Transkutane Einzelknopfnähte haben gegenüber einer Subkutannaht ein erhöhtes Risiko, dass sich die Wunde infiziert. Die häufigsten Erreger sind die Darmbakterien Escherichia coli und Enterococcus faecalis, gewöhnlich in Kombination mit Hefepilzen. Werden aufgrund einer größerenVerletzung viele Einzelknopfnähte gesetzt, steigt die Gefahr der Wundinfektion nochmals. Illustration: © Birgit Heimbach

Postpartale Infektionen können durch die körpereigene Hautflora oder durch eine exogene Flora verursacht werden, die der Patientin durch schlechte aseptische Techniken oder unzureichende chirurgische Prinzipien zugefügt wurden. 

Eine Wundinfektion geht mit einer bakteriellen Besiedlung der Wundflächen und den klassischen Entzündungszeichen wie Rötung, Hitze, Schwellung, Schmerz einher. Nach einer Geburtsverletzung ist die Mutter dann auch in ihrer Bewegung eingeschränkt. In deutlich selteneren Fällen können auch Viren, Parasiten und Pilze eine Infektion auslösen.

Bei Geburtsverletzungen handelt es sich überwiegend um eine postoperative Wundinfektion. Sie entsteht lokal begrenzt im Bereich der chirurgisch versorgten Wunde. Die Inkubationszeit dauert einen bis drei Tage. In der klinischen Praxis entwickeln sich Wundinfektionen im Bereich des Perineums häufiger nach fünf bis sieben Tagen postpartum. Im Unterschied zu operativ versorgten, führen nicht vernähte Wunden erfahrungsgemäß nicht zu Infektionen im Bereich des Dammes.

Inzidenz

Laut einem systematischen Review von 23 Studien von 2019 liegt das Infektionsrisiko von Geburtsverletzungen zwischen 0,1 und 23,6 % (Jones et al., 2019). Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen gibt für das Jahr 2021 in Deutschland nur 185 Wundinfektionen an (IQTIG 2022). Das entspricht 0,02 % aller Mütter und repräsentiert ganz bestimmt nicht die Realität. Es darf nicht vergessen werden, dass in der Perinatalerhebung nur Daten erfasst werden, die noch während des klinischen Aufenthalts registriert werden.

Perineale Wundinfektionen müssen sich erst entwickeln und entstehen in der Regel, nachdem die Mutter die Geburtsklinik oder das Geburtshaus verlassen hat. Zwei Drittel aller Wundinfektionen stellen sich in den ersten 14 Tagen ein.

Das Risiko für Wundinfektionen lag in einer dänischen Studie von Ditte Gommesen bei 17 von 200 untersuchten Frauen mit einem Dammriss II° und bei 6 von 200 Frauen mit Sphinkterverletzungen (Gommesen et al., 2019). Das waren 65 % weniger als bei den Frauen mit DR II° (OR 0,35). Eine regelhafte Antibiose bei DR III° ist in Dänemark nicht üblich, 18,2 % erhielten dennoch eine Antibiose, bei den Frauen mit DR II° waren es nur 2,5 %. Im Vergleich zu den Frauen ohne Episiotomie stieg das Infektionsrisiko bei Frauen mit Episiotomie auf das Dreifache an (aOR 2,97). Ein siebenfach höheres Infektionsrisiko wurde bei adipösen Frauen mit einem BMI ≥ 35 im Vergleich zu Frauen mit einem BMI < 35 festgestellt (aOR 7,66) (Gommesen et al., 2019).

In der klinischen Praxis werden häufiger perineale Wundinfektionen bei Wöchnerinnen beobachtet, deren Neugeborenes an Mundsoor oder einer Windeldermatitis leidet. Letztere wird häufig durch eine Kombination aus Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes und Candida albicans ausgelöst (Benitez Ojeda & Mendez, 2022). Studien über einen Zusammenhang zwischen perinealen Wundinfektionen und einer neonatalen Soorinfektion gibt es bisher noch nicht.

In Großbritannien hat die Urogynäkologin Dr. Nicola Adanna Okeahialam 80 Frauen mit einer Wundinfektion untersucht (Okeahialam, 2023). Sie wollte herausfinden, welche Keime für die Wundinfektion verantwortlich waren und ob sie sich optisch darstellen lassen. Bei den Frauen wurde eine perineale Wundinfektion diagnostiziert, wenn klinische Anzeichen und Symptome wie perineale Schmerzen, eitriger Ausfluss und Wunddehiszenz vorhanden waren. Mittels einer Floureszenzauflichtlampe mit violettem Licht und Abstrichen aus den Wundgebieten konnten die verschiedenen Erreger identifiziert werden. Freiliegendes Nahtmaterial wurde entfernt und im Labor ebenfalls auf Keime untersucht. Dabei zeigten sich in 95 % der Fälle Mischinfektionen aus aeroben und anaeroben Bakterien und Hefepilzen. 15 Bakterienarten konnten nachgewiesen werden. Die am häufigsten identifizierten Bakterienarten waren Enterococcus faecalis und Escherichia coli, also Darmbakterien.

Darüber hinaus zeigte sich, dass eine Subkutannaht gegenüber Einzelknopfnähten in der Haut das Risiko einer bakteriellen Besiedlung um 80 % reduzierte. Die Subkutannaht verursacht weniger Schmerzen im frühen Wochenbett (10 Tage nach der Geburt) und es müssen seltener Fäden gelöst werden. Der Schmerz ist ein wichtiges klinisches Zeichen: Nachweislich ist er bei infizierten akuten Wunden signifikant höher als bei nicht infizierten Wunden. Mit jeder Einheit, um die die verbale Schmerzskala (VRS) anstieg, war mit einem 40-prozentigen Anstieg der Wahrscheinlichkeit eine bakterielle Infektion nachweisbar (Okehialam, 2023).

Risikofaktoren

Ob sich eine Wunde postoperativ infiziert, hängt von endogenen (patient:innenbezogen) und exogenen (prozessbezogenen) Risiko- und Einflussfaktoren ab.

Bei den jungen Müttern gehören zu den endogenen Faktoren, die eine Infektion begünstigen:

  • Adipositas
  • Rauchen
  • weibliches Geschlecht (dazu noch stillbedingt ein niedriger Östrogenspiegel)
  • schlechter Ernährungszustand (präoperatives Albumin < 3,5 mg/d, der bei Schwangeren nicht regelhaft erhoben wird)
  • Anämie (z.B. durch peripartale Hämorrhagie ausgelöst)
  • vorbestehende Infektionen (durch die Schwangerenvorsorge selten unbekannt).
  • Weitere typische Co-Morbiditäten sind bei Frauen im gebärfähigen Alter eher nicht zu erwarten.

Zu den eine Gebärende betreffende exogenen Faktoren gehören:

  • die Länge der Nahtversorgung (eher bei komplexen Sphinkterverletzungen problematisch)
  • die Art der Versorgung (transkutane versus subkutane Naht, fortlaufend oder Einzelknopfnähte etc.)
  • die mögliche Vorbesiedlung des Operationsfeldes (bei Gebärenden unbekannt)
  • Revisionseingriff (eine Nahtkorrektur)
  • mangelhafte Hygiene während der Nahtversorgung.

Die Ursachen für eine Wundinfektion können multifaktoriell sein. Neben hygienischen Problemen im Wochenbett, die bei gesunden jungen Gebärenden zu vernachlässigen sind, kann auch eine nicht optimale Nahttechnik zu Heilungsproblemen führen. Sind zum Beispiel (Einzelknopf-)Nähte zu eng gesetzt, führt das zu einer Minderdurchblutung der Wundflächen. Das bedingt Nekrosen durch Sauerstoffmangel und kann zu einer anaeroben Infektion führen. »Approximate, don’t strangulate« ist ein chirurgisches Sprichwort: Die Wundflächen sollen aneinandergelegt, aber nicht aneinandergepresst werden.

Den Risikofaktoren gegenüber steht das Phänomen, dass Verletzungen bei Frauen unmittelbar nach einer Geburt so gut und schnell heilen wie sonst nie im Lebensverlauf.

Klassifikation
Postoperative Wundinfektion
Die CDC-Klassifikation einer postoperativen Wundinfektion basiert auf den Definitionen der US amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (Garabet et al., 2022). Die Klassifikation bezieht sich nicht direkt auf die Geburtshilfe, ist aber übertragbar.

  • Oberflächliche Wundinfektionen (A1) sind lokal begrenzt im Bereich von Haut und Unterhaut Subkutis der chirurgisch versorgten Wunde. Sie sind durch Entzündungszeichen, eine eitrige Sekretion und nachweisbare Erreger gekennzeichnet. Die ersten Infektionszeichen zeigen sich nach der Inkubationszeit innerhalb der ersten 30 Tage postoperativ.
  • Eine tiefe Wundinfektion (A2) wird diagnostiziert, wenn sie zusätzlich die tiefen Weichteile (Muskel/Faszie) einer Wunde betreffen, die mit einer Dehiszenz (Wiedereröffnung) und/oder mit generalisier-ten Symptomen wie Fieber > 38 °C verbunden ist. Auch ein tieferliegender Abszess wird als tiefe Wundinfektion definiert (Schwenk, 2018; Garabetet al., 2022)
  • Eine Körperhöhlen- oder Organinfektion (A3) zeigt die gleichen Symptome wie die tiefe Wundinfektion. Die ersten Infektionszeichen für die tiefen Infektionen tauchen innerhalb der ersten 30 bis 90 Tage postoperativ auf. Sie ist nach Geburtsverletzungenextrem selten zu erwarten.

Bezogen auf Geburtsverletzungen sollte in der Dokumentation darauf geachtet werden, ob es sich um eine oberflächliche Wundinfektion (A1) handelt, also nur Haut und Unterhaut betroffen sind, oder um eine tiefe Wundinfektion (A2) mit Beteilung der Beckenbodenmuskulatur und ihrer Faszien. Blutbild oder Laborparameter sind zur Diagnosestellung einer Wundinfektion nicht er-
forderlich (Schwenk, 2018).

Bakterielle Infektionen
Bakterien sind einzellige Lebewesen in verschiede-

nen Formen, die sich selbst versorgen. Sie beginnen den Menschen ab seiner Geburt zu besiedeln, wobei der Erstkontakt mit Bakterien stattfindet. Dann breiten sie sich auf allen Haut- und Schleimhautflächen aus, beispielsweise auf der Darmschleimhaut (Kennedy et al., 2023). Ein normalgewichtiger Erwachsener besitzt rund zwei Kilogramm Bakterien. Das sind rund 38 Billionen Bakterien.

https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/uebertragungswege/eintrittspforten-fuer-erreger

Jeder Mensch hat sein eigenes und in den ersten Lebensmonaten geprägtes Bakterienmuster im Mikrobiom. Der individuelle, richtige Mix hilft Krankheitserreger abzuwehren und schützt vor Allergien. Gerät diese Mischung aus der Balance, können sich Infektionen entwickeln. Kokken sind kugelförmige Bakterien, die Eiter erzeugen können (pyogen). Staphylokokken sind weintraubenartig und Streptokokken eher kettenförmig angeordnet. Die zur Normalflora des Menschen gehörigen Streptokokken-Arten finden sich vor allem im Rachen, Darm und Genitaltrakt. Einige Strep-
tokokken und Staphylokokken können leichte bis
schwere Erkrankungen auslösen, zum Beispiel Abszesse und Wundinfektionen. Gelangen Streptokokken oder Staphylokokken ins Blut, können sie eine Sepsis verursachen. Der Staphylococcus saprophyticus beispielsweise ist Teil des physiologischen Mikrobioms des Rektums, des Perineums und der Urethra. Er löst dennoch häufig unkomplizierte Blaseninfektionen bei jungen, sexuell aktiven Frauen aus, ist aber nur selten für Harnleiter- und Nierenbecken entzündungen verantwortlich (Ehlers & Merrill,
2022)

Nachgefragt

Birgit Heimbach: Heute sind die meisten jüngeren Frauen rasiert. Gibt es Untersuchungen dazu, ob Schamhaare eine Wundheilung beein­trächtigen können? Oder ob eher ständiges Rasieren eine Infektionsgefahr darstellt?

Peggy Seehafer: Ob Haare im Genitalbereich eine Infektionsgefahr bei der Wundheilung von Geburtsverletzungen darstellen, ist nicht aussagekräftig beforscht. Die meisten jungen Frauen tragen derzeit keine Behaarung im Bereich der äußeren Geschlechtsmerkmale. Das war früher anders, aber ob die Infektionen durch Haare in der Naht oder doch durch das frühere Nahtmaterial verursacht worden sind, lässt sich jetzt – jedenfalls hierzulande – nicht mehr nachvollziehen. Im Bereich des Introitus ist der natürliche Haarwuchs eher spärlich bis nicht vorhanden. Daher stört es in der Regel nicht bei der Nahtversorgung.

Zitiervorlage
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Literatur
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Prävention

In der Chirurgie ist es bewährte Praxis, vor einer Operation die Wundfläche oberflächlich zu desinfizieren. Auch bei der Sectio ist das ein übliches Vorgehen. Ob das im Bereich der Vulva sinnvoll ist oder nicht, besonders wenn das Anlegen einer Episiotomie angedacht ist, wird derzeit erstmalig in einer multizentrischen, randomisiert kontrollierten Studie (SAVE trial) in China untersucht. Dabei werden zwei antiseptische Spüllösungen miteinander verglichen: Chlorhexidin-Alkohol versus Jod (Jung et al., 2023).
Eine weitere Methode zur Vorbeugung einer Infektion der Operationsstelle ist, den Patient:innen prophylaktisch Antibiotika zu geben. Gemäß der deutschen Leitlinie zum Management von Dammrissen III. und IV. Grades nach vaginaler Geburt kann eine Gabe von Antibiotika perioperativ empfohlen werden (AWMF, 2020). Bei Rupturen ersten oder zweiten Grades und Episiotomien werden Antibiotika nicht regelhaft verordnet. Eine aus anderen Gründen notwendige intrapartale Antibiose – zum Beispiel wegen ß-Streptokokken – senkte in der genannten dänischen Studie das Risiko für eine Wundinfektion und Dehiszenz um 68 % (OR 0,32) (Gommesen et al., 2019).
Eine im März 2023 veröffentlichte Untersuchung aus England empfiehlt auf Basis ihrer Ergebnisse, dass allen Frauen mit vaginal-operativen Geburten so bald wie möglich nach der Geburt prophylaktisch Antibiotika verabreicht werden sollte (Humphreys et al., 2023).

Pilzinfektionen
Candida albicans gehört zur Gattung der 150 Hefe-pilze. Er löst 46,3 % aller Candida-Mykosen aus. Zu-meist besiedelt der Erreger die Haut oder Schleim-haut seines Wirts asymptomatisch. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 50 bis 75 % der Menschen den Keim tragen. Diese Organismen sind die häufigste Ursache für oberflächliche vaginale oderorale Schleimhautinfektionen und können auch in den Blutkreislauf gelangen, was zu Infektionen destiefen Gewebes führt. Besonders häufig treten Candidainfektionen nach einer Antibiotikabehandlung auf. (Dadar et al.,2018). Jedes Jahr sind weltweit mehr als 100 Millionen Frauen von einer vulvovaginalen Candidose betroffen (He et al., 2022). In einer prospektiven Studian der israelischen Ben-Gurion University of the Ne-gev, Be‘er Sheva, wurden zwischen 2012 und 2014 je102 Frauen mit einer Candida-Besiedlung in der Schwangerschaft weiteren 102 Frauen mit normaler Vaginalflora gegenübergestellt. Es zeigten sich keine Unterschiede in den Schwangerschafts- und Geburtsoutcomes. Die Besiedlung mit Candida führte nicht zu mehr Geburtsverletzungen (Hizkiyahu et al., 2020)

Infektion oder Allergie?

Alle Fremdkörper in einem Gewebe führen zu einer mehr oder minder großen Reaktion, die die Wundheilung beeinflusst. Das passendste Nahtmaterial löst sich genau dann auf, wenn die Wunde auszuheilen beginnt, ohne Entzündungsreaktionen hervorzurufen.

Natürliche Stoffe werden durch Proteolyse (Abbau von Proteinen) absorbiert, was eine starke Entzündungsreaktion hervorruft. Synthetische Stoffe werden durch Hydrolyse (Aufspaltung einer chemischen Verbindung durch Anlagerung eines Wassermoleküls) absorbiert, was eine minimale Reaktion hervorruft.

In der Versorgung von Geburtsverletzungen wird heute fast ausschließlich resorbierbares Material verwendet, so dass die Fäden nicht gezogen werden müssen. Es werden überwiegend multifilamente (geflochtene) Fäden verwendet. Das in der Geburtshilfe überwiegend eingesetzte beschichtete Polyglactin 910 ist ein synthetischer Zucker.

Allergische Reaktionen auf Nahtmaterial sind selten und wurden vor allem mit früher üblichen Catgut (Schafdarm) in Verbindung gebracht (Bowen, 1940). Innerhalb der Europäischen Union werden nur noch synthetische Materialien zur Nahtversorgung verwendet. Heutige Nahtmaterialien werden mit zwei unterschiedlichen Techniken sterilisiert: Ethylenoxid oder Gamma-Strahlung. Von Gesundheitspersonal und speziell OP-Pfleger:innen ist bekannt, dass Nahtmaterial, welches mit dem Gas Ethylenoxid sterilisiert wurde, als berufsbedingtes Kontaktallergen wirken kann (Dagregorio & Guillet, 2004; Breuer et al., 2017). In Ermangelung einer genauen Dokumentation der postpartalen Nahtversorgung kann nicht festgestellt werden, mit welcher Methode das bei Frauen mit allergischen Reaktionen verwendete Nahtmaterial sterilisiert wurde.

Aus der Kosmetikindustrie sind seltene Kontaktallergien (1 %) gegen Triclosan bekannt. Triclosan ist Bestandteil der antibakteriellen Beschichtung einiger Nahtmaterialien (zum Beispiel Vicryl plus). Sie sind in der Versorgung von Geburtsverletzungen nicht der Standard. Bei einer bekannten Triclosanallergie darf dieses Material nicht verwendet werden (Campbell & Zirwas, 2006).

Therapie

In der Medizin wird heute zwischen feuchter und trockener Wundbehandlung unterschieden. Während man früher Luft an alle Wunden ließ, wird heute mit einer feuchten Wundbehandlung versucht, ein geeignetes Milieu zu schaffen, in dem die Wunde schnell heilt und das Infektionsrisiko gesenkt wird. Auch ohne Wundverband befinden sich Geburtsverletzungen durch ihre anatomische Lange in einem ständig feuchten Milieu, sodass kein zusätzlicher Verband notwendig ist.

Wundinfektionen sind ernstzunehmende Komplikationen und keine Physiologie im Wochenbett mehr. Damit gehören sie in ärztliche Betreuung. Wenn die Diagnose einer Wundinfektion gestellt wurde, muss geklärt werden, ob es sich um eine oberflächliche oder eine tiefere handelt. Eine Infektion kann ursächlich für eine spontane Wunddehiszenz verantwortlich sein und sollte ebenso behandelt werden wie eine partielle oder vollständige Wunderöffnung.

Eine Dehiszenz wird je nach Ausmaß in drei Grade eingeteilt (Lippert, 2006):

  • Grad 1: Haut und Unterhaut betroffen
  • Grad 2: inkomplette Wundruptur, Haut oder Peritoneum bleiben intakt, meist eine Narbenhernie (»unterirdische Nahteröffnung«)
  • Grad 3: komplette Wundruptur, komplette Eröffnung aller Wundschichten.

Unter Umständen muss eine noch stabile Nahtverbindung aufgrund der Infektion wieder geöffnet werden, um zu prüfen, ob auch tiefere Schichten von der Infektion betroffen sind.

Antiseptische Wundspülungen
Es gibt keine klaren Empfehlungen für Desinfektionsmittel zur Wund-+spülung. Die Desinfektion mit Wasserstoffperoxidlösung tötet die meisten gewöhnlichen Bakterien ab und desinfiziert so die Wunde, indem es Proteine und Zellmembranen abbaut. Das Auftragen von Wasserstoffperoxid(H2O2) direkt auf die Wunde hat einige Nachteile, weil auch gesunde Zellen mit angegriffen werden. Damit reinigt H2O2 die Wunde zwar von Bakterien, fördert aber nicht die Wundheilung. Zu oft sollte H2O2 nicht angewendet werden Andere Wundspüllösungen sind isoton auf Basis der Ringer-Lösung. Sie enthalten aseptisch wirkende Zusätze wie zum Beispiel Polyhexanid. Durch die Anwendung einer isotonen Lösung werden die Reizung des Wundbereichs und das Aufquellen der Haut verhindert, da kein Flüssigkeits- oder Elektrolytaustausch mit den körpereigenen Sekreten stattfindet. Der Zusatz Polyhexanid verhindert das Wachstum von Mikroorganismen in den Wundauflagen, indem es sich an die Zellwände der Erregerbindet und die Zellwand schädigt. Polihexanid wirkt bereits in sehr kleinen Dosierungen für die Erreger tödlich. Das Octenidindihydrochlorid im Octenisept® reagiert mit den Zell-wand- und Zellmembranbestandteilen einer Mikrobenzelle zerstört die Zellfunktion. Der zweite Bestandteil von Octenisept® ist Phenoxyethanol, das die Zellmembran durchlässiger für Kaliumionen macht und somit anti-mikrobiell wirkt. Das Wund- und Schleimhautantiseptikum Octenisept® darf nur oberflächlich angewendet und soll mittels Tupfer oder Aufsprühen aufgetragen werden. Es darf nicht mittels Spritze in die Tiefe des Gewebes eingebracht werden, weil es zu schweren Gewebsschädigungen kommen kann (Deutsches Ärzteblatt, 2017). Auch Jod wirkt antiseptisch. Es reagiert mit der Oberfläche von zahl-reichen Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Krankheitserregern. Dabei schädigt es die Zellwand so stark, dass die Erreger absterben. Es wird vor Verbandswechseln oder chirurgischen Eingriffen wie einer Sectio auf die Haut aufgetragen. Für die tiefe Wundspülung oder offene Wunden wird Jod nicht verwendet. Die Tinktur ist mit Alkohol versetzt, was im Gegensatz zu isotonen Wundspülungen erheblich brennt. Durch die bräunliche Einfärbung der Wunde durch Jod ist eine genaue Beurteilung nicht mehr gut möglich. Wird Jod mit Povidon als Trägermaterial versetzt, kommt es ohne Alkohol aus. Povidon ermöglicht eine langsamere Abgabe des Jods an die Wunde und wirkt damit länger.

Quellen: Gelbe Liste: Jod und Polyhexamed: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Polihexanid_20584.https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Povidon-iod_27116 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Schwere Gewebeschädigungen nach Spülung tiefer Wunden mit Octenisept®. Deutsches Ärzteblatt. 2017. 114 (4) 27.Januar 2017

Zur Bekämpfung der Infektionserreger müssen die passenden Substanzen verwendet werden. Gegen Bakterien wirken hohe Temperaturen (beispielweise Fieber) oder chemische Stoffe wie Alkohol, Aldehyde oder Chlor. Gegen Pilzinfektion wirken Antimykotika. Im Inneren des menschlichen Körpers werden zum Beispiel Antibiotika eingesetzt.

Ob antiseptische Spülungen mit Wasserstoffperoxid oder ähnlichen Wundspüllösungen ausreichend sind (siehe Kasten) oder eine Antibiose erforderlich ist, hängt neben dem klinischen Befund von der Labordiagnostik mit Blutbild und CRP ab. Bei schwerer Symptomatik empfiehlt sich die komplette Labordiagnostik, um eine Sepsis frühzeitig sicher festzustellen oder auszuschließen.

Üblicherweise werden Infektionen mit einem Breitbandantibiotikum per os (orale Einnahme) behandelt. Oberflächliche Wundinfektionen werden mit Amoxicillin 625 mg behandelt, bei einer leichten Penicillinallergie werden Cefalexin 500 mg und Metronidazol 400 mg angeboten, bei einer schweren Allergie Clindamycin 300 mg und Ciprofloxacin 500 mg. Bei tiefen Wundinfektionen kommen intravenös verabreichte Antibiotika zum Einsatz (Cefuroxim 1,5 g und Metronidazol 500 mg oder im Fall einer Allergie Clindamycin 900 mg und Ciprofloxacin 400 mg (Okeahialam et al., 2023).

Solange eine Infektion vorliegt, wird die Wunde nicht wieder vernäht. Damit wird vermieden, dass sich die Infektion im Inneren der Wunde festsetzt. Außerdem wächst infiziertes Gewebe nicht wieder gut zusammen. Nach erfolgter Behandlung kann nach sieben bis zwölf Tagen die Wunde mit einer Sekundärnaht wieder verschlossen werden (RCOG, 2011; Schmidt et al., 2018).

Alternativ wird die sekundäre Wundheilung abgewartet. In einer ersten Studie mit 55 Frauen zum Verlauf der sekundären Wundheilung von Geburtsverletzungen fand Okeahialam heraus, dass die sekundäre Heilung der Wunden durchschnittlich drei Wochen dauerte, mit einer Spannbreite von bis zu 16 Wochen postpartum. Bei 38 der 55 Frauen verheilten die Wunden innerhalb von vier Wochen nach der ersten klinischen Untersuchung. Nicht mit Bakterien besiedelte Wunden heilten signifikant schneller als besiedelte und kleinere Wunden schneller als umfangreichere (Okeahialam, 2022).

Komplementärmedizinische Maßnahmen zur Wundheilung wie die Behandlung mit Östrogen, Vitamin-D-Substitution oder phytomedizinische Therapien sind noch nicht ausreichend durch Studien belegt. Hefepilze ernähren sich von Zucker, insofern kann zum Beispiel die Anwendung von medizinischem Honig bei Mischinfektionen kontraproduktiv sein. Es bedarf in diesem Bereich noch reichlich weiterer Forschung, um den Wöchnerinnen wissenschaftsbasiert und wirkungsvoll zu helfen, ohne zu schaden.

Spätfolgen

Das Problem der sekundären Wundheilung im Bereich des Beckenbodens besteht darin, dass sich die betroffene Muskulatur nicht von allein adaptiert. Selbst wenn die Wunden oberflächlich wieder verheilt sind, ist die Funktionalität eines intakten, stabilen Beckenbodens damit nicht mehr gegeben.

Infizierte und nachfolgend offene Dammnähte sind mit einer erheblichen physischen, psychischen und psychosexuellen Belastung verbunden, die das Wohlbefinden der Frau, ihre Lebensqualität und ihre Fähigkeit zur Interaktion und Bonding mit ihrem Baby und nicht zuletzt auch das Stillen auf längere Sicht beeinträchtigt. Die Frauen und auch ihre betreuenden Hebammen machen im Wochenbett oft schlechte Erfahrungen mit der klinischen Behandlung von Komplikationen bei Dammwunden, da es nur wenige Informationen darüber gibt (Wiseman et al., 2019).

Aber schlecht heilende Geburtsverletzungen führen zu nachhaltigen Ängsten bei Frauen, die Auswirkungen auf die Wahl des nächsten Geburtsmodus haben könnten (Perkins et al., 2008).

Trotz unseres sehr guten Versorgungssystems durch die Wochenbetthebammen wird dem Thema auch in Deutschland bei der notwendigen Wiedervorstellung in der Klinik keine ausreichende Priorität eingeräumt. Da ist noch Potenzial zur Verbesserung. Bisher gibt es keine Diagnosenummern dafür und damit kein DRG und keine Honorierung. Interessierte Urogynäkolog:innen sind beim GKV-Spitzenverband an dem Thema dran, doch es wird immer wieder verschoben.

Fazit

Hebammen sollten Geburtsverletzungen im Heilungsverlauf beobachten und nicht nur nach dem Befinden fragen. Eine starke Entzündung verringert die Infektionsresistenz und verzögert den Beginn der Wundheilung, aber nicht jede kontaminierte Wunde führt auch zu einer Infektion. Einzelknopfnähte auf der Oberfläche, freiliegendes Nahtmaterial in der Wunde und starke Schmerzen sind ein guter Prädiktor für eine Infektion, die dann weiterer ärztlicher Betreuung bedarf.

Jede mögliche Hilfe zur Entlastung der Frau in der Heilungsphase des Wochenbettes sollte von der Hebamme angeschoben oder eingefordert werden. Bei anhaltenden Problemen mit dem Beckenboden nach der Wundheilungsphase sollten die Frauen an Spezialist:innen überwiesen werden. Dafür sollte jede Hebamme Kontaktadressen für eine Physio-pelvica-Therapeutin und eine urogynäkologische Praxis oder Klinik haben.

Der frei verfügbare »Deutsche Beckenboden-Fragenbogen« von Melanie Metz und Kolleg:innen gibt jeder Frau die Möglichkeit, in Ruhe über Beschwerden nachzudenken und diese gezielt zu benennen (Metz et al., 2017). Es wäre wünschenswert, dass Hebammen in der Wochenbettbegleitung jeder Frau beim Abschlussgespräch dazu raten und ihr damit die Hand reichen, um bei anhaltenden Beschwerden in weitere Betreuung überwiesen zu werden.

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