Mit dem transformationalen Führungsstil gelingt es Leitungskräften, Mitarbeiter:innen mit Visionen zu inspirieren, die alle gemeinsam tragen und die zu Spitzenleistungen führen. Die charismatischen Führungskräfte sind dabei besonders erfolgreich: Sie sind mit sich im Reinen und ihre überzeugende, positive Einstellung strahlt auf andere ab.
Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass das transformationale Führen die Kreativität und das Engagement von Teammitgliedern fördert und sich gleichzeitig begünstigend auf Gesundheit, Zufriedenheit und Leistung der Mitarbeiter:innen auswirkt. Führungskräfte, die transformational führen, können ihr Team für frische Ideen und geplante Veränderungen begeistern. Da alle Beteiligten in Prozesse einbezogen werden, bringen sie im Gegenzug den Vorgesetzten Vertrauen, Respekt, Loyalität und Bewunderung entgegen. Im Idealfall engagieren sich Mitarbeiter:innen freiwillig für die Ziele der jeweiligen Abteilung und sind teilweise sogar so stark motiviert, dass sie über sich hinauswachsen.
Visionen brauchen Zeit
Wie können sich leitende Hebammen im Krankenhaus oder Beleghebammen, die sich temporär in interdisziplinäre Teams einfügen müssen, diesen Führungsstil aneignen und erfolgreich praktizieren?
Zunächst ist festzuhalten, dass alle Führungskräfte ein bestimmter Wunsch eint: Sie möchten in einem Team arbeiten, das idealerweise eine hohe Leistungsbereitschaft und großen Einsatz an den Tag legt. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es auf der Leitungsebene eine gute Organisation mit passender Rollenteilung, ein respektvolles, transparentes Miteinander und eine gelebte Feedback-Kultur. Damit diese Wünsche auch Wirklichkeit werden, bedarf es im Alltag Veränderungen. Dabei ist der erste Schritt, bekannte Muster zu verlassen, oft der schwierigste. Das zeigen auch meine Erfahrungen als Kommunikationscoach. Uns Menschen fällt es leichter zu beschreiben, was wir alles nicht haben wollen, als sich mit der Frage nach unseren Träumen beziehungsweise unseren Visionen zu beschäftigen: »Wie will ich es haben?« Wir bleiben zu oft am Bekannten und Vertrauten hängen, anstatt Neues auszuprobieren. Vertrautes ist bequem und bekannt; Neues ist ungewiss und kostet Zeit! Dennoch lohnt es sich.
Insbesondere Führungskräfte, die ihre Leitungsposition neu ausüben oder vor organisatorischen Veränderungen stehen, profitieren von diesem ersten Schritt. Über die Fragestellung beschäftigen sie sich mit ihren Bedürfnissen und bekommen Antworten darauf, wie ihre Arbeit und die Zusammenarbeit im Team von Morgen aussehen soll. Wie geht das?
In der Visionsarbeit wird neben der Grundsatzfrage, »Wie will ich es haben?« mit der Kraft der Emotionen gearbeitet. Dabei stehen Denken und Fühlen des gesamten Teams im Mittelpunkt, wodurch (Wunsch)Bilder in den Köpfen der Teilnehmer:innen entstehen. Das Besondere an dieser Methode: die Aussicht auf Erfüllung wird von jeder einzelnen Person als attraktiv und erstrebenswert eingestuft. Folglich ist jede:r bereit, sein Bestes zu geben. Soweit die Theorie.
Doch auch die Praxis bestätigt, dass dieser Weg von Erfolg gekrönt ist. Durch die Teilnahme an verschiedenen Workshops haben die Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, ihre Herzenswünsche, Träume und Sehnsüchte offen zu legen. Die damit verbundenen Anreize, lassen Bilder in den Köpfen der Teilnehmer:innen entstehen, die wiederum Emotionen auslösen. Diese Emotionen motivieren und begeistern die Mitarbeiter:innen, so dass sie bereit sind, alles dafür zu geben, das die Vision Realität wird.
Dabei wird das gesamte Team motiviert und nicht nur die jüngeren Mitarbeiter:innen, wie vielleicht befürchtet, die aufgrund ihrer modernen Sichtweise und persönlichen Einstellung schneller bereit sind, neue Dinge auszuprobieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: sie halten ein gemeinsames Bild, das »Big Picture«, den wünschenswerten (Soll) Zustand für die Zukunft, in den Händen. Dieses Bild hilft den Mitarbeiter:innen sich für das Neue zu begeistern, sodass Ängste, Widerstände und Unsicherheiten der Vergangenheit angehören. Für Führungskräfte ist das Ergebnis der Vision der rote Faden für ihren Arbeitsalltag, woraus sich konkrete Ziele und Handlungen ableiten lassen.
Wenn Führungskräfte zusätzlich an der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit arbeiten, lassen deren Antworten auf Fragen wie »Wer bin ich?«, »Was mag ich?«, »Was mag ich nicht?« richtungsweisende Rückschlüsse zu. Diese Erkenntnisse verdeutlichen der jeweiligen Führungskraft wie ein Spiegelbild, in welcher Werte- und Motivwelt die oder der jeweilige Mitarbeiter:in verankert ist. Danach werden sich auch die Visionen ausrichten.
Tipp: Je konkreter und klarer die gemeinsame Vision formuliert ist, umso sinnstiftender wird sie die tägliche Arbeit der Mitarbeiter:innen beeinflussen.