»Durch den Guide sollen Eltern erkennen, was sie die Hebammen in den klassischen Kursen fragen wollen, weil sie eine Ahnung davon bekommen haben, was wichtig ist.« Foto: © fitzkes/stock.adobe.com

Die Elterninitiative Mother Hood e.V. hat Online-Kurse entwickelt, in denen sich Schwangere und junge Familien gegenseitig auf die Geburt und das Wochenbett vorbereiten. Diese digitale Ergänzung zu hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskursen soll Lücken stopfen, Orientierung geben und Missverständnisse ausräumen. Was kann dieses Angebot, was kann (und will) es nicht?

Seit Juni 2023 ist es online, ein kostenfreies Bildungsangebot von Eltern für Eltern zu Geburt und Wochenbett von der Bundeselterninitiative Mother Hood e.V. Ein weiteres Produkt in der unübersichtlichen Landschaft der Geburtsvorbereitungskurse, das um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlt, mit Gratisinhalten lockt und in den traditionellen Tätigkeitsfeldern von Hebammen wildert? Braucht es das wirklich, Online-Vorbereitungskurse von Eltern für Eltern? Ja, denn Eltern haben eine andere Expertise als Fachpersonal.

Peer-Learning, also das Lernen von gleich zu gleich, ist eine bewährte Lehr- und Lernform, bei der »gleiche Interessen oder gleiche Erfahrungen (…) eine konstitutive Rolle [spielen].« (Strauß & Rohr, 2019). Die Weitergabe von erprobtem Wissen von Eltern zu Eltern kann ein wichtiger Baustein in der Vorbereitung auf Geburt und frühe Elternschaft sein, nicht in Konkurrenz zur Geburtsvorbereitung durch Hebammen, sondern in Ergänzung dazu.

Abbildung 1: PubMed zeigt die ansteigende Kurve der Anzahl der Publikationen von 1964 bis 2023 zu »childbirth education classes« Screenshots: Katharina Hartmann

Knappe Standardkurse und unübersichtliche Extras

Historisch betrachtet war diese Form der Vorbereitung und Begleitung durch Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft der Standard: Werdende Eltern, vor allem natürlich die Gebärenden, wurden von erfahrenen Müttern in ihren lokalen Gemeinschaften unterstützt und angeleitet (vgl. Labouvie, 1999; Reed 2022). Als nützlich angesehenes Wissen und Informationen wurden durch Erzählungen und Anleitungen oder die Beobachtung anderer Schwangerer, Gebärender oder Eltern an die künftige Elterngeneration weitergegeben.

Inzwischen ist die Vorbereitung formalisiert und professionalisiert. Jene auf die Elternschaft nach der Geburt etwas weniger, sehr ausgeprägt die Geburtsvorbereitung: Aus dem nachbarschaftlichen Austausch ist eine bezahlte Leistung in standardisiertem Umfang geworden, angeleitet von ausgebildeten Fachpersonen. Im deutschen System sind dies meist Hebammen, auch weil die Kosten für hebammengeleitete Vorbereitung der Gebärenden in einem Kurs von 14 Stunden Krankenkassenleistung sind (meist als sieben Doppelstunden angeboten). Die Kosten für die Teilnahme eines Partners oder einer Partnerin werden, je nach Kasse, immerhin anteilig übernommen.

Die Überzeugung, dass Geburtsvorbereitung in dieser Art sinnvoll ist, ist in unserer Kultur fest verankert. Es scheint logisch, dass es hilfreich ist, sich durch gebündelte, vorherige Information auf neue und unbekannte Lebensereignisse vorzubereiten, weil Unbekanntes Ängste schürt, Wissen hingegen Orientierung gibt und Ängste nehmen kann.

Abbildung 2: GeburtsGuide – Lektion 19 heißt »Aktiv und aufrecht Gebären«. Sie erklärt, wie »Bewegung« zu verstehen ist. Die linke Leiste zeigt das Inhaltsverzeichnis. Mit der Lupe (rechts in der Inhaltsleiste) kann nach Stichworten gesucht werden.

Allerdings erscheint der Kursumfang eher knapp bemessen für die grundlegenden Inhalte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Stillen beziehungsweise Säuglingsernährung. Dem darüber

hinausgehenden Bedarf begegnet ein ganzer Wust an Angeboten – ein für werdende Eltern oft unverständlicher und inhaltlich intransparenter Markt. Angeboten werden spezielle Techniken und Fokussierungen und unterschiedliche Formate, also in Präsenz oder online, Gruppen -, Paar- oder Einzelkurse oder Inhalte für spezielle Zielgruppen wie Erst- oder Mehrgebärende, Zwillingsschwangerschaften oder für Sterneneltern.

Nicht jede Familie kann es sich leisten, weiteres Wissen zu erkaufen. Und jene, die es können, wissen oft nicht, was ein guter Kurs und wo Geld sinnvoll investiert ist. Ein Qualitätsmanagement oder zuverlässiges Beurteilungssystem gibt es nicht.

Dabei wünschen werdende Eltern eine Vorauswahl: Befragt, was ihre Erfahrungen und Bedürfnisse für die Vorbereitung auf die Elternschaft sind, nannten schwedische Erstgebärende in einer Studie zuvorderst ihre Orientierungslosigkeit: »Ich wusste nicht, wonach ich fragen sollte.« Im englischen Original ist dieser Satz auch der Titel einer Publikation, in der hebammenwissenschaftliche Forscher:innen Erstgebärende zur Vorbereitung auf die frühe Elternschaft befragt haben: »I didn‹t know what to ask about.« (Pålsson et al., 2018)

Die Studienteilnehmerinnen wünschten sich, dass mögliche Themen aktiv vom Fachpersonal angesprochen werden sollten, weil es schwierig sei, selbst zu wissen, was für eine Vorbereitung wichtig wäre. Wichtig für den Erkenntnisgewinn wurde sowohl Unterstützung von Fachpersonal als auch von anderen Eltern erachtet.

Abbildung 3: Der Link zu einer barrierefreien Textfassung für Text-zu-Audio-Apps findet sich in der ersten Lektion sowohl im GeburtsGuide als auch im WochenbettGuide.

Wenig Forschung zu Geburtsvorbereitungskursen

Überraschenderweise ist der positive Nutzen von (hebammengeleiteten) Geburtsvorbereitungskursen gar nicht so eindeutig belegt wie allgemein angenommen. Ein 2007 erschienenes Cochrane-Review kommt zu dem Schluss, dass die Auswirkungen allgemeiner vorgeburtlicher Schulungen zu Geburt und Elternschaft weitgehend unbekannt sind (Gagnon & Sandall, 2007). Wer diese Schulungen geleitet hat und welchen Inhalt sie hatten, ist dabei nicht bekannt.

Ein Blick in die internationale Forschung zeigt ein quantitativ anhaltendes Interesse an formaler Geburtsvorbereitung: Die internationale US-basierte, frei zugängliche, englischsprachige Datenbank PubMed zeigt für die Verknüpfung der Suchworte »childbirth education classes« rund 1.400 Resultate und stetig steigende Publikationszahlen (siehe Abbildung 1). Ein solches Interesse findet sich im deutschsprachigen Raum nicht: Das Suchportal LIVIVO der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin zeigt einen Publikationshöhepunkt in den 1980er Jahren, dann wieder 20 Jahre später, aber derzeit lässt sich keine bemerkenswerte Anzahl an Publikationen zum Thema im deutschsprachigen Raum ablesen.

Ein Blick in aktuellere internationale Studien zeigt sehr unterschiedliche, zum Teil abschreckende Effekte und widersprüchliche Ergebnisse. Beispielhaft seien zwei Studien aus psychologischer Forschung genannt: Valérie Avignon und Kolleg:innen haben sich die Rolle von hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskursen an einem schweizerischen Universitätsspital angesehen hinsichtlich Geburts­erleben, Entwicklung einer nachgeburtlichen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und einiger mütterlicher und kindlicher Parameter (Avignon et al., 2022). Der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses war dabei neben den erwartbaren Faktoren (Forzeps, Notkaiserschnitt und Säugling auf der Intensivstation) einer der signifikanten Prädiktoren für nachgeburtliche PTBS.

Cristiano Scandurra und sein Team hingegen untersuchten Risikofaktoren für das Erleben von Gewalt während der geburtshilflichen Betreuung in Italien (Scandurra et al., 2021). Sie fanden Hinweise, dass ein junges Alter, ein niedriger Bildungsgrad und eine spontan-vaginale Geburt Risikofaktoren für das Erleben von Gewalt während der Geburt waren. Auch Gebärende, die keinen Geburtsvorbereitungskurs besucht hatten, waren häufiger von Gewalt betroffen.

Abbildung 4: GeburtsGuide – Lektion 28 »Welche Interventionen können dir bei der Geburt im Kreißsaal begegnen? Die Lektion beschreibt Begründung und Vorgehen für elf mögliche Interventionen, inklusive möglicher Probleme und Alternativen. Diese Details zu den einzelnen Maßnahmen erscheinen erst nach Anklicken der Intervention, um das Recht auf Nicht-Wissen zu wahren.

Als Ursache für diese widersprüchlichen Befunde lassen sich unterschiedliche Formate, Inhalte, Zielsetzungen, Methoden und Bedürfnisse der Teilnehmenden vermuten. Vorstellbar sind auch geradezu widersprüchliche Zielsetzungen: Soll der Kurs auf die Geburt in einer speziellen Klinik vorbereiten, einen reibungslosen Ablauf dort gewährleisten und strukturelle Ressourcen schützen, zum Beispiel damit Hebammen entlastet werden? Oder hat der Kurs zum Ziel, dass die Gebärenden sich ihrer eigenen Ressourcen bewusst werden, um diese im Sinne einer »selbstbestimmten« Geburt nutzen zu können? Wenn eine Gebärende einen Kurs der zweiten Art belegt hat und dann auf eine Geburtskultur trifft, die ersteren Kurs voraussetzt, ist der Konflikt im schlimmsten Fall vorprogrammiert. Weitere Forschung auf dem Gebiet scheint wünschenswert.

Die Bedürfnisse der Eltern

Den Aktiven der Bundeselterninitiative Mother Hood e.V. haben Eltern jahrelang von ihren Erfahrungen mit Geburtsvorbereitungskursen erzählt, sehr oft, ohne dass explizit danach gefragt wurde. Viele Eltern erzählen mit Begeisterung von ihren Geburtsvorbereitungskursen, in denen sie nicht nur hilfreiche Informationen erhielten, sondern oft auch lang anhaltende Freundschaften und wichtige Netzwerke für die Zeit nach der Geburt knüpfen konnten.

Immer wieder kommt aber auch Kritik: Es wurde zu positiv über Geburt gesprochen und als wichtig empfundene Informationen zu möglichen Interventionen wurden »vorenthalten«. »Die Hebamme wollte mich sicher nur schützen, aber ich bin doch kein kleines Kind und würde gern für mich selbst entscheiden«, ist ein immer wieder gehörter Kritikpunkt. Umgekehrt berichten Eltern, dass zum Beispiel über Abläufe bei vaginal-operativen Geburten oder Kaiserschnitten gesprochen wurde, und die Eltern wollten oder konnten die Informationen nicht annehmen, weil sie in dem Moment dafür nicht offen waren oder das Setting eines Gruppenkurses nicht als sicherer Ort wahrgenommen wurde. Häufiger wird auch von Missverständnissen berichtet: »Die Hebamme hat ja gesagt, ich solle mich bewegen. Also bin ich Treppen gestiegen; aber ich war so fix und fertig, total erschöpft und am Ende.«

Ebenfalls ein wiederkehrendes Thema bei diesen informellen Gesprächen: die stetige und latente Überforderung im Wochenbett und der ersten Zeit mit Baby. Die Unsicherheit darüber, was »normal« ist und was nicht. Und der Wunsch nach praxisnahen Lösungen.

Abbildung 5: WochenbettGuide – Lektion 33: Das elfte Kapiel des WochenbettGuides widmet sich dem Thema psychische Gesundheit nach der Geburt und lädt dazu ein, das psychische Wohlbefinden ernstzunehmen.

Online-Kurse mit EU-Förderung
Im Frühjahr 2021 ergab sich für die Aktiven von Mother Hood die Möglichkeit, im Rahmen einer EU-Förderung Unterstützungsmöglichkeiten zu schaffen. Die kroatische Elternorganisation »RODA – Parents in Action« hatte im März 2020, pünktlich zu den Corona-Lockdowns, E-Learning-Kurse online gestellt, darunter einen geburtsvorbereitenden Kurs und einen zum Wochenbett.

Das wollte Mother Hood auch: eine digitale Ergänzung zu den gängigen hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskursen. Die Aktiven wollten der geballten Elternexpertise eine Form geben, all die Lücken stopfen, die sich ihrer Erfahrung nach für Eltern aus den klassischen Kursen ergeben: als Orientierungshilfe, zum Erschließen im eigenen Tempo, zum Nachlesen und Konsultieren, informell im Ton, »wie mit einer Freundin bei einer Tasse Tee«. Aber selbstverständlich auf der Basis des Nationalen Gesundheitszieles »Gesundheit rund um die Geburt« und unter Einbeziehung der aktuellen Leitlinien.

Durch diesen Guide sollen Eltern erkennen können, was sie die Hebammen in den klassischen Kursen fragen wollen, weil sie eine Ahnung davon bekommen haben, was wichtig ist. Und Mother Hood wollte die häufigsten Missverständnisse aufklären – zum Beispiel, dass mit »während der Geburt bewegen« nicht gemeint ist »bis zur völligen Erschöpfung« (siehe Abbildung 2).

Zudem sollte auf der Grundlage der Kurse von RODA eine Hilfestellung für die anstrengende und verwirrende Zeit des Wochenbettes entstehen. So oft berichteten Eltern, dass die Vorbereitung »irgendwie nur bis zur Geburt ging. Weiter haben wir nicht so wirklich gedacht«. Dann seien sie vom »Danach« geradezu überrollt worden. Diese Berichte werden von der Literatur bestätigt: Ein 2017 in Australien publiziertes internationales Review fand heraus, dass Frauen und ihre Partner:innen berichten, dass sie neben den Informationen zur Geburt selbst auch mehr Informationen für den Übergang in die Elternschaft benötigten (Smith & Homer, 2017). Aus Sicht von Mother Hood brauchte es etwas Praxisnahes, möglichst niederschwellig vom geschützten Raum des eigenen Sofas aus zugänglich.

Die beiden Guides für Geburt und Wochenbett sollten so inklusiv wie möglich sein. Die digitalen Möglichkeiten der automatischen Sprachübersetzung sollten in die Kurse eingebunden werden, damit die Guides auch ein hilfreiches Tool und Zugang zu Informationen für alle Menschen bieten, die im deutschen Gesundheitswesen ein Kind bekommen, aber die deutsche Sprache nicht beherrschen. Ein gemeinsam mit RODA gestellter Antrag auf Förderung im Rahmen der »ERASMUS+ Erwachsenenbildung« wurde geschrieben und bewilligt. Im Juni 2022 versammelte sich ein Team von Mother Hood, zum Großteil mit beruflichem Hintergrund in der Pädagogik und der Erwachsenenbildung – und nach zwei Jahren Pandemie auch mit Skills in digitaler Bildung –, und kreierte die beiden Guides.

Dank der EU-Förderung stehen die beiden Kurse, der Mother Hood GeburtsGuide und der Mother Hood WochenbettGuide, seit Juni 2023 mit CreativeCommons-Lizenz unter > www.kurse.mother-hood.de kostenfrei für alle mit mobilem Endgerät zur Verfügung.

Die Guides bieten eine Mischung aus Texten, Bildern, Grafiken, Videos, Audios und kleinen spielerischen Elementen. Alle Videos sind mit Untertiteln versehen, für die die automatische, in YouTube-integrierte Übersetzung in viele verschiedene Sprachen aktiviert werden kann – dabei entstehen zwar keine perfekten Texte, aber die Übersetzungsqualität reicht aus, um das Wesentliche zu erfassen. Damit können sich Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, beispielsweise über die üblichen Abläufe in deutschen Kliniken informieren: zum Beispiel WochenbettGuide, Lektion 10, »Was passiert nach der Geburt im Kreißsaal?«, Lektion 11, »Was passiert nach der Geburt auf der Wochenbettstation?« und Lektion 12, »Routinetests für Neugeborene«.

Für Menschen mit auditiven Einschränkungen gibt es eine Transkription und für jene mit visuellen Einschränkungen sind in beiden Guides direkt zu Anfang reine Textversionen verlinkt, die sich für Text-zu-Audio-Apps oder Vorlesefunktionen eignen (siehe Abbildung 3).

Ein Vorteil des digitalen Formates ist die Möglichkeit, Inhalte zu überspringen, die entweder nicht interessieren oder die die User:innen einfach nicht wissen wollen. So ist beispielsweise das lange Kapitel zu häufigen Interventionen im GeburtGuide so gestaltet, dass auf den ersten Blick lediglich die Namen der Maßnahmen sichtbar sind – um die Details zu lesen, muss der Text durch Anklicken aktiv ausgeklappt werden (siehe Abbildung 4). So können die werdenden Eltern selbst entscheiden, wie viele Informationen und Details sie möchten.

An vielen Stellen sind in beide Guides Informationen zu psychischer Gesundheit eingeflossen. Dies war ein besonderes Anliegen des erstellenden Teams. Dankenswerterweise rückt die psychische Gesundheit langsam stärker in den Blick der Öffentlichkeit, aber auch das schafft Verunsicherung. Wo früher die eindeutige Haltung war: »Da musst du halt durch!«, stellen sich Eltern heute eher die Frage: Was gilt noch als normal und was nicht? Mit dem Anspruch, evidenzbasiert zu arbeiten, konnten hier neue Erkenntnisse zu Geburtstraumata und perinataler psychischer Gesundheit durch die Mitgliedschaft in einem europäischen Forschungsnetzwerk einfließen (siehe Kasten »COST Action«).

Die Inhalte wurden so geschrieben und vereinfacht, dass sie für möglichst viele verständlich sind. Sie sollen nicht zusätzlich verunsichern und pathologisieren, aber dennoch aufklären und praktische Orientierung geben. Den Mother-Hood-Aktiven war es dabei ein großes Anliegen zu enttabuisieren und zu betonen, wie wichtig es ist, sich Hilfe zu holen (siehe Abbildung 5).

COST Action
»Geburtstrauma und perinatale psychische Gesundheit«
Die europäische Union fördert Forschungsnetzwerke, sogenannte COST Actions. Von Oktober 2019 bis Oktober 2023 lief die COST Action 18211 zu »Geburtstrauma und perinataler psychischer Gesundheit«.

Europäische Forscher:innen von Israel bis Island tauschten sich vier Jahre lang zu den neuesten Erkenntnissen aus Traumapsychologie, Hebammenwissenschaft, Epidemiologie, Epigenetik, Gynäkologie etc. zu den Ursachen, Folgen und möglicher Prävention traumatischer Geburten aus. Alle entstandenen Forschungsarbeiten sind einsehbar unter www.ca18211.de

Feedback und Ausblick

Bislang ist das Feedback sehr positiv und die ausgefüllten Fragebögen am Ende der Guides haben eine hundertprozentige Weiterempfehlungsquote. Einige Rückmeldungen bestätigen die Initiatorinnen in besonderem Maße: »Ich fand den Kurs sehr spannend, weil die Mischung aus Betroffenenperspektive und trotzdessen sachlicher Informationen viel hat.« (anonymes Feedback)

»Als ich grad angefangen habe, mich durch den ersten Kurs zu klicken, kamen mir tatsächlich die Tränen. Mein Gefühl sagt mir, das hätte mich abgeholt! Nach zwanzig Minuten Querlesen habe ich wertvollere Infos bekommen als in sechs Terminen Vorbereitungskurs.« (anonymes Feedback)

»An vieles habe ich bei meinen Schwangerschaften gar nicht gedacht, es wäre aber gut gewesen. Besonders was das Verhältnis zum Partner betrifft, waren wir damals wohl alle (die meisten) ziemlich blauäugig.« (externe Testerin des WochenbettGuides)

Auch von Hebammen kommt positives Feedback: »Ich bin Hebamme und werde ›meinen Familien‹ den Guide ans Herz legen!« Dafür spricht auch, dass 17,6 % der Nutzer:innen angeben, die Guides von ihrer Hebamme oder der gynäkologischen Praxis empfohlen bekommen zu haben. Trotz der Vorteile und der passgenauen Erstellung aus Betroffenensicht haben die Guides einige Einschränkungen: Sie können niemals die Beziehung zwischen Menschen in Präsenzkursen ersetzen und sie ersetzen auch nicht die Betreuung durch eine vertraute Hebamme. Das sollen sie auch gar nicht. Zudem sollte der Inhalt der Guides aus didaktischen Gründen im Rahmen von etwa drei Stunden Bearbeitungszeit liegen und so konnte einiges nicht berücksichtigt werden. Der Datenspeicher für weitere Kurse ist gut gefüllt und wartet auf die Realisierung, zum Beispiel ein Guide für Männer.

Ganz oben auf der Liste seht ein Kurs in leichter Sprache. Denn auch wenn die Guides für Text-zu-Ton- und Übersetzungs-Apps geeignet sind, kann die verwendete Sprache eine Barriere sein: Die Guides sind von einer zum Teil spielerischen, emotional ansprechenden und dabei komplexen Sprache geprägt, denn dem Team schien es wichtig, die User:innen einerseits mit dem Fachvokabular vertraut zu machen (damit die Kommunikation mit dem Fachpersonal auch klappt), andererseits auch emotional anzusprechen.

In der Konsequenz bedeutet dies: Das sprachliche Register ist vielschichtig und oft anspruchsvoll. Es wäre wünschenswert, weitere Guides für Menschen zu haben, die eher mit einfacher Sprache abgeholt werden und die in der aktuellen Angebotslandschaft unterversorgt scheinen. Die Suche nach einer Finanzierung hat schon begonnen.

Zitiervorlage
Hartmann, K. (2023). Online-Kurse: Von Eltern für Eltern. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 75 (12), 62–67.
Literatur
Avignon, V., Baud, D., Gaucher, L., Dupont, C., & Horsch, A. (2022). Childbirth experience, risk of PTSD and obstetric and neonatal outcomes according to antenatal classes attendance. Scientific reports, 12(1), 10717. https://doi.org/10.1038/s41598-022-14508-z

Gagnon, A. J., & Sandall, J. (2007). Individual or group antenatal education for childbirth or parenthood, or both. The Cochrane database of systematic reviews, 2007(3), CD002869. https://doi.org/10.1002/14651858.CD002869.pub2

Labouvie, E. (1999). Beistand in Kindsnöten. Hebammen und weibliche Kultur auf dem Land (1550–1919). Frankfurt am Main, New York: Campus Verlag.

Pålsson, P., Kvist, L. J., Ekelin, M., Hallström, I. K., & Persson, E. K. (2018). »I Didn‘t Know What to Ask About«: First-Time Mothers‘ Conceptions of Prenatal Preparation for the Early Parenthood Period. The Journal of perinatal education, 27(3), 163–174. https://doi.org/10.1891/1058–1243.27.3.163

Reed, R. (2021). Reclaiming Childbirth as a rite of passage. Weaving ancient wisdom with modern knowledge. Yandina, Australien: Word Witch Press.

Scandurra, C., Zapparella, R., Policastro, M., Continisio, G. I., Ammendola, A., Bochicchio, V., Maldonato, N. M., & Locci, M. (2022). Obstetric violence in a group of Italian women: socio-demographic predictors and effects on mental health. Culture, health & sexuality, 24(11), 1466–1480. https://doi.org/ 10.1080/13691058.2021.1970812

Smith R., Homer C. (2017). Literature review on Antenatal education – content and delivery. Centre for Midwifery, Child and Family Health, Faculty of Health, University of Technology Sydney. https://clinicalexcellence.qld.gov.au/sites/default/files/docs/priority-area/service-improvement/maternity-service-improvement/recommendations-antenatal-education.pdf

Strauß, S., Rohr, D. (2019). Peer-Learning in der Lehrer*innenbildung. journal für lehrerInnenbildung, 19 (3), 106–116. DOI: 10.35468/jlb-03–2019_11. http://www.jlb-journallehrerinnenbildung.nethttps://doi.org/10.35468/jlb-03-2019

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