Anders als bei Fehlgeburten geht der Verlust des Kindes bei extrauterin angelegten Schwangerschaften im Trubel der Notfallbehandlungen oft unter. Infolge der laparaskopisch durchgeführten Operationen findet sich auch kein erhaltener Embryo, von dem noch Abschied genommen werden könnte. Aber auch diese Eltern trauern. Der Verlust der Schwangerschaft wird von den Betreuenden einfach vergessen. In der Hebammenbetreuung tauchen die Frauen mit der ektopischen Schwangerschaft fast nie auf. Zu früh zeigen sich die Symptome und folgen die Therapien, als dass Zeit gewesen wäre, über eine Hebamme nachzudenken.
Anders als bei Fehlgeburten, bei denen sich Eltern noch damit trösten könnten, dass vielleicht etwas mit dem Kind nicht stimmte, um leben zu können, haben die Kinder bei extrauterinen Schwangerschaften sich einfach nur falsch eingenistet. Sie werden schlicht das Opfer der Notfallbehandlung der Mutter. Es gibt keine Möglichkeit, sie zu retten, aber es sollte eine Möglichkeit geben, sie angemessen zu betrauern.
Erstmalig im Dezember 2016 wurde auf einer gynäkologischen Konferenz in England darüber gesprochen, dass auch mit diesen Frauen über den Verlust des erwarteten Kindes gesprochen und angemessene Trauerzeremonien entwickelt werden sollten (Stelling 2016).
Vielleicht wäre es sinnvoll, den Frauen nach der Behandlung der Eileiterschwangerschaft wie bei einer Fehlgeburt ein Gespräch bei einer Hebamme oder eine Psychotherapeutin anzubieten. Vielleicht könnte bei der Laparoskopie intraoperativ ein Foto gemacht werden, so wie es den Frauen auch bei Zysten mitgegeben wird. Wenn die Schwangerschaft noch intakt ist und das Operationsfeld nicht in „Blut badet“, sollte das möglich sein. Ob es den Frauen hilft, müsste untersucht werden. Über die bisherigen postoperativen Beratungen hinaus scheint es doch einen größeren Informationsbedarf zu geben, wie zum Beispiel: „Ab wann darf ich wieder Sex haben, um meinem Mann nahe zu sein, nicht um schwanger zu werden?“ (siehe Zitate)
Es besteht ein großer Forschungsbedarf über die Bedürfnisse der Frauen neben der lebensrettenden Behandlung, die von ihnen nie in Frage gestellt wird. Ein erster Schritt könnte sein, den Verlust eines gewünschten Kindes anzuerkennen.
(Stelling H: Ectopic – the forgotten pregnancy loss. Posterpräsentation Newcastle University, Newcastle Upon Tyne, UK, Dez. 2016)
Peggy Seehafer