In Australien finden ungefähr 97 % aller Geburten in Kliniken statt, 2,5 % in Geburtshäusern und 0,5 % als Hausgeburten. Die Nachfrage nach Hausgeburten ist hoch, doch der Zugang für interessierte Frauen ist nicht immer möglich. Zu den Gründen zählen beispielsweise Kosten für die begleitende Hebamme, die in manchen Fällen privat übernommen werden müssen. In anderen Fällen kann ein öffentlich finanziertes Hausgeburtsprogramm die Kosten übernehmen, in dem aber meist nur wenige Plätze und Hebammen zur Verfügung stehen. Dabei liegen für Australien belastbare Daten vor, welche die Sicherheit von Hausgeburten bei Low-Risk-Gebärenden aufzeigen, die durch eine qualifizierte Hebamme begleitet werden. Daher besteht ein Interesse an alternativen Modellen. Kürzlich wurden Einblicke in ein öffentlich finanziertes Hausgeburtsmodell und dessen mütterlichen Outcome-Parametern veröffentlicht.
In einer retrospektiv-vergleichenden Kohortenstudie wurden mütterliche Outcome-Parameter von 100 Frauen untersucht, die eine Hausgeburt oder eine Klinikgeburt hatten. Dabei wurden beide Vergleichsgruppen von Hebammen begleitet, die sowohl klinisch als auch außerklinisch in der gleichen Midwifery Group Practice tätig waren. Eine Midwifery Group Practice beschreibt ein Team aus fünf in Vollzeit arbeitenden Hebammen, die Frauen während der Schwangerschaft, der Geburt und der Postpartalzeit begleiten sowie mit einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin kooperieren. In der Klinik arbeiteten insgesamt 25 Hebammen in fünf Midwifery Group Practices, wobei eine der Hebammen immer in Rufbereitschaft war und anstehende Geburten begleitete. Die Frauen der Hausgeburtsgruppe wurden hinsichtlich Parität, Body-Mass-Index und einem Gestationsalter von 37+0 bis 42+0 SSW mit 100 Frauen gematcht, die in der Klinik ihr Kind zur Welt brachten.
Die Ergebnisse zeigten: Frauen hatten nach der Entscheidung für eine Hausgeburt häufiger eine physiologische Spontangeburt, häufiger ein intaktes Perineum, weniger Interventionen sowie seltener einen Kaiserschnitt im Vergleich zu Frauen nach einer Klinikgeburt.
Bei der Einführung des öffentlich finanzierten Hausgeburtsprogramms spielte eine Mentorin eine wichtige Rolle. Sie verfügte über eine 34-jährige Berufserfahrung als Hausgeburtshebamme und unterstützte nun die Hebammen der Midwifery Group Practices durch Einschätzungen und Fortbildungen. Zudem traf sie auch selbst die Schwangeren mit Interesse an einer Hausgeburt und diskutierte mit ihnen die Gründe dafür. Jede schwangere Frau mit Interesse an einer Hausgeburt wurde zudem gynäkologisch in der 36./37. Woche dazu beraten.
Die Einblicke in dieses öffentlich finanzierte Hausgeburtsprogramm zeigen zum einen die Relevanz der Wahl des Geburtsortes, zum anderen die Rolle der Mentorin und der Rahmenbedingungen. Die Autor:innen benennen den Geburtsort als wichtigen Einflussfaktor auf mütterliche Outcome-Parameter, wobei Gebären im häuslichen Umfeld der Klinik überlegen war. Die Rolle der Mentorin bei der Umsetzung dieses Hausgeburtsprogramms wurde als hilfreich beschrieben. Es wird weitere Forschung empfohlen, um die Implementierung und Aufrechterhaltung solcher Programme zu evaluieren.
Quelle: Sidery, S., Bisits, A., Spear, V., & Cummins, A. (2025). Insights from a publicly funded homebirth program. Women and birth : journal of the Australian College of Midwives, 38(1), 101864. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2024.101864 · Beate Ramsayer/DHZ