Fototherapie ist Standard
Die Standard-Therapie ist die Fototherapie mit blauem Licht (Wellenlänge 450–490 nm). Das in der Haut vorhandene Bilirubin wird von dem blauen Licht in seiner Form verändert, dadurch wasserlöslich und kann damit auch unkonjugiert ausgeschieden werden. Es kommt darauf an, eine möglichst große Hautfläche intensiv mit diesem blauen Licht zu bestrahlen. Wichtig ist, die Augen abzudecken, da sie durch die intensive Belichtung geblendet werden.
UV-Licht ist von der Wellenlänge her ungeeignet, hat auf das Bilirubin keinen Effekt und ist für die Haut sogar schädlich. »Blau« und »UV« werden leider immer wieder verwechselt, zumal man vor Jahrzehnten gedacht hatte, dass der UV-Anteil wirksam wäre. Das ist schon so lange widerlegt, dass eigentlich auch die ältere Generation von Hebammen und Ärzt:innen es wissen sollte.
Tageslicht enthält zwar auch die entsprechende Wellenlänge, aber nicht in ausreichender Intensität. Daher bekommt man Neugeborene mit kritisch erhöhten Werten durch Tageslicht nicht aus der Gefahrenzone.
Die Fototherapie muss genau dosiert und gut überwacht werden. Prinzipiell ist die Therapie auch außerhalb der Klinik möglich. Sie setzt dann aber entsprechende Fachkenntnisse, ein geeignetes Equipment, Bilirubin-Kontrollen in kurzen Abständen und eine lückenlose 24/7-Rufbereitschaft voraus.
Nur in seltenen Fällen muss das Bilirubin durch eine Austausch-Transfusion aus dem Körper entfernt werden.
Die immer wieder vorgeschlagenen alternativmedizinischen Methoden (homöopathische Medikamente, Lebermassagen, verschiedene Tees und Kräuter) zur Senkung des Bilirubins sind ungeeignet und im Zweifelsfall gefährlich, wenn eine suffiziente Behandlung dadurch zu spät erfolgt.
Früher wurde bei ansteigendem Bilirubin häufig eine Stillpause empfohlen. Dies ist nicht mehr zeitgemäß. Im Normalfall kann und soll weiter gestillt werden. Nur in wenigen Ausnahmefällen muss vorübergehend mit Formula-Nahrung zugefüttert werden.
In einigen Fällen steigt bei gestillten Kindern das Bilirubin stärker an. Dieser Muttermilch-Ikterus ist im Prinzip harmlos. Die Ursache ist letztlich ungeklärt. Wahrscheinlich spielt die Kombination mehrerer Faktoren eine Rolle. Das Neugeborene kann ganz normal weitergestillt werden. Das »Problem« löst sich immer von selbst.