Eine Studie aus Dänemark empfiehlt, der Evidenz zu folgen und das Gebären durch aufrechte Gebärhaltungen und ein bewegliches Kreuzbein zu fördern. Foto: © Rafael Ben-Ari/Adobe Stock

Eine aufrechter Gebärhaltung einzunehmen und sich zu bewegen trägt wesentlich zu einem physiologischen Geburtsverlauf bei. Ein Hauptgrund dafür liegt in der Schwerkraft, die zu einer effektiven Wehentätigkeit führt. Als weiterer Grund wird eine Nutation beziehungsweise Beweglichkeit des Kreuzbeins diskutiert. Wie jedoch bewegen sich Frauen vor der Geburt tatsächlich und wie häufig ist eine Beweglichkeit des Kreuzbeins in der Praxis möglich, nachdem eine aufrechte Gebärhaltung eingenommen wurde? Hierzu wurde in Dänemark im Universitätsklinikum Aarhus kürzlich eine Kohortenstudie durchgeführt.

Eingeschlossen wurden 105 erstgebärende Frauen nach unkomplizierter Einlingsschwangerschaft. Mithilfe kleiner Messgeräte wurden mütterliche Bewegungen und Positionen für den Zeitraum innerhalb von 24 Stunden vor der Geburt aufgezeichnet sowie die Positionen hinsichtlich der Beweglichkeit des Kreuzbeins beurteilt. Die Auswirkungen von liegenden und sitzenden Positionen mit unflexibler Nutation und stehenden/laufenden Positionen mit flexibler Beweglichkeit des mütterlichen Kreuzbeins wurden evaluiert.

Wechsel der Gebärpositionen

Durchschnittlich wechselten Erstgebärende im festgelegten Zeitraum 71-mal ihre Gebärhaltung. Als häufigste Position war das Liegen mit durchschnittlich 659 Minuten (11 Stunden) vertreten. Gebärende verbrachten zudem 1.152 Minuten (19,2 Stunden) in Positionen mit unflexibler Nutation des Kreuzbeins, was zeitlich 80 % der vorausgehenden 24 Stunden vor der Geburt ausmachte.

Mit Blick auf die letzten 12 Stunden vor der Geburt zeigte sich, dass im Schnitt 9,5 Stunden in Positionen mit unflexibler Nutation des Kreuzbeins verbracht wurden. Mehr als 90 % der Gebärenden brachten ihr Kind in einer solchen Gebärhaltung zur Welt.

Bedeutung für die Praxis

Gebärende, die mehr Zeit in Positionen mit unflexibler Beweglichkeit des Kreuzbeins verbrachten, erhielten mit 42,6 % im Vergleich zu 21,3 % häufiger eine Periduralanästhesie als Gebärende, die mehr Zeit in stehenden oder laufenden Positionen verbrachten.

Die Autorinnen geben zu bedenken: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die derzeitige geburtshilfliche Praxis nicht die Umsetzung evidenzbasierten Wissens widerspiegelt: Die Beweglichkeit des Kreuzbeins sollte unter der Geburt möglich sein. Gebären sollte durch das Einnehmen aufrechter Gebärhaltungen und Bewegungen gefördert werden.

Quelle: Kjeldsen, L. L., Læssøe, U., Bendix, J. M., & Maimburg, R. D. (2025). Maternal positions in childbirth – A cohort study of labouring women’s movements and body positions the last 24 hours before birth. Sexual & reproductive healthcare : official journal of the Swedish Association of Midwives, 43, 101059. https://doi.org/10.1016/j.srhc.2024.101059 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

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