen und damit die Methylierung der SNCA-Promotorregion reduzieren, was die Expression von α-Synuclein und damit die neuronale Konnektivität steigern könnte (Melnik, 2021).

Sectio vermindert die Qualität selektiver MEX microRNAs

Die Häufigkeit des Kaiserschnitts zeigt weltweit eine stetige Zunahme und überschreitet in einigen Ländern wie Griechenland bereits 55 % der Geburten (Betran et al., 2021). Sectio-bedingt kommt es zu einer geringeren Oxytocin-Ausschüttung, wodurch das Stillverhalten negativ beeinflusst wird. Oxytocin spielt eine kritische Rolle für die exosomale Expression von microRNA-148a und micro­RNA-30 im Kolostrum (Gutman-Ido et al., 2022).

In der Tat wurden um 20 % verminderte Mengen an micro­RNA-148a in der Milch von Müttern nach Kaiserschnittentbindung im Vergleich zur Vaginalgeburt gemessen (Chiba et al., 2022). Damit stellt sich die Frage, ob die weltweit steigende Rate der C-Sectio durch Verminderung Oxytocin-induzierbarer MEX microRNA-148a und microRNA-30b zur Pathogenese atopischer und metabolischer Erkrankungen beiträgt.

Tabelle: Nachgewiesene und erwartete biologische Effekte von Muttermilch-Exosomen, die Formula-gefütterten Säuglingen vorenthalten werden. (Die mit * gekennzeichneten Voraussagen basieren auf translationalen Forschungsergebnissen und bedürfen noch direkter experimenteller Bestätigung.) Tabelle: © Bodo Melnik/Ralf Weiskirchen

»More than just food«

Während die Betrachtung der Muttermilch als bloßes Nahrungsmittel (McKim Marriott: »Milk is just Food«) (Bryder, 2009) einer der folgenschwersten medizinhistorischen Fehler war, würdigt die moderne Forschung die komplexen Signalfunktionen der Muttermilch für die immunologische, metabolische und neuronale Reifung des Neugeborenen und die Prävention unserer Zivilisationskrankheiten (siehe Tabelle, Seite 74).

Die MEX und ihre microRNAs haben sich als bioaktive Komponenten der Muttermilch fest etabliert (Melnik et al., 2021, Słyk-Gulewska et al., 2023). Sie stellen aber nur eine vom Laktationsgenom gesteuerte Klasse eines höchst komplexen vesikulösen Transmittersystems der Milch dar. Die Membranen der Milchfettkügelchen (Milk Fat Globules) mit ihren zahlreichen biologisch aktiven Lipiden und Proteinen, die komplexen Oligosaccharide der Muttermilch, der Transfer von Stammzellen der Muttermilch und deren Exosomen verdeutlichen, dass Muttermilch ein nicht nachahmbares Wunderwerk ist und entsprechend der Auffassung des neuseeländischen Gesundheitsreformers und Direktor der Kinderfürsorge Prof. Truby King (1858–1938) ein Geburtsrecht des Neugeborenen darstellt (Bryder, 2009).

Die durch RNAs (microRNAs, lncRNAs u.a.) gesteuerte epigenetische Programmierung fehlt bei Gabe künstlicher Formula und wird durch mütterliches Übergewicht, Schwangerschaftsdiabetes und eine Kaiserschnitt-Geburt ebenfalls negativ beeinflusst. Es wird immer deutlicher, dass die metabolische Gesundheit der Schwangeren (Normalgewicht, kein Gestationsdiabetes), eine vaginale Normalgeburt und ausgiebiges Stillen entscheidende Kriterien für die Gesundheit im späteren Leben des Neugeborenen sind. Hebammen sowie Still- und Laktationsberater/innen spielen in diesem kritischen perinatalen Szenario eine immer bedeutsamere Rolle für die Primärprävention unserer Zivilisationskrankheiten.

Muttermilch ist ein vom Laktationsgenom gesteuertes Relay zur oralen Programmierung des Säuglings. Man kann sich Muttermilch als eine von der Mutter programmierte Software vorstellen, deren faszinierende Funktionen und biologische Komplexität immer deutlicher hervortritt. Die Reifungsprozesse des Babys sind mit dem Geburtsakt noch lange nicht abgeschlossen. Bei der Geburt wechseln lediglich die Zuständigkeiten von der Plazenta zur Brustdrüse.

Die vorherrschende Auffassung, dass Muttermilch die ideale Ernährung des Säuglings ist, bedarf der dringenden Ergänzung, dass nur Muttermilch auch die ideale postnatale Programmierung des Säuglings sicherstellt. Es ist daher höchst bedenklich und bedauerlich, dass weltweit der Umsatz für künstliche Säuglingsnahrung kontinuierlich ansteigt (Pérez-Escamilla et al., 2023).

Zitiervorlage
Melnik, B. & Weiskirchen, R. (2023). Exosomen der Muttermilch: Weitreichende Programmierung. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 75 (11), 70–75.
Literatur
Abbas, M.A., Al-Saigh, N.N., Saqallah, F.G. (2023). Regulation of adipogenesis by exosomal milk miRNA. Rev Endocr Metab Disord. 24:297–316. doi: 10.1007/s11154–023–09788–3

Admyre, C., Johansson, S.M., Qazi, K.R. et al. (2007). Exosomes with immune modulatory features are present in human breast milk. J Immunol. 179:1969–1978. doi: 10.4049/jimmunol.179.3.1969

Ahlberg, E., Al-Kaabawi, A., Thune, R. et al. (2023). Breast milk microRNAs: Potential players in oral tolerance development. Front Immunol. 14:1154211. doi: 10.3389/fimmu.2023.1154211

Ahlberg, E., Martí, M., Govindaraj, D. et al. (2023). Immune-related microRNAs in breast milk and their relation to regulatory T cells in breastfed children. Pediatr Allergy Immunol. 34:e13952. doi: 10.1111/pai.13952

Betran, A.P., Ye, J., Moller, A.B. et al. (2021). Trends and projections of caesarean section rates: global and regional estimates. BMJ Glob Health 6:e005671. doi: 10.1136/bmjgh-2021–005671

Bryder, L. (2009). From breast to bottle: a history of modern infant feeding. Endeavour 33:54–59. doi: 10.1016/j.endeavour.2009.04.008

Camacho-Morales, A., Caba, M., García-Juárez, M. et al. (2021). Breastfeeding contributes to physiological immune programming in the newborn. Front Pediatr. 9:744104. doi: 10.3389/fped.2021.744104

Chen, W., Wang, X., Yan, X. et al. (2020). The emerging role of exosomes in the pathogenesis, prognosis and treatment of necrotizing enterocolitis. Am J Transl Res. 12:7020–7033.

Cheshmeh, S., Nachvak, S.M., Rezvani, N. et al. (2020). Effects of breastfeeding and formula feeding on the expression level of FTO, CPT1A and PPAR-α genes in healthy infants. Diabetes Metab Syndr Obes. 13:2227–2237. doi: 10.2147/DMSO.S252122

Chiba, T., Kooka, A., Kowatari, K. et al. (2022). Expression profiles of hsa-miR-148a-3p and hsa-miR-125b-5p in human breast milk and infant formulae. Int Breastfeed J. 17:1. doi: 10.1186/s13006–021–00436–7

Chidester, S., Livinski, A.A., Fish, A.F. et al. (2020). The role of extracellular vesicles in β-cell function and viability: A scoping review. Front Endocrinol (Lausanne) 11:375. doi: 10.3389/fendo.2020.00375

Chutipongtanate, S., Morrow, A.L., Newburg, D.S. (2022). Human milk extracellular vesicles: A biological system with clinical implications. Cells 11:2345. doi: 10.3390/cells11152345

Golan-Gerstl, R., Elbaum Shiff, Y., Moshayoff, V. et al. (2017). Characterization and biological function of milk-derived miRNAs. Mol Nutr Food Res. 61(10). doi: 10.1002/mnfr.201700009

Gutman-Ido, E., Reif, S., Musseri, M. et al. (2022). Oxytocin regulates the expression of selected colostrum-derived microRNAs. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 74:e8-e15. doi: 10.1097/MPG.0000000000003277

He, S., Liu, G., Zhu, X. (2021). Human breast milk-derived exosomes may help maintain intestinal epithelial barrier integrity. Pediatr Res. 90:366–372. doi: 10.1038/s41390–021–01449-y

Hicks, S.D., Beheshti, R., Chandran, D. et al. (2022). Infant consumption of microRNA miR-375 in human milk lipids is associated with protection from atopy. Am J Clin Nutr. 116:1654–1662. doi: 10.1093/ajcn/nqac266

Jaafar, R., Tran, S., Shah, A.N. et al. (2019). mTORC1 to AMPK switching underlies β-cell metabolic plasticity during maturation and diabetes. J Clin Invest. 129:4124–4137. doi: 10.1172/JCI127021

Jacovetti, C., Regazzi, R. (2022). Mechanisms underlying the expansion and functional maturation of β-cells in newborns: Impact of the nutritional environment. Int J Mol Sci. 23:2096. doi: 10.3390/ ijms23042096

Leiferman, A., Shu, J., Upadhyaya, B. et al. (2019). Storage of extracellular vesicles in human milk, and microRNA profiles in human milk exosomes and infant formulas. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 69:235–238. doi: 10.1097/MPG.0000000000002363

Luo, Y., Bi, J., Lin, Y. et al. (2023). Milk-derived small extracellular vesicles promote bifidobacteria growth by accelerating carbohydrate metabolism. LWT Food Sci Technol. 182:114866. doi: 10.1016/j.lwt. 2023.114866

Madden, J.W. (2021). Human breast milk exosomes may protect against necrotizing enterocolitis in preterm infants. Pediatr Res. 90:244–245. doi: 10.1038/ s41390–021–01580-w

Manca, S., Upadhyaya, B., Mutai, E. et al. (2018). Milk exosomes are bioavailable and distinct microRNA cargos have unique tissue distribution patterns. Sci Rep. 8:11321. doi: 10.1038/s41598–018–29780–1

Matsumoto, L., Takuma, H., Tamaoka, A. et al. (2010). CpG demethylation enhances alpha-synuclein expression and affects the pathogenesis of Parkinson’s disease. PLoS One;5:e15522. doi: 10.1371/journal. pone.0015522

Melnik, B.C. (2015). Milk – A nutrient system of mammalian evolution promoting mTORC1-dependent translation. Int J Mol Sci. 16:17048–17087. doi: 10.3390/ijms160817048

Melnik, B.C., John, S.M., Carrera-Bastos, P. et al. (2016). Milk: a postnatal imprinting system stabilizing FoxP3 expression and regulatory T cell differentiation. Clin Transl Allergy 6:18. doi: 10.1186/s13601–016–0108–9

Melnik, B.C., Stremmel, W., Weiskirchen, R. et al. (2021). Exosome-derived microRNAs of human milk and their effects on infant health and development. Biomolecules 11:851. doi: 10.3390/biom11060851

Melnik, B.C. (2021). Synergistic effects of milk-derived exosomes and galactose on α-synuclein pathology in Parkinson’s sisease and type 2 diabetes mellitus. Int J Mol Sci. 22:1059. doi: 10.3390/ijms22031059

Melnik, B.C, Schmitz, G. (2022). Milk exosomal microRNAs: Postnatal promoters of β cell proliferation but potential inducers of β cell de-differentiation in adult life. Int J Mol Sci. 23:11503. doi: 10.3390/ ijms231911503

Mutai, E., Zhou, F., Zempleni, J. (2017). Depletion of dietary bovine milk exosomes impairs sensorimotor gating and spatial learning in C57BL/6 mice. FASEB J. 31(S1):150.4. doi: 10.1096/fasebj.31.1_supplement.150.4

Ngu, A., Wang, S., Wang, H. et al. (2022). Milk exosomes in nutrition and drug delivery. Am J Physiol Cell Physiol. 322:C865-C874. doi: 10.1152/ajpcell. 00029.2022

Ohta, M., Koshida, S., Jimbo, I. et al. (2022). Highest concentration of breast-milk-derived exosomes in colostrum. Pediatr Int. 64:e15346. doi: 10.1111/ped.15346

Pérez-Escamilla, R., Tomori, C., Hernández-Cordero, S. et al. (2023). 2023 Lancet Breastfeeding Series Group. Breastfeeding: crucially important, but increasingly challenged in a market-driven world. Lancet 401:472–485. doi: 10.1016/S0140–6736(22)01932–8. Erratum in: Lancet. 2023; 401:916.

Röszer, T. (2021). Mother-to-child signaling through breast milk biomolecules. Biomolecules 11:1743. doi: 10.3390/biom11121743

Rose, A.T,. Patel, R.M. (2018). A critical analysis of risk factors for necrotizing enterocolitis. Semin Fetal Neonatal Med. 23:374–379. doi: 10.1016/j.siny.2018. 07.005

Shah, K.B., Chernausek, S.D., Garman, L.D. et al. (2021). Human milk exosomal microRNA: Associations with maternal overweight/obesity and infant body composition at 1 month of life. Nutrients 13:1091. doi: 10.3390/nu13041091

Shah, K.B., Fields, D.A., Pezant, N.P. et al. (2022). Gestational diabetes mellitus is associated with altered abundance of exosomal microRNAs in human milk. Clin Ther. 44:172–185.e1. Erratum in: Clin Ther. 2022;44:1034. doi: 10.1016/j.clinthera.2022.04.011

Sharma, M., Burré, J. (2023). α-Synuclein in synaptic function and dysfunction. Trends Neurosci. 46:153–166. doi: 10.1016/j.tins.2022.11.007

Słyk-Gulewska, P., Kondracka, A., Kwaśniewska, A. (2023). MicroRNA as a new bioactive component in breast milk. Noncoding RNA Res. 8:520–526. doi: 10.1016/j.ncrna.2023.06.003

Stoltz, T., Jones, A., Rogers, L. et al. (2021). Triclosan-induced abnormal expression of miR-30b regulates fto-mediated m6A methylation level to cause lipid metabolism disorder in zebrafish. Sci. Total Environ. 770:145285. doi: 10.1016/j.scitotenv.2021.145285

Stremmel, W., Weiskirchen, R., Melnik, B.C. (2020). Milk exosomes prevent intestinal inflammation in a genetic mouse model of ulcerative colitis: A pilot experiment. Inflamm Intest Dis. 5:117–123. doi: 10.1159/000507626

Tingö, L., Ahlberg, E., Johansson, L. et al. (2021). Non-coding RNAs in human breast milk: A systematic review. Front Immunol. 12:725323. doi: 10.3389/fimmu.2021.725323

Torrez Lamberti, M.F., Parker, L.A., Gonzalez, C.F. et al. (2023). Pasteurization of human milk affects the miRNA cargo of EVs decreasing its immunomodulatory activity. Sci Rep. 13:10057. doi: 10.1038/s41598– 023–37310-x

Verduci, E., Calcaterra, V., Di Profio, E. et al. (2021). Brown adipose tissue: New challenges for prevention of childhood obesity. A narrative review. Nutrients 13:1450. doi: 10.3390/nu13051450

Victora, C.G., Bahl, R., Barros, A.J. et al.. (2016). Lancet Breastfeeding Series Group. Breastfeeding in the 21st century: epidemiology, mechanisms, and lifelong effect. Lancet 387:475–490. doi: 10.1016/S0140– 6736(15)01024–7

Weil, P.P., Reincke, S., Hirsch, C.A. et al. (2023). Uncovering the gastrointestinal passage, intestinal epithelial cellular uptake, and AGO2 loading of milk miRNAs in neonates using xenomiRs as tracers. Am J Clin Nutr. 117:1195–1210. doi 10.1016/j.ajcnut. 2023.03.016

Zeng, R., Wang, J., Zhuo, Z. et al. (2021). Stem cells and exosomes: promising candidates for necrotizing enterocolitis therapy. Stem Cell Res Ther. 12:323. doi: 10.1186/s13287–021–02389–4

Zhang, C., Chi, H., Han, X. et al. (2023). Advances in the protection of intestinal mucosal barrier function by milk-derived miRNAs. Food Funct. 14:3909–3928. doi: 10.1039/D3FO00137G

Zhou, F., Paz, H.A., Sadri, M. et al. (2019). Dietary bovine milk exosomes elicit changes in bacterial communities in C57BL/6 mice. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 317:G618-G624. doi: 10.1152/ ajpgi.00160.2019

Zhou, F., Ebea, P., Mutai, E. et al. (2022). Small extracellular vesicles in milk cross the blood-brain barrier in murine cerebral cortex endothelial cells and promote dendritic complexity in the hippocampus and brain function in C57BL/6J mice. Front Nutr. 9:838543. doi: 10.3389/fnut.2022.838543

https://staudeverlag.de/wp-content/themes/dhz/assets/img/no-photo.png