Wer früh mit der Altersvorsorge beginnt, kann langfristig eine gute Rente aufbauen – auch mit monatlich nicht so hohen Beiträgen. Illustration: © ikon images/imago-images
Das ewige Leben ist ein Menschheitstraum. Aber damit ein langes Leben nicht zum finanziellen Albtraum wird, bedarf es einer Vorsorgestrategie und einer Freude am Sparen. Wer im Ruhestand genügend Einkommen für Lebenshaltung und -gestaltung haben möchte, sollte diese 10 häufigsten Fehler vermeiden:
Wer früh anfängt, kann mit kleinen Beiträgen schon viel erreichen. Je später die Altersvorsorge begonnen wird, desto höher sind die monatlichen Beträge, um das gleiche Ziel zu erreichen. Denn Altersvorsorge bedeutet Kapitalaufbau. Je länger die Ansparphase bis zum Rentenbeginn, desto besser. Denn die Höhe der monatlichen Rente richtet sich nach dem gebildeten Guthaben und der Lebenserwartung. Wie bei einem Wettlauf: Wer den Startschuss verpasst, muss schneller laufen.
Der Rat der Expertin: Mit der Altersvorsorge so früh wie möglich beginnen, am besten direkt nach der Ausbildung. Insbesondere Frauen sollten bereits vor der Familienzeit einen festen Monatsbetrag zur Seite legen. Das Tagesgeldkonto ist für die Altersvorsorge nicht geeignet.
Die gesetzliche Rentenversicherung ist ein Generationenvertrag. Die arbeitende und Beitrag zahlende Generation finanziert die Generation im Ruhestand. Zur Einführung gab es sehr viele arbeitende Menschen und nur wenige erreichten ein hohes Alter. Die Altersstruktur glich einer Pyramide. Heute gleicht sie eher einer Urne, so dass die Beiträge zwangsläufig steigen und das Rentenniveau sinken wird.
Work-Life-Balance steht hoch im Kurs, gerade junge Menschen möchten ihr Leben nicht allein mit Arbeit verbringen. Die Höhe der gesetzlichen Rente hängt aber unmittelbar am persönlichen Erwerbseinkommen. Reduziertes Einkommen führt zwangsläufig zu reduzierten Renten. Dazu kommen vielleicht Unterbrechungen durch Familienzeiten oder geringere Einkünfte durch Teilzeittätigkeit.
Der Rat der Expertin: Beantragen Sie eine Kontenklärung bei der Deutschen Rentenversicherung und prüfen Sie, ob alle Zeiten richtig erfasst sind. Insbesondere Kindererziehungszeiten müssen extra beantragt werden. Kindererziehungszeiten erhalten auch Personen, die selbstständig sind und keiner Versorgungskammer angehören. Klären Sie, ob Sie durch einen freiwilligen Mindestbeitrag oder eine Einmalzahlung einen Rentenanspruch erwirken können.
Die staatlich geförderte Altersvorsorge bietet gute Möglichkeiten, die eigene Beitragszahlung durch staatliche Zulagen oder steuerliche Förderung zu erhöhen. Auch Arbeitgeber:innen sind unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet, sich zu beteiligen.
Ob eine betriebliche Altersvorsorge, ein Riestervertrag oder die für Selbstständige und Freiberufler:innen interessante Basisrente (Rüruprente) besser geeignet ist, klärt die individuelle und professionelle Beratung mit einem neutralen Vergleich. Nicht immer lohnen sich die Produkte für alle und manchmal macht eine Kombination durchaus Sinn.
Der Rat der Expertin: Lassen Sie einmal prüfen, welche Vorteile Ihnen eine staatlich geförderte Vorsorge bringen kann. Und suchen Sie unbedingt eine:n Berater:in, der oder die sich damit wirklich gut auskennt.
Wer vorzeitig die Zahlungen für die Altersvorsorge einstellt oder gar bestehende Verträge auflöst, bringt sich und die Rente in große Gefahr. Altersvorsorge ist kein Hundertmeterlauf, sondern ein anstrengender Marathon, der auch Entbehrungen fordert. Doch Aufgeben ist die schlechteste Option.
Der Rat der Expertin: Bei einem Marathon benötigen Sie vorbereitete Servicestationen. Für die Altersvorsorge brauchen Sie flexible Lösungen, die an veränderte Lebensphasen angepasst werden können. Bei vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten gibt es deutlich bessere Lösungen, als einen Vertrag zu kündigen. Beiträge können vorübergehend pausiert oder auch reduziert werden. Später kann mit Zuzahlungen wie im Zwischenspurt Versäumtes aufgeholt werden.
Noch heute verlassen sich viele Frauen auf die Versorgung durch ihren Ehemann. Doch wer garantiert, dass er den Job behält, bis zur Rente gesund und die Ehe lebenslang bestehen bleibt? Die Fakten sprechen eher dagegen. Jeder Vierte wird im Laufe seines Lebens berufsunfähig, und sei es vorübergehend. Jede dritte Ehe wird hierzulande geschieden. Der sogenannte Versorgungsausgleich berücksichtigt ausschließlich Rentenansprüche, die während der Ehe erworben wurden. Der Ausgleich geschieht in beide Richtungen. Ohne Trauschein gibt es gar nichts – weder im Fall einer Trennung noch im Todesfall.
Der Rat der Expertin: Zusammensetzen und gemeinsam Lösungen finden. Vereinbaren Sie Nachteilsausgleiche für den Fall einer Scheidung. Insbesondere dann, wenn ein:e Partner:in wegen Kindererziehung und/oder zugunsten des oder der anderen auf die eigene Karriere verzichtet. Bedenken Sie, dass dieser Nachteilsausgleich wie ein kurzer Ehevertrag am besten notariell gefasst werden sollte, damit die Vereinbarung im Scheidungsfall gerichtlich anerkannt wird.
Wer die Vorsorgestrategie zu oft wechselt, muss mit finanziellen Einbußen rechnen, denn ein Strategiewechsel ist immer mit Kosten verbunden.
Der Rat der Expertin: Bleiben Sie zunächst Ihrer Entscheidung und Linie treu. Sollte ein Strategiewechsel notwendig werden, holen Sie sich gegebenenfalls einen (zweiten) professionellen Rat ein. Verfallen Sie nicht den Verlockungen des schnellen Geldes. Chancen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit Risiken.
Schon heute werden viele Menschen ohne Probleme 90 Jahre und älter. In Deutschland leben aktuell bereits über 17.500 Hundertjährige. Im Durchschnitt wird die gesetzliche Rente 20 Jahre gezahlt – und die Lebenserwartung steigt. Ruhestand wird zum ganz eigenen Lebensabschnitt, Interessen und Bedürfnisse ändern sich, doch egal in welchem Alter: Das Leben soll lebenswert bleiben und dafür braucht man Geld.
Der Rat der Expertin: Planen Sie einen langfristig zu finanzierenden Ruhestand. Neben der lebenslangen Einkommenssicherung benötigen Sie eine Rücklage, die durchaus in Investmentfonds angelegt sein kann. Wer in den Ruhestand tritt, hat auch noch Ausgaben in späteren Jahren.
Viele glauben, dass sie später kein Geld mehr bräuchten. Doch die Realität sieht anders aus. Der Ruhestand ist ein Lebensabschnitt, so wie die Jugend von der Geburt bis zur Berufsausbildung oder die Zeit der Elternschaft. Mit Rentenbeginn ist das aktive Leben längst nicht vorbei. Im Gegenteil, jetzt ist Zeit zum Reisen, für die Senioren-Uni, Tanz- oder Sprachkurse. Erst viel später und je nach Gesundheitszustand werden Hilfen im Haushalt oder bei der Grundversorgung nötig.
Der Rat der Expertin: Setzen Sie sich Ihr persönliches Sparziel mit Ausblick auf die Zeit für Kreativität, Bewegung, Familie, Schrebergarten oder Reisen. So gewinnen Sie Freude am Sparen, denn jeder Euro bringt Sie Ihrem Ziel näher.
Die Anzahl der Rentenversicherungen oder Sparverträge allein sagt nicht, wie hoch der Kapitalaufbau tatsächlich ist.
Der Rat der Expertin: Addieren Sie die Beträge, die Sie für den Ruhestand zurücklegen, und vergleichen Sie diese mit den sonstigen aktuellen Ausgaben. Vielleicht lässt sich ein deutliches Ungleichgewicht erkennen. Kündigen Sie das nicht genutzte Abo, verzichten Sie gelegentlich auf die eine oder andere Ausgabe und erhöhen den automatisierten Sparbetrag.
Bei der Altersvorsorge ist es erst einmal wichtig, regelmäßig Geld anzusparen. Wegen der Langfristigkeit können aktienorientierte Investmentfonds eine gute Wahl sein. Auch eine Immobilie ist ein wichtiges Standbein beim Vermögensaufbau. Staatlich geförderte Lösungen setzen immer eine lebenslange Rentenzahlung voraus.
Der Rat der Expertin: Über einen sehr langen Zeitraum ist die Voraussage schwierig, welche Strategie am Ende gewinnt. Daher ist die Kombination von Strategien mit verschiedenen Anlagearten zu empfehlen.
Frauen erhalten niedrigere Renten, weil Familienarbeit nicht vergütet wird, sie in Teilzeit arbeiten, erhebliche Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen und sie sich aus diesem Grund oft nur gering finanziell selbst vorsorgen können.
Dabei zeigen Untersuchungen, dass gerade junge Frauen als vorderes Lebensziel die finanzielle Unabhängigkeit formulieren. Fakt ist, dass dieses Ziel mangels Umsetzung nicht erreicht werden kann. Um auch im Alter finanziell unabhängig zu sein, müssen heutzutage besonders die jungen Frauen früh genug anfangen, denn die Lebenserwartung steigt und das benötigte Vorsorgekapital wächst aufgrund von Nullzinspolitik nur langsam an. Paare sollten für Zeiten der Kindererziehung einen Nachteilsausgleich vereinbaren, der im Scheidungsfall greifen soll. Das ist ein gemeinsames Zeichen gegen die Armutsfalle für Frauen. Niemand kann durch Nichtstun die Zeit anhalten. Über einen langen Zeitraum wird das Engagement belohnt.