Drei Generationen vor dem Geburts­haus in Tübingen: Chris (3. v. r.) mit ihrer Tochter Marieke (2. v. l.), dem Schwieger­sohn Alex und den drei Enkelkindern Mats, Anna und dem Baby Kolja. Foto: © Bettina Salis

Wenn ein Enkelkind geboren wird, dann ist das für die meisten Menschen sehr besonders. Wenn die (werdende) Großmutter Hebamme ist, dann erst recht. Und wenn diese dann auch noch ihre eigene Tochter in der Zeit rund um die Geburt betreut? Zwei Hebammen erzählen, wie es war, die eigene Tochter in dieser Zeit zu begleiten und zu betreuen.

Ein fragender Blick: »Wie macht sie das?« Katharina könnte sich das nicht vorstellen, ihre Tochter zu betreuen durch Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Sie hat von ihrer Kollegin Susanne gehört, die genau das gemacht hat: als Hebamme, Mutter und (werdende) Großmutter. »Ich hätte zu viel Sorge, dass ich zu dicht dran bin,« erklärt Hebamme Katharina, »dass mir der Abstand fehlen würde.« Es entlastet sie, dass sich auch keine ihrer beiden erwachsenen Töchter so eine Betreuung vorstellen könnte. Abgesehen davon, dass der Gedanke zurzeit hypothetisch ist. Und wie es dann im Echtfall wäre? Wer weiß?

Susanne: ohne Scheu oder Scham

Die Hebamme Susanne fühlte sich geehrt, als ihre Tochter Lena und deren Mann Carlo sie fragten, ob sie die Betreuung übernehmen wolle: Schwangerschaft und Wochenbett als Hebamme, Geburt als Mutter – zusätzlich zu Carlo – »als mentaler Support«, erzählt Lena.

Susanne: »Für mich stand immer fest – und das wusste Lena auch –, dass ich die Geburt nicht als Hebamme betreuen wollte. Ich dachte, ich sei zu dicht dran.« Aber Schwangerschaft und Wochenbett? Da hat die heute 54-Jährige keinen Moment gezögert. Scheu oder Scham haben weder Lena noch ihre Mutter empfunden – zum Beispiel bei den vaginalen Untersuchungen. Sie fühlen sich seelenverwandt, sagen beide, sind sich sehr nah. Sie schauen sich an, lächeln einvernehmlich.

Susanne sitzt aufrecht auf einem Hocker in einem ihrer Praxisräume. Sie ist ruhig, sucht Blickkontakt, spricht bedacht. Überlegt oft, bevor sie etwas sagt. Lena ist da flotter, antwortet bisweilen vor ihrer Mutter. Ist fröhlich und zugewandt. Zwischendrin wuselt Oskar, der Sohn und Enkel.

Beide Frauen haben die Zeit als harmonisch erlebt. Dabei war es für Susanne nie eine Frage, ob sie während ihrer Betreuung Hebamme oder (werdende) Großmutter ist, »auch wenn Lena mir so nah ist, dachte ich nie ›Ich bin jetzt die Mama‹. In den Momenten war ich immer Hebamme.« Und: »Zwischendrin hatte ich mal so etwas ehrfurchtsvolles, dass ich dachte: Wow, ich darf hier mein Enkelkind schon spüren.«

Chris und Marieke: Beim Erzählen über die Geburt gibt es viel zu lachen. Foto: © Bettina Salis

Chris: mit Respekt herangetastet

Etwas anders lief es bei Chris, als sie zum ersten Mal Großmutter wurde: Dass sie am Ende ihre Tochter Marieke durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett betreuen würde, war anfangs keinesfalls klar. Denn für Marieke stand an erster Stelle die Wahl des Geburtsortes. Chris sitzt in einem Geburtszimmer des Geburtshauses in Tübingen, lacht viel, gestikuliert und ist immer wieder ernst, wenn sie sich an die Geburt des ersten Enkelkindes erinnert. Ihre Tochter ist zurückhaltend, aufmerksam, hört zu – manchmal kichert sie leise.

Marieke erzählt, erst nachdem sie sich mit ihrem Mann zwei Kliniken und das Geburtshaus angeschaut und sich dann für das Geburtshaus entschieden hätten, seien die ersten Fragen aufgetaucht – denn ihre Mutter arbeitete dort als Hebamme: »Soll oder will ich mich von meiner Mutter betreuen lassen? Kann ich das mit dem Nacktsein und den Untersuchungen? Möchte ich das teilen?« Darüber mussten Mutter und Tochter sich erst austauschen. Chris: »Ich respektiere Mariekes Bedenken, ob sie das teilen möchte. Dann haben wir mit viel Respekt und Zurückhaltung begonnen. Und es hat sich schön entwickelt.«

Mutter und Tochter haben sich langsam herangetastet – mit allen Optionen und Absicherungen. Es wäre ja immer auch noch eine andere Hebammenkollegin da gewesen. Die beiden Frauen begannen mit den Vorsorgeuntersuchungen – und das hat gut funktioniert. In besonders intimen Situationen hat es Chris geholfen, ganz Hebamme zu sein, sich als Mutter außen vor zu lassen. Und je weiter die Schwangerschaft fortschritt, umso klarer wurde, dass Chris auch die Geburtsheb­amme für Mariekes Kind sein würde – und die im Wochenbett.

Was ist, wenn …?

Dabei ist Chris einen weiten Weg gegangen, ihr spukten Gedanken durch den Kopf: Was, wenn wir in die Klinik müssen? Wenn es einen Notfall gibt oder das Baby eine Schädigung hat? Dann bin ich diejenige, die beteiligt war. Wie ist das? Wie ist das mit der Nähe zu meiner Tochter? Kennen andere Hebammen, die ihre Töchter betreut haben, auch diese Fragen? Die damals 48-Jährige suchte das Gespräch mit diesen Kolleginnen – und fühlte sich dadurch bestärkt: Sie erfuhr, dass es denen gelungen war, bei dieser besonderen Betreuung Hebamme zu sein und zu bleiben – aus dieser Rolle heraus zu handeln. Und dass es gut war. »Diese Erfahrungen waren sehr bereichernd. Ich wusste nun, das geht und ist kein verrückter, unmöglicher Gedanke.« Irgendwann konnte sie loslassen: »Jetzt bin ich hier die Hebamme.«

Natürlich hatte Chris auch mit ihrer Tochter über einen möglichen Notfall oder eine Verlegung gesprochen. Und irgendwann war es so, wie bei anderen Schwangeren auch: Je näher die Geburt heranrückte, desto besser konnte das Thema liegenbleiben, erzählt Chris: »Ich wusste: Ich habe meine Sinne beieinander und keine Ahnung, wie es sein wird. Ich musste es auf mich zukommen lassen.«

Das Thema Komplikationen war bei Susanne und ihrer Tochter nicht besonders präsent. Sie hatten darüber gesprochen, was ist, wenn ein Kaiserschnitt nötig wäre. Lena: »Aber ich war ja schon super aufgeklärt. Gefühlt haben wir in der Familie schon immer über Geburten gesprochen.« Da lacht Susanne und erzählt, dass Lena irgendwann mal gesagt habe: »Ich habe das Gefühl, ich bin mein Leben lang auf die Geburt vorbereitet worden.« Schon als kleines Kind habe sie am Telefon Frauen tönen gehört, wenn sie bei ihrer Mutter im Kreißsaal angerufen habe.

Komplikationen waren bei Mutter und Tochter also eher kein Thema. Susanne: »Ich bin ein Mensch, der tief vertraut, dass alles gut ist und wird. Ich bereite mich gut auf alles vor, und schaue dann eher in der aktuellen Situation, was nötig ist und was gebraucht wird.«

Chris und Marieke: Beim Erzählen über die Geburt gibt es viel zu lachen. Foto: © Bettina Salis

Susanne: Es wäre doch gegangen

Zur Geburt stellte sich Lena ihr Dream-Team zusammen – Privileg einer Hebammentochter – aus dem Kreißsaal-Team: Sowohl die Hebamme als auch die in diesem Fall zuständige Oberärztin sind mit Susanne befreundet, hatten sich bereitgehalten, diese Geburt zu betreuen. Auch Lena kannte die beiden gut. Zur emotionalen Begleitung waren dann ihr Mann Carlo und ihre Mutter dabei.

Während der Geburt erlebte Susanne, dass sie ihre Tochter doch auch als Hebamme hätte betreuen können, aber es fiel ihr nicht schwer, sich aufs Massieren, Halten und Zusprechen zu konzentrieren und die Geburtsbetreuung ihrer besten Freundin zu überlassen. Auch die U1 überließ sie der Geburtshebamme, schließlich ist das deren Aufgabe.

Lena: »Während der Geburt haben die beiden sich gut abgewechselt. Carlo hat mir die Hand gehalten und gut zugesprochen, Mama hat mir die Füße oder die Beine massiert. Und beide haben mir Snacks und Getränke angeboten und abwechselnd die Affirmationskarten vorgelesen, die ich vorbereitet hatte.« Die Anwesenheit ihrer Mutter habe Carlo bestimmt viel Sicherheit vermittelt, ist sich Lena gewiss.

Die Nacht nach der Geburt verbrachte die ganze Familie im Kreißsaal. Das diensthabende Team machte es möglich: Der frisch gebackene Vater bekam eine kleine Matte, auf der er mit dem Neugeborenen zusammen liegen konnte, Susanne lag neben ihrer Tochter im Bett … morgens sind dann alle nach Hause gefahren. Am liebsten wäre Lena unmittelbar nach der Geburt nach Hause gefahren, aber das vereitelte ihr eine leichte Blutung »Wäre ich auf die Wochenbettstation gegangen, dann hätten Carlo und Mama nach Hause fahren müssen.« Und das konnte sich in dem Moment niemand vorstellen.

Als sich morgens die Blutungen beruhigt hatten, machte sich die ganze Familie auf ins häusliche Wochenbett – das sehr harmonisch verlief, wie beide Frauen sagen. Einzige Störung war ein kurzer Klinikaufenthalt von Lena, um den Verdacht auf einen Plazentarest zu klären – der sich nicht bestätigte. Für Susanne war ganz klar, dass sich ihre Tochter noch mal in der Klinik vorstellen musste: »Die Beschwerden waren so eindeutig, das wollte ich nicht zu Hause ausprobieren.«

Selbstreflexion und Rollenklärung ist durch das Drei-Welten-Modell nach Bernd Schmid (1994) möglich

Chris: »In dem Moment war ich Oma«

Als bei Marieke die Wehen einsetzten, fuhr Chris erst einmal zu ihr nach Hause. Dass sie eine Strecke vor sich hatte, genoss sie; sie nutzte die Zeit, um sich auf diese besondere Geburt einzustellen. Später fuhren alle gemeinsam ins Geburtshaus. »Während der Geburt fand ich es interessant, bei mir zu beobachten, dass ich den emotionalen Teil gar nicht brauchte. Den übernahm mein Schwiegersohn. Er war für Marieke zuständig, dafür, sie zu halten, zu trösten, ihr Mut zuzusprechen. Natürlich habe ich davon auch etwas übernommen, aber ich hätte es nicht gebraucht. Ich konnte tatsächlich professionell Hebamme sein.« Dabei waren Routine und Handwerk eine gute Stütze.

Nur, in dem Moment, »als der Mats geboren war, da war ich Oma.« Als Chris das sagt, wird sie ganz weich und ihre Augen werden feucht. Sie schnieft und fasst sich kurz ans Brustbein. »Wie er rauskam und mich mit großen Augen angeguckt hat … das berührt mich immer noch.« Schluckt und lacht: »Jetzt heul` ich gleich.«

Auch als sie die U1 machte, war sie Oma, erzählt Chris, »aber zum Nähen musste ich wieder Hebamme sein. Das will man ja eigentlich nicht, seiner Tochter da jetzt wehtun. So ist es halt nun mal.«

Im Wochenbett war das Stillen schmerz­haft, erzählt Chris: »Das war anfangs nicht so schön. Als es dann besser wurde, war es einfach schön zu sehen, wie sie zusammenwachsen und Mats groß wird.«

Die Rollen tauschen

Beide Hebammengroßmütter haben von Kolleginnen gehört, die sich die Betreuung ihrer Töchter auf gar keinen Fall vorstellen können. Und auch Katharina sagt, sie habe Sorge, dass sie zu nah dran sei. Eine Sorge, die Susanne anfangs für die Geburt ja auch hatte.

Aber was bedeutet das für die Betreuung, zu nah dran zu sein? Keinen klaren Blick für die jeweilige Situation zu haben? Nicht ertragen zu können, die eigene Tochter mit Wehen zu erleben? Mit ihr zu leiden? Sich handlungsunfähig zu fühlen? Sorge zu haben zu paralysieren?

Susanne sagt: »In den Momenten war ich immer Hebamme.« Chris erzählt, dass ihr Routine und Handwerk geholfen haben, als Hebamme zu agieren.

Professionalität hilft also und das Wissen darüber ist möglicherweise ein Schlüssel zum Gelingen, wenn eine Großmutter als Hebamme die Geburt ihres Enkelkindes betreut: Sie weiß, wann sie als Hebamme gefragt ist und wann als Mutter oder Großmutter – sie weiß, in welcher Rolle sie sich jeweils befindet.

Das Drei-Welten-Modell des Transaktionsanalytikers und Systemikers Bernd Schmid veranschaulicht diese unterschiedlichen Rollen. Hier ist die Persönlichkeit umgeben von der professionellen, der privaten und der Organisationswelt. Jede dieser Welten verlangt von uns eine bestimmte Treue, wie Schmid es nennt (siehe Abbildung).

In der privaten Welt handeln wir als Privatmenschen. Die Aufmerksamkeit ist geleitet von der Qualität und dem Erhalt unserer Beziehungen. Hier wären das unter anderem die Beziehung von Susanne zu Lena und von Chris zu Marieke – und jeweils zum Enkelkind und zum Schwiegersohn.

In der professionellen Welt geht es um uns als Fachperson, wir lassen uns von den Werten, Standards und Logiken unseres Berufs (unserer Fachwelt) leiten. Unsere Aufmerksamkeit hier gilt der fachlichen Qualität. Das heißt für unsere Geschichte: Chris und Susanne treten als Fachfrauen auf mit ihrer Hebammenexpertise. Persönliche Belange bleiben draußen.

In der Organisationswelt nehmen wir eine Funktion in unserem Unternehmen/unserer Organisation ein: als Kreißsaalhebamme, Teamkollegin, Praxisanleiterin …

Für unsere Geschichte sind vorrangig die private und die professionelle Rolle interessant: Zum Beispiel, wenn Chris den Riss ihrer Tochter nähen muss (als Hebamme) – ihrer Tochter aber nicht weh tun möchte (als Mutter). Dann ist es wichtig, sich eindeutig für eine Rolle zu entscheiden. Unklare Rollen können lähmen, denn es ist nicht möglich, zwei Rollen gleichzeitig gerecht zu werden. Eine Lösung des Konflikts könnte sein, sich für eine Rolle zu entscheiden – und somit die andere aufzugeben. Chris hat sich nach der U1 entschieden, wieder Hebamme zu werden – vielleicht war es einen kleinen Moment unklar für sie? Sie hätte auch sagen können, das möchte ich nicht, ich möchte Marieke lieber die Hand halten; denn es war im Geburtshaus noch eine zweite Hebamme anwesend, die hätte nähen können. Wichtig war, sich überhaupt zu entscheiden und die Rolle klar auszufüllen.

Es kann auch zu einem Konflikt zwischen Organisations- und Fachwelt kommen, zum Beispiel (das ist jetzt theoretisch und war in meinen Gesprächen kein Thema), wenn bei den Kolleginnen im Kreißsaal mal wieder Land unter ist und sie sich über die zusätzlich anwesende Fachfrau (Hebammenmutter) freuen und erwarten, dass diese das Team unterstützt. Die Hebammenmutter hat aber eine ganz andere Agenda: Sie will die Geburt ihres Enkelkindes betreuen. Möglichst ungestört.

Das Drei-Welten-Modell eignet sich zur Selbstreflexion und zur Rollenklärung. Und es lohnt sich, sich im Vorfeld Gedanken zu machen. Vor allem darüber, was im Notfall ist: Kann ich auch bei einem Notfall wirklich Hebamme bleiben? Falls es zu einem Schaden kommt, wie leben wir anschließend als Familie? Können wir alle in unseren Rollen bleiben? Die (werdende) Großmutter als Hebamme, aber auch die Tochter als zu betreuende und begleitende Schwangere?

Folgende Fragen können helfen, sich Klarheit zu verschaffen:

  • Kann ich situativ und angemessen von einer zur anderen Rolle wechseln? Wann bin ich (Groß-)Mutter, wann Hebamme?
  • Kann ich meine Rolle stimmig kommunizieren? Woran spürt meine Tochter, wann ich Hebamme bin und wann Mutter?
  • Kann ich auch unter Stress in ungewöhnlichen Situationen angemessen in meiner Rolle bleiben? Kann ich gewährleisten, dass ich auch bei einer atonischen Blutung noch voll professionell arbeite? (Kessel et al., 2021)

Beiden Frauen hat die Professionalität – die Routine und das Handwerk – geholfen, in ihrer Hebammenrolle zu bleiben – beziehungsweise sich wieder hineinzubegeben.

Geschützte Zone

Keine der beiden Hebammen hatte die Betreuung von sich aus angeboten. Susanne: »Ich hätte es nie angeboten, aber wir sind ja richtig seelenverwandt, da hat es mich nicht überrascht, dass sie gefragt hat. Darüber habe ich mich sehr gefreut.« Chris: »Ich habe mich erst einmal gefreut, dass meine Tochter schwanger ist. Und war zurückhaltend. Der Rest ergab sich.«

Beide sagen, dass, wenn die Tochter sich zum Beispiel für eine geplante Sectio entschieden hätte, sie auch damit hätten leben müssen.

In der Praxis erlebten beide Hebammen – neben einer ganz besonderen Geburt – Privilegien am Geburtsort. Auch Kolleginnen in vergleichbarer Situation hatten davon berichtet: Sie wurden in Ruhe gelassen. Der Kreißsaal/Geburtsraum war eine geschützte Zone, es kam niemand herein – was in vielen Kreißsälen durchaus an der Tagesordnung ist: keine werdende Hebamme, keine Kollegin, kein Arzt, keine Ärztin. Die Hebammenmütter konnten für diese Geburt einen Schutzraum schaffen. War ärztliche Expertise gefragt, dann kam dieser Kittel nur fürs Nötigste herein – und war gleich wieder verschwunden. Chris: »Alles ganz intim, so wie es eigentlich immer sein sollte.« – So wie auch das nächtliche Lager von Susannes Familie im Kreißsaal.

Für Chris war es wichtig, sich auszutauschen mit Kolleginnen, die diese Erfahrungen bereits gemacht hatten – wenigstens beim ersten Enkelkind. Keine ihrer Gesprächspartnerinnen habe gesagt, sie würde es nicht wieder machen. Chris: »Eine Frau bekam einen Kaiserschnitt – das wünscht man sich ja nicht bei der Tochter –, aber das nächste Kind hat sie wieder mit ihrer Hebammenmutter bekommen. Spontan.«

Susanne würde beim zweiten Enkelkind – wenn sie gefragt würde – sicherlich auch wieder ja sagen. »Die eigenen Kinder beim Eltern-Werden zu begleiten, das was schon ein sehr, sehr besonderer Moment.«

Chris hat heute drei Enkelkinder, sie hat all diese Geburten im Geburtshaus betreut. Wenn ihre Tochter sie gefragt hätte, ob sie als Mutter dabei sein könnte, und nicht als Hebamme – auch das hätte sie sich vorstellen können. Das wäre aber nicht ganz so schön gewesen. Die schwierigste Aufgabe für sie wäre gewesen, gar nicht beteiligt gewesen zu sein: »Wie alle Mütter am Telefon zu sitzen und auf den Anruf warten? Oh Gott, das wäre die schwierigste Aufgabe gewesen.« Sie lacht.

Zitiervorlage
Salis, B. (2023). Nur nicht aus der Rolle fallen. Deutsche Hebammen Zeitschrift, 75 (2), 32–35.
Literatur
Kessel, B., Raeck, H., Verres, D. (2021). Ressourcen­orientierte Transaktionsanalyse. Vandenhoeck und Ruprecht.
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