Illustration: © Melanie Garanin

Wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt 2021 traf die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock den russischen Kollegen Lawrow in Moskau, der sie aufforderte, zum Mittagessen Wodka zu trinken. Sie soll Lawrow entgegnet haben: »Wenn mittags Wodkatrinken Härtetest ist … Ich habe zwei Kinder geboren.« Kurz darauf überfiel Putin mit seinen Truppen die Ukraine und brachte den Menschen dort Tod und Leid, aber auch Hunderttausenden russischen Männern, – und deren Müttern und Familien Trauer und Verzweiflung.

Wenn aber »Menschen mit Gebärmüttern« keine Kinder mehr zur Welt brächten, wären alle Vermögen, Maschinen, Waffen oder Künstliche Intelligenz, mit deren Erfindung Generationen von Männern gerne ihre angebliche Überlegenheit Frauen gegenüber zu demonstrieren versuchten, nutzlos. Binnen weniger Jahrzehnte wäre die Menschheit ausgestorben.

Dass das Klima sich erwärmen wird, wissen wir seit Jahrzehnten, sehen und spüren es heute bereits sehr konkret. Wissenschaftler:innen auf der ganzen Welt hatten uns früh gewarnt. Doch selbst wenn wir Menschen uns sofort weltweit einigen könnten und alle möglichen Hebel dagegen in Bewegung setzten, sehen die Kinder, die heute geboren werden, umwälzenden Veränderungen entgegen.

Es gäbe spätestens heute genügend Gründe für den gebärfähigen Teil der Menschheit, in einen Gebärstreik zu treten, um die – fast ausschließlich männlichen – Köpfe der die Weltpolitik bestimmenden Nationen zu zwingen, umzusteuern.

Die Idee dazu hatte schon die Heldin in dem Stück des Griechen Aristophanes, uraufgeführt 411 vor Christus. Lysistrata und ihre Gefährtinnen tun sich in diesem Epos zusammen, um das Kriegstreiben der Männer für immer zu beenden. Sie bringen die Akropolis und den Staatsschatz unter ihre Kontrolle und schwören, den Männern so lange den Sex vorzuenthalten, bis endlich Frieden und Gleichberechtigung herrschen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert?

Zitiervorlage
Franke, T. (2023). Gebärstreik? Deutsche Hebammen Zeitschrift, 75 (7), 112.
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