llustration: © Melanie Garanin

Wenn ein Kind geboren wird, ist es die Aufgabe von Hebammen, dass Mutter und Kind wohlbehütet und ohne Schaden diese erste große Herausforderung meistern. Alle hoffen, dass das Neugeborene gesund ist. Prophylaxen, Pflege, Stillen und die kindliche Förderung sollen helfen, dass es sein ganzes Potenzial entfalten und gesund groß werden kann.

Frische Eltern denken meist auch schon ein bisschen weiter – wie es sein wird, wenn es seine ersten Worte spricht, seine ersten Schritte tut oder wenn es in die Schule kommt. Sich vorzustellen, dass so ein winziges Wesen einmal erwachsen sein wird, sich verliebt, vielleicht selbst Kinder bekommt, ist schwieriger, weil es so unendlich weit weg erscheint.

Im Jahr 2050 sind die Kinder, die heute geboren werden, 27 Jahre alt. In diesem Alter sind viele schon selbst Eltern. Wie die Welt und das Klima 2050 aussehen werden, ist heute schwer abzuschätzen. Wir wissen, dass die Klimakrise längst real und drängend ist, aber die nötigen Veränderungen scheinen quälend langsam voranzugehen.

In einer aktuellen Studie verglichen zwei Wissenschaftler die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Reduktionsziele der Treibhausgasemissionen von 36 Industriestaaten mit ihren tatsächlichen Emissionen. Sie fanden große Diskrepanzen zwischen den Klimazielen und den derzeitigen Entwicklungen. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird es rund 220 Jahre dauern, bis die Emissionen der untersuchten Staaten um jene 95 % reduziert werden, die im Pariser Klimaabkommen bis 2050 beschlossen sind. Wie erklären wir das später den Kindern, die heute geboren werden?

So, wie werdende Eltern und ihre Ungeborenen erwarten dürfen, dass wir Hebammen bei ihrer Geburt unser Bestes geben, dürfen die kommenden Generationen erwarten, dass wir ihnen die Welt als einen bewohnbaren und lebenswerten Ort hinterlassen. Das wird offensichtlich deutlich mehr Anstrengung erfordern, als wir bisher zu leisten bereit waren.

Zitiervorlage
Franke, T. (2023). Mehr tun für die kommende Generation. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 75 (11), 120.
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