Ein Kind wird geboren und lässt beim ersten Ansaugen an der Brust schmatzende Geräusche hören. Eventuell zeigt es mit anderen Anzeichen deutlich, dass es nicht effektiv an der Brust saugen kann: zum Beispiel Unruhe, häufiges Ab- und wieder Andocken und ähnliches. Auf jeden Fall sind schmatzende Geräusche beim Saugen immer ein Hinweis darauf, dass das Kind den notwendigen Unterdruck beim Saugen an der Brust nicht aufbauen kann. Das hat zur Folge, dass das Kind kaum Milch in seinen Mund transportieren kann und damit seine Versorgung erheblich behindert ist. Schnell zeigt sich ein hoher Gewichtsverlust. Falls das Signalzeichen »Schmatzen« fortbesteht, muss mit peinlicher Genauigkeit insbesondere der weiche Gaumen inspiziert werden. Aus diesem Grunde sollte das Kind gezielt auf eine Segel-, Gaumen-, Vomerfehlbildung hin untersucht werden.
Früherkennung bei der U1
Nach dem Bonding erfolgt meist noch im Kreißsaal die U1. Ein wesentlicher Teil der Untersuchung ist der Ausschluss von Fehlbildungen. Fehlbildungen an Lippe, Kiefer, hartem Gaumen und Nase sind meist so offensichtlich, dass sie nicht übersehen werden können. Offene oder verdeckte Fehlbildungen des weichen Gaumens werden leider sehr oft übersehen, nicht selten mit verheerenden Folgen für das Kind und seine Eltern. Viele Hebammen und Ärzt:innen tasten bei der U1 nur den harten Gaumen mit einem Finger ab. Der weiche Gaumen wird oft nicht untersucht, da man verständlicherweise das Auslösen des Würgereflexes vermeiden möchte.
Im Rahmen der U1 und U2 sollte auch die Bewegungsfreiheit der Zunge untersucht werden. Bei Vorliegen eines Ankyloglossons sollte ein möglicher Therapiebedarf hinterfragt werden.
Um Fehlbildungen des harten und weichen Gaumens auszuschließen, muss über das Abtasten mit dem Finger hinaus die Sicht-Untersuchung des Mund- und Rachenraumes mithilfe eines Spatels und einer guten Lichtquelle erfolgen, zum Beispiel mit einem Otoskop oder einer kleinen Taschenlampe (siehe Abbildung 3). Mit dem Spatel wird der Mund geöffnet und der Zungengrund so weit nach unten gedrückt, bis man das Zäpfchen eindeutig einschätzen kann. Ein leichtes Überstrecken des Kopfes durch eine kleine Rolle im Nacken des Kindes kann die Untersuchung erleichtern.
Das Zäpfchen (Uvula) sollte immer normal geformt sein. Ist die Uvula gespalten (Uvula bifida), verformt oder gar nicht vorhanden, jedoch der weitere weiche Gaumen davor verschlossen, besteht der Verdacht auf eine submuköse Fehlbildung. In diesem Fall ist die Schleimhaut geschlossen, doch die Muskulatur unter der Schleimhaut getrennt. Die Muskulatur des weichen Gaumens zieht dann von hinten seitlich nach vorn mittig an den Hinterrand des harten Gaumens, so dass eine V-förmige Einziehung mittig des weichen Gaumens entsteht. Die Folge ist, dass eine Hebung und Streckung des weichen Gaumens nach hinten oben nicht oder nicht vollständig möglich ist.
Bei diesen Kindern kommt es sehr oft zu Störungen des Unterdruckaufbaus und das zeigt sich mit schmatzenden Sauggeräuschen beim Stillen. Der eindeutige Ausschluss einer submukösen Gaumenfehlbildung sollte durch erfahrenes Fachpersonal erfolgen. Eine Fehlbildung des weichen und harten Gaumens ist mit dieser Untersuchung leicht erkennbar.