Schwangeren ab dem dritten Trimester wird empfohlen, in Seitenlage einzuschlafen – unabhängig davon, ob auf der linken oder rechten Seite.
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Jede Schwangere ist aufgrund körperlicher und hormoneller Umstellungsprozesse mit Veränderungen ihres Schlafverhaltens konfrontiert, die erhebliche körperliche und psychische Auswirkungen haben können. Erkenntnisse zu Schlafqualität und -verhalten können die Frau unterstützen, bestmöglich in dieser Phase zu regenerieren – oder zu verstehen, warum der Schlaf sich verändert.
Ein erholsamer Schlaf trägt wesentlich zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden sowie zur emotionalen Stabilität der werdenden Mutter bei, während Schlafstörungen sowohl kurzfristige als auch langfristige negative Folgen haben können. Diese betreffen nicht nur die Schwangere selbst, sondern können sich auch unmittelbar auf das ungeborene Kind sowie den weiteren Verlauf der Schwangerschaft auswirken (Delgado & Louis, 2024; Kiyoko et al., 2024). Studien weisen darauf hin, dass ein Schlafdefizit während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko assoziiert ist, einen Gestationsdiabetes, hypertensive Schwangerschaftserkrankungen sowie perinatale Depressionen zu entwickeln (Delgado & Louis, 2024).
Eine groß angelegte Querschnittsstudie aus Polen unter 7.000 Schwangeren ergab, dass 77 % der Befragten über Schlafprobleme berichteten, wobei nächtliches Erwachen die häufigste Beeinträchtigung darstellte (Smyka et al., 2020). Mehr als die Hälfte der Frauen (52 %) erwachte mehrmals pro Nacht, während 20% über manifeste Schlafstörungen klagten. Ähnliche Befunde zeigten sich auch in Studien anderer Länder: In einer Untersuchung aus der Türkei gaben 52 % der Frauen an, im Verlauf ihrer Schwangerschaft unter Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen zu leiden (Kizilirmak et al., 2012). Diese hohe Prävalenz unterstreicht die Notwendigkeit einer vertieften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Ursachen, Auswirkungen und möglichen präventiven sowie therapeutischen Ansätzen zur Verbesserung des mütterlichen Schlafs in dieser Zeit.
Tiefgreifende hormonelle Umstellungen
Eine zentrale Rolle der tiefgreifenden hormonellen Veränderungen spielt das schwangerschaftserhaltende Hormon Progesteron. Dessen Konzentration steigt insbesondere im ersten Trimenon stark an. Dies korreliert mit einer erhöhten Tagesmüdigkeit. Häufig stabilisiert sich dieses Phänomen im zweiten Trimenon.
Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass das Hormon Melatonin, welches für die Regulation des zirkadianen Rhythmus von Bedeutung ist, in der Schwangerschaft charakteristischen Schwankungen unterliegt. Während der Melatoninspiegel im ersten Trimenon ansteigt, nimmt die Konzentration im zweiten wieder ab, um im dritten erneut einen Anstieg zu verzeichnen (McCarthy et al., 2019). Dies könnte eine Rolle für die erhöhte Prävalenz von Schlaflosigkeit und Schlafstörungen im zweiten und dritten Trimenon spielen, die mehr als doppelt so häufig auftreten wie im ersten Schwangerschaftsdrittel (Kizilirmak et al., 2012).
Im dritten Trimenon treten außerdem häufig verstärkt körperliche Beschwerden auf, die sowohl durch das Wachstum des Kindes als auch erneut durch hormonelle Umstellungen bedingt sein können. Hinzukommen kann das Bedürfnis, häufig Wasser zu lassen, was zusätzlich dazu beitragen kann, dass der nächtliche Schlaf unterbrochen wird (Harrington et al., 2022).
Progressive Abnahme der Schlafqualität
Eine aktuelle Beobachtungsstudie aus Japan identifizierte das dritte Trimenon als die Phase mit der ausgeprägtesten Beeinträchtigung der Schlafqualität (Kiyoko et al., 2024). Im Vergleich zum ersten und zweiten Trimenon wiesen Schwangere in den letzten Schwangerschaftswochen die kürzeste Gesamtschlafdauer sowie die geringste subjektiv empfundene Erholung auf. Zu den häufigsten Ursachen dieser Verschlechterung zählten körperliche Beschwerden, insbesondere Rückenschmerzen infolge des wachsenden Bauches sowie Beinkrämpfe. Diese Studie, die unter 20 Erstgebärenden durchgeführt wurde, berücksichtigte sowohl objektive Messungen der Schlafqualität als auch subjektive Einschätzungen der Teilnehmerinnen über den gesamten Schwangerschaftsverlauf. Die Ergebnisse geben Hinweis darauf, dass die Schwangerschaft mit einer progressiven Abnahme der Schlafqualität einhergeht, wobei das letzte Trimenon die größte Belastung darstellt.
Die Ergebnisse der japanischen Beobachtungsstudie liefern zudem quantitative Daten zur Reduktion der täglichen Schlafdauer im Verlauf der Schwangerschaft:
- Erstes Trimenon: durchschnittliche Nachtschlafdauer 420,4 min
- Zweites Trimenon: durchschnittliche Nachtschlafdauer 400,8 min
- Drittes Trimenon: durchschnittliche Nachtschlafdauer 382,6 min.
Das deutet auf eine kontinuierliche Abnahme der Gesamtschlafdauer im Verlauf der Schwangerschaft. So schläft eine Schwangere im dritten Trimenon durchschnittlich 37,4 min pro Nacht weniger als im ersten (Kiyoko et al., 2024).
Ein weiteres Ergebnis der Studie umfasst die Veränderung der subjektiven Wahrnehmung von Müdigkeit. Die Erhebung zeigt, dass das abendliche Müdigkeitsgefühl im Schwangerschaftsverlauf zunahm, während das morgendliche Gefühl von Frische und Erholung mit fortschreitender Schwangerschaft abnahm. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich Schlafdefizite im Verlauf der Schwangerschaft vergrößern und sich die verfügbaren »Schlafressourcen« aus der Zeit vor Eintreten der Schwangerschaft zunehmend erschöpfen.
Somit scheint es besonders im dritten Trimester wichtig, dem Nachtschlafdefizit zu begegnen. Eine praktische Hilfe können bewusste Oasen am Tag sein, die für Tagschläfchen genutzt werden (Tsai et al., 2012).
Die dargestellten Erkenntnisse zeigen die Bedeutung wirksamer Präventions- und Interventionsstrategien zur Verbesserung der Schlafqualität in der Schwangerschaft auf. Wie kann die Beratungstätigkeit evidenzbasiert gestaltet werden, um betroffene Frauen gezielt zu unterstützen? Welche therapeutischen Ansätze sind geeignet, um schlafbezogene Beschwerden zu lindern und potenzielle negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf zu minimieren?
Einschlaf-/Schlafposition
Die Einschlafposition während der Schwangerschaft hat in den vergangenen Jahren zunehmend an wissenschaftlicher Relevanz gewonnen. Eine zentrale Fragestellung in diesem Kontext lautet: Besteht ein Zusammenhang zwischen der mütterlichen Einschlafposition in der Spätschwangerschaft und dem Risiko einer Totgeburt?
Zwei Meta-Analysen liefern hierzu aufschlussreiche Erkenntnisse (Flenady et al., 2011; Cronin et al., 2019). Die erste umfassende Analyse stammt von der australischen Forscherin Vicki Flenady und ihrem Team (2011) und wurde in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. In dieser Meta-Analyse wurden 96 Studien aus Industrieländern ausgewertet, um veränderbare maternale Risikofaktoren für eine Totgeburt zu identifizieren. Zu den wichtigsten Faktoren zählten mütterliche Adipositas (BMI > 25 kg/m²) und Rauchen.
Zudem wurden ein Alter über 35 Jahre, schwangerschaftsbedingte plazentare Komplikationen, präexistenter Diabetes mellitus sowie hypertensive Erkrankungen als weitere relevante Prädiktoren für ein erhöhtes Totgeburtsrisiko benannt. Die Schlafposition der Mutter wurde in dieser Analyse jedoch nicht als unabhängiger Einflussfaktor untersucht.
Im Gegensatz dazu rückte die Meta-Analyse der neuseeländischen Hebammenprofessorin Robin Cronin und ihrem Team (2019), veröffentlicht in eClinicalMedicine (The Lancet), die mütterliche Einschlafposition explizit in den Fokus. Die Forscher:innen analysierten Daten aus fünf Studien, die den Zusammenhang zwischen der Schlafposition nach der 28. Schwangerschaftswoche und dem Risiko für eine Totgeburt untersuchten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Rückenlage als Einschlafposition der Mutter mit einem 2,63-fach erhöhten Risiko für eine Totgeburt im Vergleich zur seitlichen Schlafposition assoziiert war. Interessanterweise wurden in dieser Meta-Analyse keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Totgeburtsrisiko und mütterlichem Übergewicht oder Rauchen festgestellt.
Die klinische Relevanz dieser Erkenntnisse wirft die Frage auf, inwieweit schwangere Frauen hinsichtlich einer optimalen Einschlafposition gezielt beraten werden sollten. Eine bevorzugte Empfehlung für die linke Seitenlage wird häufig mit dem potenziellen Vorteil begründet, dass sie die renale Filtration unterstützt und den Abtransport von Abfallprodukten und überschüssiger Flüssigkeit fördert (Tommys, 2025).
Dennoch liefern aktuelle Studien keine Evidenz dafür, dass die linke Seitenlage hinsichtlich des Totgeburtsrisikos der rechten überlegen ist (Cronin et al., 2019). Die Autor:innen interpretierten die Rückenlage als einen potenziell modifizierbaren Risikofaktor für eine Totgeburt. Hinsichtlich der bevorzugten Seitenlage zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen der linken und der rechten Seite.
Aus den Daten errechneten die Wissenschaftler:innen, dass eine konsequente seitliche Einschlafposition das Totgeburtsrisiko nach der 28. Schwangerschaftswoche um 5,8 % reduzieren könnte.
Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn
Die Gegenüberstellung der beiden Meta-Analysen verdeutlicht eine Veränderung in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der mütterlichen Schlafposition als potenziellem Risikofaktor für eine Totgeburt. Während Flenady et al. (2011) diesen Faktor nicht berücksichtigten, wurde er von Cronin et al. (2019) als unabhängiger Einflussfaktor identifiziert.
Diese Diskrepanz lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass die Meta-Analyse von Cronin et al. (2019) ausschließlich Studien auswertete, die zwischen 2011 und 2018 veröffentlicht wurden – also Daten, die nach der Veröffentlichung von Flenady et al. (2011) publiziert wurden. Dies könnte darauf hindeuten, dass die mütterliche Einschlafposition in früheren Untersuchungen möglicherweise als nicht relevant erachtet wurde und daher nicht systematisch evaluiert wurde. Die aktuelle Datenlage unterstreicht somit einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn: Eine seitliche Einschlafposition der Mutter kann das Totgeburtsrisiko senken (Cronin et al., 2019). Die Rückenlage der Mutter erweist sich als ungünstigste Schlafposition, während die Seitenlage – unabhängig davon, ob links oder rechts – als vorteilhaft gilt.
Die veränderte Evidenzlage hinsichtlich der Einschlafposition in der Spätschwangerschaft hat in mehreren Ländern zu gezielten gesundheitspolitischen Maßnahmen geführt. In Großbritannien und Neuseeland wurden nationale Kampagnen ins Leben gerufen, um schwangere Frauen nach der 28. Schwangerschaftswoche zu ermutigen, die seitliche Einschlafposition einzunehmen.
Großbritannien: »Tommy’s Sleep on Side Campaign«
In Großbritannien wurde die »Tommy’s Sleep on Side Campaign« ins Leben gerufen, die gezielt über die Vorteile der Seitenlage als bevorzugte Einschlafposition informiert. Diese Kampagne beruft sich insbesondere auf die Ergebnisse der »Midlands and North of England Stillbirth Study (MiNESS)« aus dem Jahr 2014 (Platts et al., 2014).
Die MiNESS-Studie zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der mütterlichen Rückenlage beim Einschlafen und einem erhöhten kindlichen Totgeburtsrisiko. Die Forscher:innen stellten fest, dass Frauen, die in Rückenlage einschliefen, im Vergleich zur Seitenlage ein erhöhtes Risiko für eine Totgeburt aufwiesen. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird Schwangeren ab dem dritten Trimester konsequent empfohlen, in Seitenlage einzuschlafen. Die Initiative betont zudem, dass kein Grund zur Besorgnis besteht, falls eine Frau im Schlaf unbewusst die Rückenlage einnimmt. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, sich nach dem Aufwachen erneut in die Seitenlage zu drehen.
Links für die Beratung
Empfehlungen aus Großbritannien: Die »Tommy‘s sleep on side campaign« > https://www.tommys.org/pregnancy-information/im- pregnant/sleep-side/sleep-side-pregnancy-campaign
Empfehlungen aus Neuseeland (University of Auckland): »Sleep on side campaign« > https://www.sleeponside.org.nz/
Neuseeland: »Sleep on Side Campaign«
In Neuseeland wurde eine ähnliche Aufklärungskampagne unter dem Titel »Sleep on Side Campaign« eingeführt. Auch hier liegt der Fokus auf der Vermeidung der Rückenlage als Einschlafposition in der Spätschwangerschaft, um das Totgeburtsrisiko zu reduzieren. Die Kampagne basiert auf einer wachsenden Zahl wissenschaftlicher Studien, die eine seitliche Einschlafhaltung mit einer verbesserten mütterlichen und fetalen Durchblutung in Verbindung bringen (siehe Kasten: Links für die Beratung).
Die richtige Schlafposition kann nicht nur das Totgeburtsrisiko senken, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der werdenden Mutter verbessern. Die Empfehlungen aus Großbritannien zeigen einfache und effektive Strategien, um eine gesunde und stabile seitliche Schlafhaltung zu unterstützen. Sie können individuell angepasst werden, um den Schlafkomfort zu maximieren und potenzielle Beschwerden in der Spätschwangerschaft zu reduzieren (siehe Kasten: Tipps aus Großbritannien).
Nach der 28. Schwangerschaftswoche
Tipps aus Großbritannien
Um die seitliche Einschlafposition zu fördern und unbeabsichtigtes Zurückrollen in die Rückenlage zu vermeiden, werden in Großbritannien praktische Maßnahmen zur Stabilisierung der Seitenlage empfohlen (Tommy’s, 2025):
- Seitliche Kissenstützen: Durch das Platzieren eines Kissens im Rückenbereich soll das unbewusste Zurückrollen in die Rückenlage verhindert werden. Dies sorgt für zusätzliche Stabilität und fördert eine ergonomische Haltung während des Schlafs.
- Haare zu einem Dutt binden: Das Hochbinden langer Haare in einen Dutt soll dazu beitragen, das Liegen auf dem Rücken als unbequem zu empfinden, so dass sich die Schwangere eher in die seitliche Position dreht.
- Kissenunterstützung bei Symphysenschmerzen: Frauen, die unter Symphysenschmerzen leiden, können von einer gezielten Kissenplatzierung profitieren. Ein V-förmiges Kissen kann zur Unterstützung des Rückens dienen, während das obere Bein darauf abgelegt wird. Diese Entlastung trägt zur Reduktion des Drucks auf die Symphyse bei und kann Schmerzen lindern.
- NHS Videotipp (NHS, 2025): Wie kann ich mit meinem großen Bauch komfortabel schlafen? > https://www.nhs.uk/pregnancy/related-conditions/common-symptoms/tiredness/
Refluxprobleme
Refluxprobleme stellen insbesondere in der Schwangerschaft eine häufige Herausforderung dar und können die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen. Neben ernährungsbezogenen Anpassungen kann eine linksseitige Schlafposition sowie eine Schlafposition mit erhöhtem Oberkörper helfen, die Symptome zu lindern.
Erhöhung des Oberkörpers
Das Problem beim Reflux besteht darin, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückgelangt. Um dies zu verhindern oder zu minimieren, hilft eine leicht erhöhte Schlafposition. Eine effektive Maßnahme ist daher das Anheben des Kopfendes des Bettes um 10–15 cm. Dies kann durch ein Keilkissen oder durch das Platzieren von stabilen Blöcken unter den Bettpfosten erreicht werden (Ali & Egan, 2007).
Linke Seitenlage als bevorzugte Schlafposition
Studien zeigen, dass die linke Seitenlage mit einer geringeren Häufigkeit von Refluxepisoden im Vergleich zur rechten Seitenlage assoziiert ist. Dies könnte auf eine verbesserte Anatomie des Mageneingangs zurückzuführen sein, die das Aufsteigen von Magensäure erschwert (Ali & Egan, 2007). Allerdings wird diese Empfehlung nicht isoliert betrachtet, sondern im Zusammenhang mit weiteren präventiven Maßnahmen.
Bewusste Ernährung
Neben der Schlafposition wird die Vermeidung bestimmter Nahrungs- und Genussmittel als entscheidender Faktor zur Reduktion von Refluxproblemen beschrieben. Folgende Substanzen sollten insbesondere in den Abendstunden vermieden werden:
- Alkohol und Nikotin (erhöhen die Magensäureproduktion und schwächen den unteren Ösophagussphinkter)
- Schokolade (enthält Methylxanthine, die den Magenschließmuskel entspannen können)
- Kohlensäurehaltige Getränke (können Blähungen und Magendruck verstärken)
- Säurehaltige Lebensmittel
- Koffeinhaltige Getränke
Restless-Leg-Syndrom
Es liegen Hinweise darauf vor, dass dem Restless-Leg-Syndrom komplexe Ursachen zugrunde liegen, die unter anderem den Eisenstatus und einen Mangel an Folsäure umfassen (Castillo-Álvarez & Marzo-Sola, 2025). Da Schwangere mit einem geringen Ferritinwert häufiger von einem Restless-Leg-Syndrom betroffen sind, sollte ein möglicher Eisenmangel abgeklärt und bei Bedarf behandelt werden.
Für die Schwangerschaft liegen Hinweise darauf vor, dass progressive Muskelentspannung dazu beitragen kann, das Restless-Leg-Syndrom während der Schwangerschaft zu vermeiden und somit die Schlaf- und Lebensqualität betroffener schwangerer Frauen zu verbessern (Akbas & Yaman Sozbir, 2023).
Behandlung des Restless-Leg-Syndroms
Aktuelle Empfehlungen zur nichtpharmakologischen Behandlung des Restless-Leg-Syndroms (Castillo-Álvarez & Marzo-Sola, 2025):
Veränderungen des Lebensstils
- Durchführen von Aktivitäten, die Aufmerksamkeit in Ruhephasenerfordern, wie Rätsel lösen
- Mäßige körperliche Bewegung
Bei Begleiterkrankungen
- Gute Schlafgewohnheiten etablieren
- Vermeidung von Situationen, die Schlaflosigkeit verursachen
- Vermeidung von Medikamenten, die das Restless-Leg-Syndrom auslösen oder verschlimmern
Weitere Maßnahmen
- Massage der Beine
- Anwendung von Kälte
- Pneumatische Kompression der Beine
Wie kann »guter Schlaf« gefördert werden?
Guter Schlaf kann während der Schwangerschaft durch verschiedene Empfehlungen gefördert werden. Hebammen ist mit ihrem Fachwissen wichtig, schwangere Frauen umfassend und individuell zu beraten.
Mehrgebärende benötigen häufig eine andere Beratung als Erstgebärende, wenn diese beispielsweise noch ein Kleinkind betreuen, das selbst von Schlafstörungen betroffen ist (Mindell et al., 2022; Rohr et al., 2023).
Frauen können durch eine Beratung ermutigt und dabei begleitet werden, mögliche Schlafprobleme zu lösen. Im Rahmen der Schwangerenvorsorge bietet sich hierzu eine evidenzbasierte Beratung zu Sport und Bewegung, ausgewogener Ernährung sowie Wärme und Entspannung an. Zudem sollte ein möglicher Eisenmangel erkannt und behandelt werden. In Großbritannien gibt der National Health Service (NHS) klare Empfehlungen heraus, wie die physiologischen Schlafveränderungen einerseits eingeschätzt werden sollten und wie andererseits mit Müdigkeit und Schlafproblemen während der Schwangerschaft ein guter Umgang gefunden werden kann (NHS, 2025) (siehe Kasten »Empfehlungen für einen guten Schlaf«).
Empfehlungen für einen guten Schlaf
- Physiologische Veränderungen und mehr Müdigkeit als Teil der Schwangerschaft akzeptieren
- Hilfe von Familie und Freunden annehmen
- Ruhepausen einplanen
- Füße hochlegen
- Auf gesunde und vollwertige Ernährung achten
- Auf ausreichend Schlaf achten
- Intensive Träume oder Albträume durch Gespräche verarbeiten, indem mit dem Partner oder der Hebamme darüber gesprochen wird
- Aktiv entspannen
- In Seitenlage einschlafen – durch ein Kissen zwischen den Knien die Position unterstützen
- Aktive Entspannung durch bewusste Atemübungen vor dem Schlafengehen
- Regelmäßige Bewegung in Form von Spaziergängen, Schwimmen oder Yoga
- Bei Schlafproblemen und Symptomen der Hoffnungslosigkeit an eine Depression denken und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Fazit und Ausblick
Die umfassende Datenlage zum mütterlichen Schlaf zeigt auf, dass es großen Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft sowie die kurz- und langfristige Gesundheit der Mutter hat. Es sollte daher während der Schwangerschaft sorgfältig und umfassend benannt und beraten werden. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf die Schlafdauer, sondern auch auf die Schlafqualität gerichtet sein, da beides für das mütterliche Wohlbefinden eine entscheidende Rolle spielt. Interessant ist dabei der Blick über den Tellerrand: In anderen Ländern wie Großbritannien und Australien sind klare Empfehlungen in Bezug auf den mütterlichen Schlaf während der Schwangerschaft ausformuliert und allgemein zugänglich verfügbar.
Die Einführung verschiedener Schlafkampagnen in Großbritannien und Neuseeland zum Einnehmen der Seitenlage beim Einschlafen verdeutlicht, dass aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend in gesundheitspolitische Empfehlungen einfließen. Diese sind in Deutschland derzeit nicht in vergleichbarer Form verfügbar. Wünschenswert wäre es, diese ebenfalls zugänglich zu machen. Während die Forschung zur mütterlichen Einschlafposition noch nicht abgeschlossen ist, zeigen existente Maßnahmen einen präventiven Ansatz, der darauf abzielt, potenziell modifizierbare Risikofaktoren für eine Totgeburt zu reduzieren. Zukünftig könnte eine verstärkte internationale Zusammenarbeit dazu beitragen, evidenzbasierte Empfehlungen gemeinsam weiterzuentwickeln. Eine standardisierte Aufklärung über optimale Schlafgewohnheiten in der Schwangerschaft könnte dazu beitragen, das Bewusstsein für dieses Thema weltweit zu schärfen und so potenziell vermeidbare Risiken zu minimieren.
Es wäre wünschenswert, dem Thema während der Schwangerschaft viel Aufmerksamkeit zu widmen: Erholsamer und sicherer Schlaf während dieser herausfordernden Lebensphase ist möglich, jedoch keine Selbstverständlichkeit.