Um den Nutzen von alternativen Einleitungsverfahren wie Akupunktur zu beurteilen, reicht die Studienlage nicht aus. Foto: © photophonie/stock.adobe.com

Ein interdisziplinäres Team der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik Köln hat im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Studienlage zur nicht-medikamentösen Geburtseinleitung untersucht.

Im Jahr 2021 wurden 21 % der Geburten in Deutschland eingeleitet. Mögliche Gründe sind ein vorzeitiger Blasensprung, ein überfälliger Geburtstermin oder eine Präeklampsie. Droht Gefahr für Mutter oder Kind, kommen meist medikamentöse Verfahren mit nachgewiesener Wirksamkeit zum Einsatz. Bei komplikationslosen Verläufen empfehlen manche Ärzt:innen auch nicht-medikamentöse Verfahren oder Schwangere setzen diese auf eigenen Wunsch ein.

Die Arbeitsgruppe fokussierte sich auf Einlingsschwangerschaften ab der 37. Woche. Ein Nutzen der Verfahren läge laut dem Team vor, wenn sie nachweislich die Zahl notwendiger Kaiserschnitte oder die Häufigkeit und Schwere von Geburtsverletzungen senken würden. Auch eine spürbare Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität würde als Nutzen gelten.

Das Team identifizierte zwölf Studien zu sieben gängigen nicht-medikamentösen Verfahren: Rizinusöl, Nelken- und Nachtkerzenöl, Akupunktur, Akupressur, Mamillenstimulation sowie die Empfehlung zu Geschlechtsverkehr. Lediglich eine Studie untersuchte den Vergleich eines nicht-medikamentösen Verfahrens zur Geburtseinleitung (Mamillenstimulation) mit einem medikamentösen Verfahren (Oxytocin-Dauerinfusion). In den anderen elf Studien erhielt die Vergleichsgruppe ein Placebo, eine Scheinbehandlung oder keine Behandlung.

Die Studienergebnisse zeigen keine gesundheitlichen Vor- oder Nachteile von Akupressur, Akupunktur und Empfehlung zu Geschlechtsverkehr gegenüber einer Scheinbehandlung, keiner Behandlung oder keiner Empfehlung.

Möglich sei, dass Frauen, die vorher bereits Kinder geboren haben und zur Einleitung der aktuellen Geburt ihre Brustwarzen stimulieren, nach der Geburt weniger Blut verlieren. Zudem deuten die Studienergebnisse an, dass die Einnahme von Rizinusöl sowie die Stimulation der Brustwarzen die Zeit bis zum Eintritt der Wehen oder zur Geburt verkürzen könnten. Ob dies aber einen Nutzen für die Frau oder das Kind mit sich bringt oder gar schädlich ist, bleibt laut der Arbeitsgruppe offen.

»Die Studienlage zu nicht-medikamentösen Verfahren zur Geburtseinleitung ist unzureichend«, lautet das Fazit.

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2025). Geburtseinleitung: Helfen nicht medikamentöse Verfahren wie Rizinusöl oder Akupunktur? https://dx.doi.org/10.60584/T23-01 · Deutsche Ärztezeitung, 10.6.2025/DHZ

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