Ich habe meine beiden Hausgeburten vorher geträumt und sie sind dann tatsächlich genauso gewesen”, erzählte mir eine gute Freundin vor vielen Jahren. Auch in einem Kurzfilm auf der Internetseite des Geburtshauses Hamburg erzählt eine Frau, dass sie ihr Kind genauso geboren habe, wie sie es sich vorgestellt hatte. Mich beeindrucken solche Berichte – als wohltuender Kontrast zu den vielen Erfahrungen von Frauen, deren Geburten so ganz anders verliefen als sie sich gewünscht hatten.
Es sind die Geschichten von Irritationen, Ängsten, Verzweiflung und Traumatisierung, aber auch vom unglaublichen Potenzial der Frauen, die mich zu den Fragen nach den inneren Bildern vom Gebären geführt haben:
- Woher kommen diese Bilder?
- Aus welchen Quellen speisen sie sich?
- Wie funktioniert das Zusammenspiel von inneren und äußeren Bildern – in einer medialen Welt, in der wir alle von einer Bilderflut überschwemmt sind?
- Und was ist letztlich im Geburtsprozess ausschlaggebend dafür, dass eine Frau ihr Kind tatsächlich so zur Welt bringen kann, wie sie es sich vorgestellt hat?
Wir können davon ausgehen, dass es sich hier um ein komplexes Wirkungsgeflecht handelt. Sehr alte, tief in unseren Genen und der DNA eingeschriebene Bilder und neue, die unser Gehirn ständig produziert, überlagern sich und wirken zusammen.
Dazu gehören unter anderem innere Bilder aus der eigenen Geburtsgeschichte:
- die eigene Erfahrung des Geborenwerdens
- das Geburtserleben der Mutter
- die Geschichte, die sie von der eigenen Geburt erzählt hat – ebenso wie all die Erfahrungen, die sie vielleicht verschwiegen hat, aber dennoch durch ihre Haltung mitteilt.
Hinzu kommen:
- das eigene Körperbild und die Beziehung zum eigenen Körper
- die inneren Bilder, die während der Schwangerschaft entstanden sind
- die tief eingeschriebenen Bilder aus der Geburtserfahrung, wenn eine Frau bereits geboren hat.
Alle diese Faktoren bilden ein komplexes Geflecht, dessen Wirkungsweisen wir vielleicht nie vollständig entschlüsseln können. Aus diesem Spektrum interessiert mich besonders die Frage, wie die Schwangerenvorsorge innere Bilder vom Gebären erzeugt und wie diese auf vorhandene innere Bilder wirken. Als Kulturwissenschaftlerin sehe ich die Schwangerenvorsorge als einen Raum der kulturellen Prägung in einer Übergangsphase mittels Initiation, Sozialisation und Imagination – als einen Prozess der Einbildung.
Stellvertretend für viele Geschichten von Frauen über diese Prägungen – über verlorene, fehlende, irritierende, beängstigende, verstörende aber auch stabilisierende und rettende innere Bilder – will ich hier die Erfahrungen von Maria vorstellen.
Ein fehlendes Bild
Maria ist das erste Mal schwanger und sie hat von Anfang an eine klare Vorstellung von der Schwangerenvorsorge und dem Geburtsort. Zur Vorsorge will sie zur Hebamme und zur Geburt ins Geburtshaus gehen. Pränatale Diagnostik möchte sie nicht, nur die drei Ultraschalluntersuchungen, die zur Schwangerenvorsorge laut Mutterpass gehören. Als sie ihre Entscheidung bei der ersten Ultraschalluntersuchung ihrer Ärztin mitteilt, muss Maria sich rechtfertigen. „Das Risiko müssen Sie selbst tragen”, wird ihr gesagt.
Erschüttert und irritiert verlässt Maria die Praxis und wechselt zu einem anderen Arzt. Dieser empfiehlt ihr den Triple-Test – eine einfache Blutuntersuchung, bei der man – so sagt es der Arzt – zum Beispiel feststellen könne, ob das Kind einen offenen Rücken hat. Maria erscheint das sinnvoll, denn sie möchte es wissen, wenn aufgrund einer Behinderung ihres Kindes ein Kaiserschnitt gemacht werden müsste. Eine Woche später bekommt sie das Ergebnis. Der Test ist positiv, wird ihr telefonisch mitgeteilt: „Ihr Kind hat entweder einen offenen Rücken oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.” Allerdings seien die Untersuchungsergebnisse häufig falsch positiv. Sie solle deshalb am nächsten Tag noch einmal in die Praxis kommen, um den Test zu wiederholen. Nachdem Maria sich in heller Aufregung im Internet ausführlich informiert hat, weiß sie, dass dieser Test nicht sehr aussagekräftig ist. Sie entscheidet sich gegen eine Wiederholung. Eine Feindiagnostik bringt Entwarnung und die weiteren Schwangerschaftswochen verlaufen gut. Beim letzten Ultraschall in der 32. Woche erfährt Maria, dass ihr Kind mit den Füßen zuerst im Geburtskanal liegt. „Man kann jetzt eigentlich gleich einen Termin für den Kaiserschnitt in der Klinik machen”, meint der Arzt. „In diesem Moment”, sagt Maria später, „hatte ich das Gefühl, ich kriege überhaupt nichts hin. Systematisch wurde mir in der Schwangerschaft das Gefühl für meinen Körper abgesprochen. Mein Vertrauen wurde so kaputt gemacht, dass ich nicht mehr an mich glaubte, obwohl ich nur drei Mal beim Arzt war”.
Zwei Tage später liegt ihr Kind wieder in Schädellage. Die Geburt beginnt einen Tag vor dem errechneten Termin mit einem Blasensprung. Maria geht ins Geburtshaus. Sie wird jedoch nach vielen Stunden in die Klinik verlegt, weil der Muttermund sich nicht öffnet. Nach 26 Stunden endet die Geburt dort wegen steigender Entzündungswerte mit einem Kaiserschnitt. Eine gesunde Tochter wird geboren.
In den folgenden Wochen entwickelt Maria eine schwere Wochenbettdepression. Obwohl sie spürt, dass sie Hilfe braucht, traut sie sich nicht, darüber zu sprechen, auch nicht mit ihrer Hebamme. „Ich dachte, sie würde dann vielleicht auch denken, dass ich eine Versagerin bin”, erzählt sie später. Als sie endlich begriffen hat, was mit ihr los ist, holt sie sich Hilfe bei einer Expertin. Nach und nach verheilen die seelischen Wunden. Auch das Stillen ihrer Tochter stärkt und tröstet sie.
In der Rückschau sieht Maria einen Zusammenhang zwischen ihren Erfahrungen in der Schwangerenvorsorge, der Geburt durch Kaiserschnitt und inneren Bildern. Sie meint: „Im Nachhinein war mir klar, dass ich gar kein inneres Bild davon hatte, dass ich mein Kind im Geburtshaus und vaginal gebären könnte. Unbewusst war mir relativ früh in der Schwangerschaft klar, ich würde einen Kaiserschnitt bekommen … obwohl ich mich dann im Krankenhaus so angestrengt habe. Ich glaube, das hat mit dieser großen Verunsicherung zu tun, die ich ganz am Anfang und dann immer wieder in der Schwangerschaft erlebt habe. Dabei bin ich nicht schwach, ich habe gute Netzwerke und ich kann Entscheidungen treffen. Aber trotzdem ist man in der Schwangerschaft in einer so sensiblen Phase … Was da ein einziger Satz auslöst, das kann man sich nicht vorstellen …”.
Schwangerenvorsorge als Phase der Einbildung
Marias Geschichte zeigt: Es reicht nicht, dass eine Frau weiß, was sie will, dass sie alles „gut” macht und sich informiert entscheidet. In der sensiblen Phase des Übergangs sind schwangere Frauen leicht störbar und irritierbar. Sie suchen nach Orientierung. Die Schwangerenvorsorge als Übergangsbegleitung und Sozialisationsprozess ist deshalb außerordentlich bedeutsam und prägend für das Entwickeln innerer Bilder von der Geburt.
In früheren Zeiten sprach man von der Einbildungskraft, der man eine große Wirkmacht zuschrieb (Fischer-Homberger 1983). Ein Bild schreibt sich in den Körper ein und entfaltet seine Wirkungen. Imagination, die Kraft der Einbildung, ist laut Definition: die Fähigkeit, nicht gegenwärtige Situationen, Vorgänge, Gegenstände und Personen mittels visueller Vorstellung als Bilder im Geiste zu entwickeln oder sich an solche zu erinnern und diese mit dem inneren geistigen Auge anschaulich wahrzunehmen (Schwarte 2006).
Für den Philosophen Immanuel Kant war die Einbildungskraft im 18. Jahrhundert eine von drei subjektiven Erkenntnisquellen. Gemäß dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel war sie um 1800 das Hervorgehen der Bilder aus der eigenen Innerlichkeit des Ich. Für den Physiker Albert Einstein war sie um 1900 ein wichtiger Faktor im wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Der Psychiater Carl Gustav Jung führte im 20. Jahrhundert die Imagination in die Psychotherapie ein: Er sah in ihr eine Mittlerin zwischen Bewusstheit und Unbewusstem. Die von ihm als „Archetypen” charakterisierten Urbilder bezeichnen menschliche Vorstellungsmuster, die im kollektiven Unbewussten angesiedelt sind. Viele Archetypen beruhen laut Jung auf Urerfahrungen der Menschheit wie Geburt, Kindheit, Pubertät, Elternschaft, Altwerden und Tod (Jung et al. 1980).
Heute wissen wir durch die Erkenntnisse der Psychologie und Hirnforschung: Wir denken, fühlen, träumen und reden in Bildern. Und diese inneren Bilder sind äußerst wirkmächtig. Die Ergebnisse der Hirnforschung zeigen: Die Art und Weise, wie wir denken und uns das Leben vorstellen, ist ausschlaggebend dafür, welche Nervenverschaltungen im Gehirn aktiviert und stabilisiert werden. Es entstehen neuronale und synaptische Verschaltungen. Und umgekehrt können Areale verkümmern, wenn sie nicht genutzt werden (Hüther 2013).
Kommunikationsgeschwindigkeit
„Bilder werden dort aufgenommen, wo unsere Emotionen sitzen”, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther (2013). Sie werden wie die Realität wahrgenommen, obwohl sie nur einige Eigenschaften der Realität besitzen. Sie haben eine hohe Kommunikationsgeschwindigkeit: Wir erfassen sie viel schneller als Texte. Sie sind anschaulich und glaubwürdig. An einmal gesehene Bilder erinnern wir uns oft noch Jahre später. Aufgrund ihrer emotionalen Wirkung bleiben Bilder im Vergleich zu Texten länger und besser im Gedächtnis. Sie übermitteln auf subtile Weise Einstellungen und Gefühle und können unkontrollierbar Emotionen hervorrufen (Hüther 2013).
Innere Bilder existieren in einem Zwischenraum – zwischen Bewusstheit und Unbewusstem. Deshalb ist unsere Möglichkeit, Kontrolle über sie zu erlangen, begrenzt. Viele Formen der Psychotherapie und auch die Traumatherapie arbeiten mit imaginativen Verfahren, um die Bilder zugänglich zu machen (Reddemann 2001).
Wenn wir uns diese Wirkmacht vor Augen halten, wird deutlich, welches hohe – nützliche und schädigende – Potenzial die Übermittlung von Bildern in der Schwangerenvorsorge beinhaltet.
Ultraschallbilder können die Beziehung zum Kind herstellen und bestärken – sie können diese Beziehung aber auch stören und tiefgreifend irritieren. Denn die Bilder tragen eine Botschaft, die mit Fachbegriffen entschlüsselt und gedeutet wird. Diese Worte erzeugen wiederum innere Bilder. So wird aus einem harmlosen Schwarzweißbild ein bedrohliches inneres Bild, das die anderen Bilder vom Ungeborenen verdrängen kann. „Der Kopf ist zu groß oder zu klein.” „Sie haben zu viel oder zu wenig Fruchtwasser.” „Da sieht man eine Zyste, aber sie muss nichts bedeuten.” All diese Bemerkungen haben tiefgreifende Wirkungen.
Neben Bildern und Worten kann die Haltung der Begleitenden auf subtile Weise machtvoll wirken und Maria wird zum Beispiel von Anfang an vermittelt, dass sie nicht kompetent sei.
Auch wenn wir davon ausgehen, dass viele ÄrztInnen den Frauen die Botschaft mitgeben wollen, dass Schwangerschaft und Geburt physiologische Prozesse sind, so stellt sich doch die Frage: Inwieweit kann das gelingen in einer Schwangerenvorsorge, die mit all ihren Untersuchungen und Bewertungen zu dem Ergebnis kommt, dass das Risiko der Normalzustand ist – in einem Setting, in dem Aufklärung, Absicherung und Entscheidungen zentral sind?
Welchen Spagat erfordert es von ÄrztInnen, umfassend über die komplexen Entscheidungen der Pränatalen Diagnostik aufklären zu müssen, gleichzeitig die Schwangere nicht zu verunsichern, aber auch an die eigene rechtliche Absicherung zu denken? Kann das gelingen, wenn außerdem noch weitere Untersuchungen als individuelle Gesundheitsleistungen – sogenannte IGe-Leistungen – verkauft werden sollen (Ensel 2007)?
Die inneren Bilder der Begleitenden
Das innere Bild vom Gebären entwickelt sich bei jeder Schwangeren und im Idealfall wird es im Verlauf der neun Schwangerschaftsmonate immer deutlicher – Sicherheit und Vertrauen wachsen. Aber es ist irritierbar und es braucht stärkende „Nahrung”. Im Idealfall erfährt es ein Echo im Bild der Begleitenden.
Im Setting der Geburt schließlich treffen die inneren Bilder der Frau auf die Bilder und Vorstellungen der Begleitenden. Und auch hier ist es ein komplexes Geflecht von Bildern bei den Begleitenden, die zusammen spielen. Dazu gehören unter anderem:
- die eigene geburtshilfliche Sozialisation
- das Spektrum von Physiologie, das man kennengelernt hat
- die vielfältigen Erfahrungen bei der Begleitung von Gebärenden
- die eigenen Vorbilder in der Geburtshilfe
- die Entscheidungskultur einer geburtshilflichen Abteilung mit ihren internen Regeln und Leitlinien.
Muss sich der Muttermund pro Stunde einen Zentimeter öffnen? Wie lange wartet man und vertraut dem individuellen Prozess einer Frau? In vielen geburtshilflichen Abteilungen finden wir ein sehr begrenztes Bild vom physiologischen Geburtsfortschritt mit entsprechenden Verhaltensregeln. Es ist keine Seltenheit, dass einer Frau bei verzögertem Geburtsfortschritt gesagt wird: „Wir müssen eventuell an einen Kaiserschnitt denken.” Dies trägt nicht dazu bei, ein vorhandenes inneres Bild vom Gebären zu stärken.
Viele Hebammen klagen über die Mentalität der Frauen, die nicht mehr bereit seien, selbst zu gebären, sondern „entbunden werden wollen”. Natürlich gibt es solche Haltungen. Die Frage ist aber, ob diese Passivität nicht die Konsequenz einer Sozialisation in der Schwangerschaft ist, in der es hauptsächlich darum geht, Regeln zu befolgen und sich zu versichern, dass man alles richtig macht.
Wenn sich eine Frau während der gesamten Schwangerschaft im „Überwachungs- und Kontrollmodus” befindet und die Bestätigung für ihre Sicherheit vor allem durch das Bild von außen, das Hineinschauen bekommt – wie können wir dann erwarten, dass sie sich zum Zeitpunkt der Geburt zuversichtlich und selbstbestimmt als die entscheidende Akteurin begreift, auf ihre Kraft vertraut und ihr Kind aktiv gebärt?
Es braucht ein inneres Bild
Spiegeln das scheinbare „Unvermögen der Frauen” und die passive Haltung nicht auch ein Gefühl der Ohnmacht sowie die inneren Bilder derer, die sie begleiten, und der Gesellschaft, die sie umgibt? Wie kann es unter den derzeitigen Umständen im klinischen Geburtssetting möglich sein, dass eine Frau ihr positives inneres Bild behalten kann, wenn sie aufgrund der Personalknappheit über viele Stunden alleine gelassen ist und keine Chance auf kontinuierliche Bestärkung und Ermutigung hat?
Die inneren Bilder, Ein-Bildungen, die während der Schwangerschaft und der Geburt tief eingeprägt wurden, entstehen in hoch emotionalen Situationen. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass solche Bilder eng mit dem für die Regulation körperlicher Funktionen zuständigen Aktivierungsmustern in subkortikalen und limbischen Hirnbereichen verbunden und durch Bahnungsprozesse strukturell verankert sind. Deshalb sind sie so wirksam und nachhaltig. Es sind Bilder, „… die uns nie wieder aus dem Sinn gehen”, wie Hüther sagt (2013: 24). Alle die mit durch die Geburt traumatisierten Frauen arbeiten, wissen das.
Es braucht ein inneres Bild, um ein Kind vaginal zu gebären. Nicht nur die Frauen, auch die begleitenden Berufsgruppen brauchen dies. Eine Stärkung der Frauen kann nur funktionieren, wenn die Frauen diese Bilder in der Haltung und im Handeln der begleitenden Professionen wiedererkennen.
Wenn wir hier etwas verändern wollen, brauchen wir neue verbindende Bilder und Visionen vom Gebären die gemeinsam entwickelt werden von den Berufsgruppen, die das Schwangersein und Gebären begleiten. Wir brauchen Bilder, die das Spektrum der Physiologie spiegeln und fördern. Es gibt viele gute Beispiele, Praktiken und Vorbilder, die hier wegweisend sein können, wie zum Beispiel das Erstellen und Besprechen eines Geburtsplans, die genaue Dokumentation der Geburtsbegleitung und das regelmäßige Nachbesprechen von Geburten im Team und mit der Frau und den Eltern (DPNQ und Verbund Hebammenforschung 2013).
Eine besondere Rolle spielt dabei die Schwangerenvorsorge: die Achtsamkeit für die große Sensibilität der Frauen und das Bewusstsein über die prägende Bedeutung des allerersten Anfangs, das Wissen über die Macht der Einbildung und die Verantwortung, die sich daraus für die Begleitenden ergibt. Sie sind es, die die Frauen initiieren in ihren neuen Status und ihnen die kulturelle Definition von Schwangerschaft und Geburt übermitteln – mit Worten und Bildern, vor allem aber mit ihren eigenen inneren Haltungen und ihren Vorbildern. Hier können wir von Anfang an Gesundheit fördern. Hier erleben Frauen aber auch, dass sie ihre eigene Wirkmacht durch Abhängigkeit, Kontrolle und Verunsicherung verlieren und sich ihre Möglichkeiten drastisch reduzieren, positive innere Bilder eigener Kraft und Potenziale zu entwickeln (Behrmann 2013).
Angesichts kontinuierlich steigender Kaiserschnittraten ist es die vorrangige Aufgabe der Begleitenden, ihr eigenes und das gesellschaftliche Bild vom Gebären zu verändern. Psychologisch gesprochen gilt es, ein neues kollektives Bild zu entwickeln, eine Anthropologie des Gebärens, die transgenerational weitergegeben wird. Das bedeutet auch, dass wir unsere Arbeit als gesellschaftliche Wertschöpfung begreifen. Gebären als anthropologische Grundkonstante mit einem hohen salutogenetischen Potenzial zu stärken, heißt auch, das Bild von der Kraft der Geburt für die Menschheit zu bewahren (Ensel 2012). Diese Aufgabe können und dürfen wir nicht den Frauen zuschieben. Sie brauchen unsere Vor-Bilder und unser Vertrauen, um selbstbestimmt und kraftvoll zu gebären.