Das Wissen um den Wert einer kontinuierlichen Hebammenbetreuung ist vielfach vorhanden, doch verschiedene strukturelle Hemmnisse verhindern die Etablierung. Illustration: © Mary Long/stock.adobe.com

Eine kontinuierliche Hebammenbetreuung kann mütterliche und kindliche Outcomeparameter während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett signifikant verbessern. Trotzdem wird sie in vielen Ländern nicht umgesetzt: Was sind entscheidende Faktoren, die verhindern oder begünstigen, dass eine kontinuierliche Hebammenbetreuung umgesetzt wird? Hierzu wurde kürzlich die Evidenzlage aus bereits publizierten Übersichtsarbeiten evaluiert und zusammengestellt.

Aus initial 5.033 Artikeln wurden in diesen Review sechs Publikationen eingeschlossen, die seit 2013 veröffentlicht wurden. Sie wurden sorgfältig unter Berücksichtigung der Vorgaben des Joanna Briggs Instituts, Adelaide, Südaustralien, ausgewählt und evaluiert.

Barrieren im System

Die Publikationen zeigen auf: Häufig verhindern systemische Ursachen eine kontinuierliche Hebammenbetreuung. Hierzu zählen hierarchische Strukturen, eingeschränkte Autonomie der Hebammen, Personalmangel und inadäquate gesundheitspolitische Unterstützung. Interessanterweise wurden diese Barrieren sowohl in Ländern mit hohem als auch niedrigem durchschnittlichen Einkommen sowie verschiedenen zugrundeliegenden Gesundheitssystemen aufgezeigt.

Dem gegenüber stehen kontextspezifisch fördernde Einflussfaktoren in Form unterstützender Leitungsstrukturen, Modellen der Zusammenarbeit und nationalen Leitlinien, die eine kontinuierliche Hebammenbetreuung fördern.

Die Autorinnen diskutieren, dass Barrieren für die Umsetzung einer kontinuierlichen Hebammenbetreuung meist tief im Gesundheitssystem einzelner Länder verankert liegen, wohingegen begünstigende Faktoren häufig von lokalen Kontextfaktoren abhängen. Sie betonen, dass die aktuelle Evidenzlage zur kontinuierlichen Hebammenbetreuung klar existiert: Eine kontinuierliche Hebammenbetreuung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett geht mit einer Vielzahl verschiedener Vorteile für die Mutter und ihr Neugeborenes einher.

Klare Leitlinien

Es gilt somit nicht, weitere Forschung durchzuführen, sondern die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen, da die Datenlage klar ist.

Die Autorinnen zeigen in diesem Kontext auf, dass Länder mit ähnlichen Gesundheitssystemen stärker zusammenarbeiten und voneinander lernen sollten, wie eine kontinuierliche Hebammenbetreuung praktisch umgesetzt werden kann. Die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit sollten genutzt werden, um die kontinuierliche Hebammenbetreuung weltweit im Rahmen gesundheitspolitischer Entscheidungen zu fördern.

Länder sollten klare Leitlinien hierzu erstellen: Für eine signifikant bessere Versorgung von Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett durch kontinuierliche Hebammenbetreuung.

Quelle: Zarbiv, G., Perlman, S., & Ellen, M. E. (2025). Barriers and facilitators for implementation of continuity of midwife care: A review of reviews. Women and birth : journal of the Australian College of Midwives, 38(2), 101892. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2025.101892 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

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