Verschiedene Länder und Kliniken handhaben den Einsatz einer Akut-Tokolyse unterschiedlich. Die Evidenzlage wurde im Jahr 2018 in einem Cochrane-Review dargestellt. Eingeschlossen wurden acht randomisiert-kontrollierte Studien (n=734 Frauen), die bis Februar 2018 publiziert wurden. Die Studien wurden in den USA, Australien, Uruguay, Südafrika und Sri Lanka durchgeführt. Alle Geburten fanden im klinischen Setting mit der Möglichkeit zur Durchführung eines Kaiserschnittes statt.
Der Fokus der Evaluation lag auf dem Outcome der Kinder. In zwei Studien (n=57, geringes Qualitätslevel), in denen Frauen der Studiengruppen Tokolytika erhielten, kam es zu zwei Todesfällen bei Kindern aus den Kontrollgruppen. Hierbei hatte ein Kind einen Hydrozephalus, beim anderen Kind kam es zu einer Spontangeburt, nachdem 55 Minuten seit dem Entschluss zu einer Sectio Caesarea vergangen waren. In einer weiteren Studie (n=26) wurde die intravenöse Gabe von Atosiban mit der intravenösen Gabe von Hexoprenalin verglichen. Ein Kind in der Hexoprenalin-Gruppe wurde nach einer Forzepsgeburt auf die Kinder-Intensivstation gebracht und ein Kind der Atosiban-Gruppe zeigte auffällige Herztöne.
In nur einer Studie wurde die Gabe von Fenoterol (Partusisten™) mit der unmittelbaren Durchführung einer Notsectio vergleichen (n=390). In dieser Gruppe wurden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des kindlichen Outcomes festgestellt.
Eine weitere Studie untersuchte den Einfluss der subkutanen Gabe von Terbutalin bei Weiterführung einer Oxytocingabe im Vergleich zu einer abgesetzten Oxytocininfusion ohne die Gabe eines Tokolytikums (n=28). Hierbei kam es nicht zu signifikanten Unterschieden. Auch wurde die subkutane Gabe von Terbutalin mit dem Verzicht auf die Gabe eines Tokolytikums im Zeitraum des Abwartens auf einen Notfall-Kaiserschnitt verglichen (n=20). Wie in einer weiteren Studie zur intravenösen Gabe von Terbutalin im Vergleich zur intravenösen Gabe von Nitroglycerin (n=110) wurden auch hierbei keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die AutorInnen schlussfolgern, dass es derzeit keine belastbaren Evidenzen gibt, welche Rückschlüsse auf die Auswirkungen einer Tokolyse auf die fetale Belastung während der Geburt gezogen werden können. Gründe hierfür liegen in einer unzureichenden Datenlage mit zu geringen Fallzahlen in den einzelnen Studien, welche das Auftreten seltener möglicher Ereignisse, wie beispielsweise kindliche Todesfälle, nicht sicher abbilden. Hinzu kommt die Problematik, dass lediglich Studien evaluiert wurden, die im klinischen Setting mit der Möglichkeit zur Durchführung eines Kaiserschnittes stattfanden, was die Situation in Ländern mit geringeren Ressourcen nicht widerspiegelt. Die Durchführung weiterer Studien wird empfohlen.
Quelle: Leathersich SJ, Vogel JP, Tran TS, Hofmeyer GJ: Acute tocolysis for uterine tachysystole or suspected fetal distress. Cochrane Database Syst Rev 2018. 7, CD009770. Dio: 10.1002/14651858.CD009770.pub2 ∙ Beate Ramsayer/DHZ